„30er-Zone interessiert keinen“: Ärger über Autoraser und Verkehrschaos in Freilassing

Hat Freilassing ein Verkehrsproblem? Die Bürger ärgern sich zumindest über so manchen Autofahrer - besonders vor Kindergärten und Schulen. Die Polizei kontrolliert verstärkt zum Schulbeginn im September und meint: „Jeder muss sich an die eigene Nase fassen“ - vor allem die Eltern.
Freilassing - „Die Vinzentiusstraße ist mittlerweile eine Rennstrecke geworden für diese ganzen Angeber mit ihren Bonzenkarren.“ - „Ich sitze jeden Tag am Frühstückstisch und ärgere mich, wie in einer 30er-Zone die SUV-Mamis mit gefühlt 80 ihre Kinder in den Kindergarten bringen und einfach ohne Schauen über die Kreuzung fahren!!“
Vinzentiusstraße, Lindenstraße oder auch die Laufener Straße - der Unmut über den Verkehr in der Facebook-Gruppe „Du kommst aus Freilassing, wenn“ ist groß. Zahlreiche Freilassinger klagen in den Kommentaren unter einem Post über Verkehrssünder. Darin ging es ursprünglich um in der Stadt aufgehängte Warnschilder für Autofahrer, dass sich auf der Straße spielende Kinder aufhalten könnten.
Ignorieren Autofahrer die Geschwindigkeitsbegrenzungen in Freilassing?
Die Autofahrer würden sich demnach nicht an die Geschwindigkeitsbegrenzungen halten. „Die 30er-Zone bei den Kindergärten interessiert auch keinen mehr“, kommentiert etwa ein User. In der Lindenstraße würden die Autos abends immer wieder im Kreis fahren, so eine Userin: „Jeden Abend geht das hier rund. Total gestört, diese Menschen.“ Über mangelnde Polizeipräsenz in Freilassing könne man sich grundsätzlich nicht beschweren, meint eine Userin. „Wir geben unser bestes“, erklärt Gerhard Winterstetter, Verkehrsreferent bei der Polizei Freilassing. Die Ergebnisse der Geschwindigkeitsmessungen würden jedoch nicht immer mit dem Empfinden der Bürger zusammenpassen.
„Die Mehrheit der Bürger hält sich an die Geschwindigkeitsbegrenzungen. Einzelfälle sind immer dabei, das lässt sich aber mit Kontrollen nicht verhindern. Dann müssten wir 24 Stunden lang kontrollieren“, so Winterstetter. „In Freilassing ist die Verkehrsmoral in Ordnung, was man so an den Messergebnissen sieht.“ Es sei nicht so, dass sich keiner an nichts halte. Doch 40 fahren in der 30er-Zone sei nicht gleich „das Rowdytum, was die Polizei auf den Plan“ rufe. „Wir tun unser Möglichstes, doch jeder muss sich an die eigene Nase fassen“, so Winterstetter.
„Das Problem sind die Eltern“: Verkehrsüberwachungen zum Schulstart im September
Das zeigt sich laut den Äußerungen des Polizisten besonders an den Schulen und Kindergärten in der Stadt. Zum Schulbeginn am 13. September stellen sich die Polizisten die ersten Wochen wieder vermehrt vor die Schulen, um den Verkehr zu überwachen. „Aber das Problem sind die Eltern“, so Winterstetter. „Der Wunsch wäre ein Drive-In, wo sie reinfahren können, langsam fahren, Kind aussteigen lassen und wieder wegfahren können.“
Die Polizisten seien nur am Hinweisen: Bitte nicht mit dem Auto auf den Gehsteig fahren, Motor kann man abstellen, langsam fahren. „Das ist jedes Jahr dasselbe, denn jedes Jahr haben wir neue Schulkinder. Und damit die eigenen Kinder sicher in den Kindergarten und die Schule kommen, wird auf den Gehsteig gefahren, aber die anderen Kinder müssen ausweichen“, so Winterstetter über einige autofahrende Eltern. Sie würden nach mehr Polizei vor der Schule schreien, aber „vor der Schule parken nur Eltern“. Wenn sie sich an die eigene Nase fassen würden, müsste die Polizei nur zum Guten Morgen sagen vorbeifahren, meint der Polizist scherzhaft.
Polizei zieht Strafen „gnadenlos“ durch
Ob bauliche Maßnahmen neben den bestehenden 30er-Zonen dem Verkehrschaos vor den Schulen und Kindergärten in Freilassing Einhalt gebieten können, ist laut Winterstetter fraglich. „Auch der normale Verkehr muss fließen.“ Freilassing sei auch eine Einkaufs- und Wohnstadt. „Der Zugang zu Geschäften und Wohnungen muss gewährleistet sein. Das ist eine schwierige Sache. Schüler sind an erster Stelle, weil sie ein geschützter Personenkreis sind. Dass aber gar kein Verkehr mehr vor den Schulen ist, werden wir nicht hinkriegen“, erklärt Winterstetter.
Die Polizei tue weiterhin ihr Möglichstes für die Verkehrssicherheit in der Stadt. Zuletzt seien die Baustellen etwa in der Reichenhaller Straße ein Problem gewesen, da sich viele Autofahrer nicht an die Sperren gehalten hätten und durch die Seitenstraßen durchfuhren. Die Polizei habe bei den Kontrollen die Strafen gnadenlos durchgezogen. „Die sagen das dann weiter. 50 Euro Strafe lässt einen schon nachdenken, ob man das nochmal riskiert“, so Winterstetter. In den meisten Fällen sei die Beschilderung ausreichend, doch auch hier fehle es im Einzelfall am Wille des Autofahrers, sich an die Vorschriften zu halten.
ce