"Reise zum Mittelpunkt der Erde" - Aubergtunnel nimmt Gestalt an

Altenmarkt - Kunststoffdichtungsbahnen neben Stahlbetonträgern, Bagger neben Radladern - eine Tunnelbegehung offenbart den aktuellen Stand der Arbeiten am Auberg in Altenmarkt.
Langsam wird auf der Aubergtunnel-Baustelle ersichtlich, wohin die Reise geht. Aktuell sei man dabei, die Innenschale zu betonieren. Im Vorhinein werde blockweise die jeweilige Abdichtung aufgebracht, bevor anschließend der Einbau der Bewehrung erfolge, wie Roland Sedlmeir, Projektleiter für Tunnelbau bei der Autobahndirektion Südbayern, gegenüber chiegmau24.de erklärt. Das Ganze erfolge zweigeteilt: Erst komme die Sohle und dann das Gewölbe.
Ende Februar sei man bereits mit der halben Sohle fertig gewesen, "jeden Tag wird ein Block à zehn Meter betoniert - das ist schon eine sportliche Leistung bei insgesamt 440 Metern". Anfang März würden dann die Betonarbeiten im Gewölbe anstehen.
Ein Blick ins Innere des Tunnelbauwerks zeigt die Zehn-Meter-Blöcke, die schrittweise von Norden nach Südwesten entstehen. Vorsicht ist geboten beim Gehen über die verschiedenen Arbeitsstufen - andernfalls könnte es leicht passieren, dass man sich in den Baustahlmatten am Boden des Tunnels verheddert.
30 Arbeiter sind aktuell in der Tagschicht beschäftigt. Schnell wird klar, wie sehr sich die Arbeiten von anderen Baustellen wie dem klassischen Hochbau unterscheiden: "Jeder Tunnel ist anders. Im Tunnelbau muss man sich immer auf die besonderen Gegebenheiten einstellen. Fragezeichen bilden insbesondere die Wasser- und Baugrundverhältnisse - wir versuchen das im Voraus durch Erkundungsbohrungen und Grundwassrbeobachtungen zu erkunden, doch unvorhergesehene Überraschungen können während dem Vortrieb und Ausbau immer auftreten."
"Ein altes Tunnelbau-Sprichtwort lautet 'Vor der Hacke ist es finster'", erklärt Sedlmeir und deutet damit an, dass Tunnelbau nie vollständig durchplanbar sei. "Ein Tunnel ist immer ein bisschen wie eine Reise zum Mittelpunkt der Erde."
Am Nordportal wacht die Heilige Barbara, die als Schutzpatronin der Mineure und Tunnelbauer gilt. Sie soll vor Unglück auf der Baustelle schützen. Bis zur Fertigstellung behält die Heilige Barbara ihren Standort, danach wird sie einen Ehrenplatz bekommen. Jeweils am 4. Dezember ist ihr Gedenktag - an diesem Tag soll sie der Legende nach im 3. Jahrhundert den Märtyrertod erlitten haben.

Doch die Musik spielt sich nicht nur im Inneren des Aubergtunnels ab: Auch außerhalb müssen noch Arbeiten angegangen werden.
"Wenn die Betonarbeiten im Tunnel abgeschlossen sind, steht draußen der Bau des Betriebsgebäudes als reiner Hochbau an. Eine Irritationsschutzwand und zwei Rückhaltebecken fehlen ebenfalls noch bevor es allmählich an die eigentliche Fahrbahn geht, für das wieder Material eingebracht werden muss", erklärt Sedlmeir die Schritte, die sich allmählich Stück für Stück dem Ende nähern.
Hat der strenge Winter Anfang des Jahres die Arbeiten behindert? Hier kann Sedlmeir Entwarnung geben: "Nein, die Schneemassen haben uns kaum beeinträchtigt, zumal wir innerhalb des Tunnels vorwiegend witterungsunabhägnig arbeiten können. Lediglich die Kunsstoffabdichtung ist ein wenig kälteempfindlich, aber das hatten wir auch im Griff. Wir konnten die Tunneleingänge schließen und im Inneren heizen. Vor dem Tunnel mussten wir den Eingang freilich schon freischaufeln für die Gerätschaften."

Der Aubergtunnel in Zahlen und Fakten:
Der Bund erteilte die Baufreigabe im Jahr 2016. Im April 2017 fand der Spatenstich statt. Zum Tunnelanschlag kamen Scheuer, Aigner und Ramsauer im August 2018. Der Tunneldurchschlag erfolgte im Oktober 2018. Mit der Bauausführung ist die Firma "Marti GmbH Deutschland" betraut.
Der bergmännische Vortrieb beim Aubergtunnel erfolgte konventionell und nach dem Prinzip der Spritzbetonbauweise. Mit dieser Bauweise könne, so erläutert Sedlmeir, "besonders gut auf wechselnde Gebirgsverhältnisse eingegangen werden. Sprengen mussten wir nicht, die Arbeiten durch das anstehende Gestein geschahen mittels Baggervortrieb und teilweise aufgesetzter Fräse."
Das reine Tunnelbauwerk erstreckt sich über eine Länge von 400 Metern - jeweils 20 Meter an den beiden Portalen werden in offener Bauweise hergestellt. Etwa bei der Hälfte des Tunnels zweigt sich bereits ein 140 Meter langer Rettungsstollen von der Hauptröhre nach draußen ab. Insgesamt wird die Ortsumfahrung bei Altenmarkt 1,5 Kilometer lang. 40.000 Kubikmeter Fels mussten für den Tunnel aus dem Auberg gefördert werden.
Eröffnung für Frühjahr 2021 geplant:
Der Aubergtunnel als Ortsumfahrung soll die Traun-Alz-Achse stärken: Weniger Staus, Unfälle, Lärm und Abgase, mehr Verkehrssicherheit und Lebensqualität sind die Ziele des Projekts. Spätestens im Frühjahr 2021 soll nach dem Plan alles fertig gestellt sein. Die Verkehrsfreigabe sei für die Jahreswende 2020/2021 angesetzt.
Die Rohbaukosten für den Aubergtunnel liegen bei 18 Millionen Euro, das ganze Projekt wird um die 30 Millionen Euro kosten. Auftraggeber sind das Staatliche Bauamt Traunstein und die Autobahndirektion Südbayern.
Die Kosten liegen laut Sedlmeir nach wie vor im Rahmen, auch zeitlich habe man sogar noch einen kleinen Puffer nach hintern.
mb