Voll im Saft

Es geht aufwärts bei BMW - zumindest in Punkto Hubraum und Leistung. Die neue Generation der K-Modelle hat in allen Belangen zugelegt, die blauweißen Motorräder sind größer, stärker, schneller geworden – und teurer.
Da stellt sich die Frage, ob das notwendig war, denn auch die Vorgänger waren nicht von Pappe. Allen voran die K 1200 S, die als Sporttourer verkauft wurde, aber so manchem vermeintlichen Edelrenner das Rücklicht zeigte. Jetzt steht also die K 1300 S vor uns, 175 PS (129 kW) stark und 285 km/h schnell. Und sie wird immer noch als Sporttourer bezeichnet.
Dass da 254 kg Motorrad plus Fahrer bewegt werden wollen, macht dem Vierzylinder mit nunmehr 1293 ccm Hubraum nicht das Geringste aus. In der Warmfahrphase fällt vor allem auf, dass sich die sechs Gänge nun butterweich schalten lassen und dass nur ein leises Geräusch dies akustisch vermeldet. Bei der Vorgängerin war da bisweilen Knochenarbeit nötig. Sobald die Betriebstemperatur erreicht ist, sollte der Fahrer dann aber ganz cool werden, denn die BMW ist ein Bike, das voll im Saft steht. Wer den 360 Euro teuren Schaltassistent geordert hat, kann bei Vollgas die Gänge hochjubeln, ohne die Kupplung zu ziehen. Kein Wunder, dass dies wahre Beschleunigungsorgien ermöglicht. Tempo 200 ist in 7,8 Sekunden erreicht – in der Zeit schafft auch ein gut bestücktes Auto kaum die 100er-Marke. Das zeigt also deutlich, wie schnell man auf der K 1300 S den Bereich der Legalität verlassen kann und wie viel Selbstdisziplin am Gasgriff notwendig ist.
Die Quittung folgt aber nicht nur möglicherweise auf dem Flensburger Konto, sondern spätestens an der nächsten Tankstelle: Die Heizerei verschlingt über 8 Liter Super plus auf 100 km, bei anständiger Fahrweise kamen wir auf einen Durchschnittsverbrauch von 6,4 Liter. Das Schnellfahren hat sie ganz toll drauf. Egal, ob man auf flotten Autobahnetappen Kilometer frisst oder auf gut ausgebauten Bundesstraßen zügig unterwegs ist – die sportliche K ist stets souverän und hat Leistung im Überfluss. Erfreulicherweise lässt sie sich aber auch ohne Stress durch den Stadtverkehr dirigieren und man kann mit ihr auch herrlich gemütlich über Landstraßen bummeln. Die ergonomisch gut gestalteten Griffe, Schalter und Knöpfe und das übersichtliche und gut ablesbare Cockpit erleichtern dem Fahrer die Arbeit (die dieser aber bestimmt primär als Vergnügen bezeichnen wird).
So viel Freude auf zwei Räder hat allerdings leider ihren Preis. Zur Basis von 15 950 Euro kamen bei unserem Modell noch Safety-Paket (400 Euro), elektronische Fahrwerkeinstellung ESA (740 Euro), besagter Schaltassistent, Heizgriffe (195 Euro) und Bordcomputer (145 Euro), so dass am Ende die stolze Summe von 17 790 Euro stehen. Die BMW K 1300 S ist letztlich jeden Euro wert, aber saftig ist hier nicht nur die Leistung, sondern auch der Preis.
Volker Pfau