1. wasserburg24-de
  2. Bayern
  3. Landkreis Altötting

„Bio-Krise“ auch in Burghausen? Was Landwirte, Laden- und Marktbetreiber dazu sagen

Erstellt: Aktualisiert:

Von: Daniela Haindl

Kommentare

Sogar ihr Futter ist teurer geworden: Die Bio-Kälber am Schacherbauerhof in Burghausen.
Sogar ihr Futter ist teurer geworden: Die Bio-Kälber am Schacherbauerhof in Burghausen. © Haindl

Steckt der Bio-Markt wirklich in der Krise? Die Meinungen am Schacherbauerhof, bei Naturkost Quer-Beet und denn‘s Biomarkt gehen auseinander.

Burghausen, Landkreis Altötting – Während Alnatura-Geschäftsführer Prof. Götz Rehn gegenüber agrar heute vom schlimmsten Einbruch des Bio-Marktes seit 35 Jahren sprach, sieht das Bio-Landwirt Georg Stadler vom Schacherbauerhof etwas entspannter. Naturkostladen-Betreiber Siegfried Sonnert berichtet von einem Auf und Ab seit der Pandemie während Christoph Nossol von denn‘s Biomarkt sagt, dass die Nachfrage auch in Burghausen etwas zurückging.

„Bio-Krise“ eher eine Kopfsache?

„Es ist natürlich so, dass die Leute Angst haben, dass ihnen das Geld nicht reicht,“ sagt Biolandwirt Georg Stadler. Er glaubt, die Bio-Krise sei eher eine Kopfsache, denn Bio-Lebensmittel seien im Gegensatz zu den konventionellen gar nicht teurer geworden. „Unsere Stammkunden, haben nicht gemerkt, dass sich etwas verändert hat, denn wir haben unsere Preise nicht angehoben.“ Seine Frau Bettina Stadler kann das nur bestätigen: „Unsere Preise für Fleisch, Brot und alles, was wir selbst herstellen, sind gleichgeblieben. Nur die Sachen, die wir zukaufen sind zum Teil teurer geworden.“ Allerdings greifen Gelegenheitskunden im Hofladen dennoch mehr zu Diskont-Produkten.

Doch angestiegenen Dieselpreise betreffen auch den Schacherbauerhof. So wird sogar das selbst produzierte Winterfutter seiner Bio-Kälber in der Herstellung teurer, denn nicht nur der Treibstoff für den Traktor, sondern auch die Kosten für Produktion selbst sei gestiegen. Das Winterfutter mache nämlich viel Arbeit, sagt Bettina Stadler. „Und die Mindestlöhne sind fairerweise nach oben gegangen. Die zusätzlichen Kosten müssen wir dieses Jahr wohl irgendwann umlegen“, ergänzt ihr Mann.

Das hausgemachte Brot vom Schacherbauerhof in Burghausen.
Das hausgemachte Brot vom Schacherbauerhof in Burghausen. © Schacherbauerhof

Bon-Wert der Kunden sank

Siegfried Sonnert, der gemeinsam mit Johannes Hirth den Naturkostladen Quer-Beet in der Burghauser Robert-Koch-Straße betreibt, berichtet, dass man im Laden die „Bio-Krise“ auf alle Fälle spüre. Schon während der Corona-Krise seien einige Kunden komplett weggebrochen – beispielsweise die aus Österreich. „Manche haben sich dann einfach umorientiert und andere kommen inzwischen nur noch sporadisch“, so Sonnert.

Aber auch der „Bon-Wert“ seiner Kunden sei gesunken. „Wo sie früher für 50 Euro eingekauft haben, da kaufen sie jetzt für 40 Euro“, sagt der Ladenbetreiber. Im Jahr 2021 habe der Naturkostladen dadurch ziemliche Engpässe eingefahren. Aktuell hoffen er und sein Partner, dass die Situation stagniert und sich nicht mehr weiter verschlechtert. „Wir müssen die nächsten Monate abwarten, aber wir haben bereits auf unsere Rücklagen zurückgreifen müssen, und das geht nicht ewig,“ sagt Sonnert.

Der Naturkostladen „Quer-Beet“ in der Robert-Koch-Straße, Burghausen.
Der Naturkostladen „Quer-Beet“ in der Robert-Koch-Straße. © Haindl

Bio-Preise weniger stark angestiegen

Denn‘s Biomarkt in Burghausen gehört einem ganzen Verbund an: Der Markt in Burghausen eröffnete erst im Frühjahr 2020 – zu Beginn der Corona-Pandemie. Christoph Nossol leitet die Region Südbayern und sagt: „Im Bio-Fachhandel gab es 2021, wie im gesamten Lebensmitteleinzelhandel, im vergangenen Jahr teilweise rückläufige Umsätze.“ Während Corona seien die Geschäfte dagegen sehr gut gelaufen. „Dennoch verzeichnen wir im Schnitt und im Vergleich zum Vorpandemiezeitraum eine anhaltende Nachfrage – und das ist auch in Burghausen der Fall“, so der Regionalleiter. Auch er kann bestätigen, dass die Preise für Bio-Lebensmittel generell weniger angestiegen sind als die für konventionelle. „Das liegt neben kürzeren Lieferketten unter anderem daran, dass der Ökolandbau auf die Verwendung von energieintensiven Dünge- und Spritzmitteln verzichtet“, so Nossol.

Ist Bio wirklich so viel teurer geworden, oder hat es nur ein schlechtes Preis-Image?
Ist Bio wirklich so viel teurer geworden, oder hat es nur ein schlechtes Preis-Image? © Haindl

Konkurrenz durch Supermärkte

Laut Elisabeth Widauer, die ihren Burghauser Pionier-Bioladen „Kornkammerl“ 2019 für immer schloß, zeichnet sich die Krise bereits seit Jahren ab. „Die Supermärkte waren clever und haben sich die wichtigsten Bio-Grundnahrungsmittel in ihre Regale geholt. Da sind uns 50 bis 150 Grundnahrungsmittel weggebrochen.“ Ohne der Frischware, die sie als Abo-Kiste verkaufte, wäre ihr Laden damals nicht mehr rentabel gewesen. Aber seit Supermärkte wie Aldi und Kaufland Bio-Marken wie Demeter, Bioland und Naturland verkaufen, sieht Widauer ohnehin Schwarz für kleine Bio-Läden.

Auch interessant

Kommentare