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Tiger 1050: Ins zweite Glied

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Bald auf Abschiedstour? Tester Volker Pfau mit der Tiger 1050 SE. © V. Pfau, Meinert/TÖFF

Jahrelang war sie die GS-Jägerin schlechthin, die schärfste Waffe von Triumph bei den Reiseenduros. Jahrelang gab es nur eine Tiger – die Modelle hießen erst 900, dann 885i und 955i, aktuell 1050 SE.

Mit Respekt wurde der Name ausgesprochen, denn sie hatte sich eine Fangemeinde geschaffen. Bis die Engländer ihr heuer mit der Tiger 1200 Explorer einen neuen Rudelführer vor die Nase setzten. Wir wollten wissen, ob die 1050 SE nun ins zweite Glied rücken muss, oder ob sie sich ihren Platz im angestammten Revier behaupten kann.

Von der Fernreiseenduro, mit der man die namensgebenden Samtpfoten in Sibirien oder Südchina besuchen konnte, hat sich die Triumph Tiger spätestens seit dem letzten grundlegenden Facelift vor fünf Jahren entfernt. Aus der grob­stollig bereiften Fernwehsehnsuchtsstillerin ist längst ein Tourenmotorrad fürs heimische Landstraßenrevier geworden, was die letzten Überarbeitungen zum Modelljahr 2012 (straffere Federung, modifizierter Lenker) nur unterstreichen.

Spaß macht die Tiger 1050 SE – das steht für Special Edition mit serienmäßigem ABS, Koffersatz, Hauptständer und Protektoren – nach wie vor. Nur kann man das Vergnügen bereits auf der kleinen Hausstrec

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Das übersichtliche Cockpit der Reiseenduro. © V. Pfau, Meinert/TÖFF

kenrunde haben und muss nicht mehr bis ans Ende der Welt fahren. Der flüssigkeitsgekühlte Dreizylindermotor mit 115 PS/85 kW wird locker mit der 245 Kilogramm schweren Engländerin fertig, gefällt wegen seiner kultivierten Art und man könnte schon auch mal die Sau rauslassen, wenn das Fahrwerk nicht gar so schwammig wäre und klarere Rückmeldungen geben würde.

Ansonsten ist die Tiger 1050 ein feines Motorrad, das über ordentliche Bremsen verfügt, dessen Cockpit übersichtlich informiert und das mit guten Spiegeln versehen ist. Pluspunkte sammelt die Triumph auch für den moderaten Verbrauch von 6,1 Litern auf 100 Kilometer. Gewöhnungsbedürftig sind dagegen der recht breite Knieschluss am Tank und das nicht ganz logische Schließsystem am ansonsten feinen Koffersatz.

Bleibt zum Schluss die Frage, ob die 12.790 Euro teure Tiger 1050 SE auf dem hart umkämpften Zweiradmarkt Erfolg beschieden sein wird. Als Reiseenduro hat sie abgedankt, als spaßorientiertes sportliches Straßenmotorrad mit Tourerqualitäten für Individualisten könnte sie weiterhin ihren Platz im Angebot der Marke behalten. Wenn die Käufer sie jedoch ins zweite Glied stellen, ist zu befürchten, dass sie sich bald auf ihre Abschiedstournee im Händler-Schaufenster begibt.

Volker Pfau

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