Kreis Altötting reagiert auf Ukraine-Krieg
Intensives Gebet und dezentrale Unterkünfte - Altöttinger Bürger bieten schon aktiv Wohnungen an
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Alle Landkreise in Oberbayern rüsten sich auf eine mögliche Aufnahme von Flüchtlingen aus dem Kriegsgebiet in der Ukraine. In Altötting will man tendenziell auf dezentrale Unterbringung setzen - und nicht auf Turnhallen. Entscheidend wird die Zahl der möglichen Ankömmlinge sein. Die Kirche wiederum setzt auf Gebet. Priester sollen Friedensaufrufe in die Predigt einbauen. Das Bistum Passau schnürt in diesen Tagen ein Hilfspaket zusammen.
Altötting - Passend zum Wallfahrtsort Altötting ist eine aktuelle Pressemitteilung der Deutschen Bischofskonferenz: „Ökumenischer Aufruf zum Gebet für die Ukraine“ heißt es dort. Wie innsalzach24.de am Montag (28. Februar) erfuhr, ist die Information am Freitag (25. Februar) eingetroffen. Laut Luise Hell vom Wallfahrtsbüro Altötting sollen „Friedensbotschaften in Predigten und Fürbitten bei Gottesdiensten eingebaut“ werden. Tenor: Christen verurteilen Gewalt.
Laut Stadtpfarrer Dr. Klaus Metzl ist „immer eine Fürbitte für die Ukraine bei jeder Heiligen Messe dabei“. Am Samstag bei der Vorabendmesse der Kapuziner in St. Konrad, wurde für die Menschen und den Frieden in der Ukraine gebetet.
Wohnungen nach Bedarf angemietet - möglichst keine Turnhallen
Auf der organisatorischen Seite sind Mitarbeiter des Landratsamts ebenfalls bereits aktiv. Denn es könnte die Aufnahme von Flüchtlingen bevorstehen. „Wir wissen momentan nichts Genaues, halten uns aber bereit“, so Pressesprecher Dr. Robert Müller. Alle Planungen orientierten sich „flexibel und schnell an der Zahl möglicher Ankömmlinge aus dem Kriegsgebiet“.
Bürger gehen auf Landratsamt Altötting zu - Aufenthalt ohne Visum möglich
Was die Landkreis-Politiker offenbar vermeiden wollen, sind zentrale Massenunterkünfte, wie man es bei der Flüchtlingswelle 2015/2016/2017 erlebte. „Wir setzen auf dezentrale Unterbringung und mieten bei Bedarf Wohnungen an“, so Dr. Müller. Es weist auch lobend darauf hin, „dass sich schon einige Landkreisbürger aktiv gemeldet haben und Unterkünfte für Flüchtlinge aus der Ukraine anbieten“.
In einer offiziellen Verlautbarung heißt es vom Landratsamt, „dass sich Personen (aus der Ukraine), die sich aufgrund des Krieges im Landkreis Altötting aufhalten, unter per E-Mail an: aufenthaltsanzeige-ukraine@lra-aoe.de beim Landratsamt anmelden“ sollen. So könnten „Betroffene individuell über /.../ rechtliche Regelungen sowie /.../ Unterstützungsangebote“ informiert werden. Aktuell sei sogar „ein visumfreier Aufenthalt von Menschen aus der Ukraine bis zu 90 Tagen zulässig“.
Wer Unterkunft anbieten kann, soll sich per E-Mail eintragen - Appell von Landrat Schneider
Zusätzlich wurde ein Funktionspostfach eingerichtet. Alle Personen, die eine geeignete Unterkunft zur Aufnahme von Flüchtlingen im Landkreis Altötting zur Verfügung stellen wollen, werden gebeten, sich diesbezüglich unter asylunterbringung@lra-aoe.de an das Landratsamt zu wenden.
Landrat Erwin Schneider in einer Pressemitteilung vom 28. Februar: „Humanitäre Hilfe und schnelle Unterstützung für ukrainische Flüchtlinge sind in dieser schwierigen Zeit das Gebot der Stunde. Seitens des Landratsamtes werden wir die Leidtragenden des Krieges, die im Landkreis Altötting Schutz suchen, tatkräftig unterstützen, wo es nur geht.“
Verbindung der Marienorte Altötting und Tschenstochau (Czestochowa)
Da der Wallfahrtsort Altötting im Verbund „Shrines of Europe“ mit dem polnischen Marien-Ort Tschenstochau (Czestochowa) verbunden ist, könnte auch im Rahmen dieser Partnerschaft eine Spenden-und Hilfsaktion Richtung Polen anlaufen. Denn Polen wird als Nachbarland erstes Ziel von Flüchtlingen aus der Ukraine sein.
Die Pressestelle des Bistums Passau - zu dem Altötting gehört - ließ auf Nachfrage verlauten, „dass zahlreiche Hilfsmaßnahmen für die Ukraine geplant sind, aktuell gesammelt und zusammengestellt werden“. Bischof Stefan Oster ließ am 28. Februar diese Meldung auf der Website der Diözese Passau veröffentlichen.
Sofort-Aktion mit Hilfslieferung der Rumänienhilfe Emmerting
Die Rumänienhilfe Emmerting reagiert sehr spontan und schnell. Bereits am Freitag (4. März) setzt sich ein Lkw mit Hilfsgütern aus dem Landkreis Altötting Richtung Grenzgebiet Rumänien/Ukraine in Bewegung. Dort strömen bereits viele Menschen Richtung EU-Gebiet, um Schutz vor dem Krieg zu suchen.
Rumänienhilfe-Präsident Raimund Said: „Dr. Markus Söder hat versprochen die Anrainerstaaten der Ukraine zu unterstützen. Für den Bereich im Norden von Rumänien hat unser Verein Hilfe angeboten und wir werden dies auch praktizieren.“
Wer will, kann der Rumänienhilfe Emmerting noch bis 3. März 2022 Hilfsgüter bringen - Baderstraße 4, 84547 Emmerting oder Wiesbauerstr. 15, täglich von 7 bis 17 Uhr (Freitags von 12.30 bis 17 Uhr). Voraussichtlich werden in den kommenden Wochen weitere Hilfstransporte Richtung Rumänien durchgeführt.
Liste humanitärer Organisationen für potenzielle Spender
Millionen Ukrainer sind bereits seit dem Beginn des Ukraine-Russland-Konflikts im Jahre 2014 auf humanitäre Hilfe angewiesen. Zahlreiche Hilfsorganisationen sind im Land tätig. Sie errichten Notunterkünfte, versorgen Betroffene mit Medikamenten und Kleidung, nehmen Flüchtlinge auf und bieten auch psychologische Unterstützung.
Das deutsche Zentralinstitut für soziale Fragen hat eine Liste der Hilfsorganisationen und ihrer Spendenkonten erstellt. Das Institut empfiehlt auch eher Geldspenden als Sachspenden. Diese können „flexibler und effizienter“ eingesetzt werden.
-rok/ce-