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So lebt es sich neben den Rockern: Nach der Razzia bei den Hells Angels in Töging

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Von: Harald Schwarz

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Das Gebäude im Bereich der Kreuzung von Inn- und Werkstraße war Schauplatz einer Razzia, bei der auch ein Sondereinsatzkommando vor Ort war
Das Gebäude im Bereich der Kreuzung von Inn- und Werkstraße in Töging war Schauplatz einer Razzia, bei der auch ein Sondereinsatzkommando vor Ort war. © fib/MW

Von Peter Becker, Nicole Petzi, Harald Schwarz

Es war wie in einem Actionfilm: Mit einem gepanzerten Fahrzeug hat sich die Polizei in Töging gewaltsam Zugang zu einem Gebäude verschafft, das Treffpunkt der „Hells Angels“ ist. Was der Bürgermeister und die Nachbarn über den Rockerclub erzählen.

Töging – Ein lautes Krachen riss die Anwohner von Inn- und Werkstraße am Dienstag, 23. Mai, gegen 5.30 Uhr aus dem Schlaf: Die Polizei hatte sich mit Spezialkräften eines Sondereinsatzkommandos (SEK) sowie gepanzerten Fahrzeugen Zugang zu einem Haus im Bereich der Kreuzung von Inn- und Werkstraße verschafft. An dem betroffenen Gebäude im Gewerbegebiet prangt die Aufschrift „Angel Place“, „Platz der Engel“. Das Areal nahe dem örtlichen Kraftwerk und dem Volksfestplatz war von den Einsatzkräften großräumig abgesperrt worden.

Normalerweise wenig Probleme mit den Hells Angels

Der aufsehenerregende Einsatz ist eine Ausnahme, meist ist das Leben rund um den Hells Angels-Treffpunkt meist ruhig, erzählen die Nachbarn und der Bürgermeister von Töging. Ein älterer Herr, der nicht namentlich genannt werden wollte, sagte, dass man normalerweise „von denen gar nix hört“. Josef Wimmer, der ebenfalls in der Nachbarschaft lebt, sagt, dass er in friedlicher Koexistenz mit den Bewohnern lebe. Er bezeichnete sie als harmlos und fand, dass der Einsatz von Polizei und SEK maßlos übertrieben war. Aus seiner Sicht sollte lieber gegen die Klimakleber in dieser Art und Weise vorgegangen werden. Eine ältere Anwohnerin zeichnet dagegen ein anderes Bild, sie habe sich schon des Öfteren über den Lärm bei Partys beschwert. Da seien Hunderte von Motorrädern sowie teure Autos bei dem Grundstück abgestellt worden.

Bürgermeister vertraut auf Sicherheitsbehörden

Tögings Bürgermeister Dr. Tobias Windhorst wurde am Morgen von den Ereignissen rund um den SEK-Einsatz überrascht. Davon erfahren habe er im News-Ticker, erklärt Windhorst auf Nachfrage der OVB Heimatzeitungen. Mittlerweile hätten auch einige Bürger im Rathaus angerufen, um sich zu informieren. Auskunft über die Hintergründe und den möglichen Zusammenhang mit der ansässigen Rocker-Szene geben könne er jedoch nicht. „Meiner Kenntnis nach gab es in der Vergangenheit mit den Hells Angels wenig Probleme“, konstatiert der Bürgermeister. Er vertraut auf die „zuverlässige Arbeit“ der Sicherheitsbehörden in dieser Angelegenheit.

Das hohe Eisentor wurde von der Polizei gewaltsam geöffnet, damit das Gebäude durchsucht werden konnte
Das hohe Eisentor wurde von der Polizei gewaltsam geöffnet, damit das Gebäude durchsucht werden konnte. © Becker

Die machten sich am frühen Morgen des 23. Mai lautstark bemerkbar und beendeten die nachbarschaftliche Ruhe damit schlagartig. Die Polizei verschaffte sich gewaltsam Zugang zu dem Haus.  Augenzeuge Alexander Riedle erzählt die Vorgänge aus seiner Sicht: Er war am Dienstagmorgen durch ungewohnten Lärm geweckt worden. Vor seinem Fenster brachten sich zahlreiche Einsatzfahrzeuge der Polizei in Stellung, darunter auch ein Panzerfahrzeug. „Dann gab es einen lauten Knall, ich wäre vor Schreck fast die Decke hochgegangen!“, erzählt er.

Bewaffnete Kräfte stürmten ins Innere

„Gegen 5 Uhr formierten sich die Einsatzkräfte mit ihren Fahrzeugen“, so Alexander Riedle. „Darunter war auch ein gepanzerter Dreiachser.“ Insgesamt zählt er außerdem fünf Blaulicht-Fahrzeuge, drei schwarze Kombis und zwei Fahrzeuge der Kripo. Gebannt steht Riedle an seinem Fenster und beobachtet den Einsatz. „Dann sind sie mit dem Panzer über eine Rampe in den ersten Stock gekracht, um reinzukommen.“

Anschließend seien mehrere schwer bewaffnete Kräfte des SEK ins Innere gestürmt. „Ich hörte sie ‚Hände hoch! Polizei!‘ rufen. Dann gab es mehrere weitere Knallgeräusche“, berichtet der Augenzeuge weiter und hält vor dem nächsten Satz kurz inne. „Da haben sie wohl Türen aufbrechen müssen, glaube ich.“ Bislang ist nicht bekannt, was im Innern des Gebäudes genau vonstattenging. Mehr konnte auch der Augenzeuge nicht erkennen. „Das Haus ist ummauert, da sieht man nichts“, so Riedle. Daher konnte er auch nicht ausmachen, ob jemand verhaftet oder abgeführt wurde. Andere Augenzeugen berichten davon, dass es auch zu einer Verhaftung gekommen sein soll.

Das SEK setzte ein gepanzertes Fahrzeug ein, um sich Zugang zu dem Gebäude zu verschaffen, das als Treffpunkt für die Hells Angels gilt
Das SEK setzte ein gepanzertes Fahrzeug ein, um sich Zugang zu dem Gebäude zu verschaffen, das als Treffpunkt für die Hells Angels gilt. © fib/MW

Bei der Razzia handelte es sich um „eine Durchsuchungsaktion, die unter Sachleitung der Staatsanwaltschaft Traunstein und der Polizei Altötting geführt wird“, wie Alexander Huber, Pressesprecher beim Polizeipräsidium Oberbayern Süd, mitteilte. Auslöser für den Einsatz war ein Durchsuchungsbefehl, der im Zusammenhang mit einem laut Huber „bereits länger zurückliegenden Körperverletzungsdelikt“ steht. Dabei soll es sich um einen Vorfall handeln, der sich im Februar 2023 in der Aluminiumstraße in Töging ereignet hat.

Polizei und SEK waren im Einsatz

Zu einem möglichen Bezug zur Rocker-Szene und ganz konkret zu einem Zusammenhang mit Mitgliedern der Hells Angels hielt sich die Polizei jedoch bedeckt. „Zu konkret Beteiligten können wir natürlich keine Angaben machen“, so Huber, der jedoch bestätigte, dass an dem Einsatz zahlreiche Kräfte des Polizeipräsidiums Oberbayern Süd, der Bereitschaftspolizei und auch ein Spezialeinsatzkommando (SEK) beteiligt gewesen sind..

Im Zusammenhang mit der Razzia in Töging sollen auch weitere Objekte in Ober- und Niederbayern durchsucht worden sein.

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