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Neue Zahlen zur Sozialraumanalyse: Ausländeranteil in Laufen wird und muss sich erhöhen

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Von: Hannes Höfer

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Stellt der Stadt Laufen ein gutes Zeugnis aus: Dr. Herbert Tekles vom Büro Demosplan.
Stellt der Stadt Laufen ein gutes Zeugnis aus: Dr. Herbert Tekles vom Büro Demosplan. © Hannes Höfer

Den Anstieg der sozialversichert Beschäftigten Laufener in den letzten Jahren ist „gewaltig“. Doch viele dieser Menschen gehen demnächst in Rente. Also braucht es Arbeitskräfte. Die benötigen Wohnraum und Plätze für ihre Kinder. Doch wie viele? Wohin geht die Entwicklung in Laufen? Vor allem: Was muss die Stadt tun, um die Weichen richtig zu stellen? Wer das weiß, ist Dr. Herbert Tekles vom Institut Demosplan, der erstmals 2017 eine Sozialraumanalyse für Laufen erstellt hatte.

Laufen - Die wurde seither mehrmals fortgeschrieben, zuletzt im April 2022. Nun präsentierte Tekles im Alten Rathaus aktualisierte Zahlen. Dabei gab es Lob für den Weg für die Salzachstadt, aber auch Warnungen: „Was wir heute Fachkräftemangel nennen, ist nur ein schwacher Vorgeschmack auf das, was kommt.“

In Laufen sterben mehr Menschen als geboren werden. Und doch stieg die Einwohnerzahl auf aktuell 7500 an, weil mehr zu- als wegziehen. Im Altersaufbau deutlich sichtbar sind die Kurven der Baby-Boomer, deren Kinder und Enkel. Die Zahl der sozialversichert Beschäftigten Laufener in Laufen stieg seit 2008 „gewaltig“ auf aktuell 507 an. Nicht wenige davon verabschieden sich demnächst in den Ruhestand. „Es müssen Arbeitskräfte durch Zuzüge gewonnen werden“, ließ Tekles keinen Zweifel an dieser „gigantischen Herausforderung“, denn wenn Firmen abwanderten, nehme dies Wohlstand und Kaufkraft mit. Kommunen, die auf „klein, aber fein“ setzten, würden nur „älter und schwächer“.

Anders der Standort Laufen, der sich seit 2008 „riesig“ entwickelt habe, wobei der Ausländeranteil an Beschäftigen kontinuierlich ansteigt. Von 1908 insgesamt sind es 366. In den letzten Jahren gesunken ist die Zahl der Arbeitslosen, der Langzeitarbeitslosen und der Hartz-IV-Empfänger.

In den kommenden fünf Jahren bedarf es in Laufen knapp 300 zusätzlicher Wohnungen, 20 Prozent davon in der Kategorie „bezahlbar“. Woher Herbert Tekles das weiß? Aus anonymisierten Daten des Einwohnermeldeamtes, von Ämtern und Behörden und aus Online-Umfragen. Immerhin planen 40 Prozent der Befragten einen Auszug aus ihrer Wohnung, aus unterschiedlichen Grüßen. Hoch im Kurs steht der eigene Garten (75 Prozent), ein alleinstehendes Haus wünschen sich 43 Prozent. Interesse an einem sogenannten „Mehrgenerationenhaus“, äußerten lediglich 8 Prozent. Doch bei dieser Zahl gab es Bedenken: „Viele können sich ein eigenes Haus gar nicht mehr leisten“, warf Stadträtin Gabriele Hirche (SPD) ein.

Vor allem hätten nur wenige eine Vorstellung von „alternativen Wohnformen“, gab Barbara Winkler (ÖDP) zu bedenken. Tekles räumte ein, dass Positivbeispiele hier durchaus Vorbildfunktion haben können. 270 Senioren über 75 Jahre leben allein, und diese Zahl werde weiter steigen. Hier informierte Geschäftsleiter Christian Reiter, dass man dabei sei, die Wohnraumnutzung „dachscharf“ zu ermitteln, wobei die Stadt selbst als Vermittler agieren könne. „Die Deutschen werden weniger“, sagte Tekles und belegte das mit Vergleichszahlen von aktuellen Bevölkerungsanteilen und deren Anteil an den Zuzügen.

Die Mehrheit mit rund 20 Prozent stellen Österreicher, doch auch der Zuzugsanteil von EU-Osteuropäern beträgt 12,4 Prozent. Menschen mit „Fluchthintergrund“ machen knapp 6 Prozent aus. Hat neue Flüchtlingsunterkunft Folgen für das Umfeld? Stichwort Flucht und Flüchtlingsunterkunft: Bekanntermaßen plant die Regierung von Oberbayern den Bau einer Flüchtlingsunterkunft an der Seethalerstraße. Für die dort herrschende soziodemographische Struktur erwartet Tekles „keine signifikant gefährdenden Ausprägungen“.

Bei der anvisierten Bewohnerzahl bis zu 80 sieht der Sozial-Planer „keine Tendenzen zur Segregation“ im näheren Umfeld. Aus seiner Sicht ist diese Stelle „sicher eine der bestgeeigneten Lagen“ in Laufen. Tekles weiß aber durchaus von Entwicklungen andernorts, die eine Eigendynamik bekommen und der Ruf eines Viertels leidet.

Die Mietpreise sind in Laufen von 7,50 Euro/Quadratmeter im Jahr 2018 auf 8,64 Euro pro Quadratmeter 2022 gestiegen. Damit liegt die Salzachstadt über dem bundesdeutschen Durchschnitt von 7,60 Euro pro Quadratmeter, ist aber noch die günstigste unter den Landkreisgemeinden. Die Immobilienpreise haben sich „gigantisch“ von 3 099 Euro pro Quadratmeter im Jahr 2018 auf 4 439 Euro pro Quadratmeter erhöht. „Und kein Ende in Sicht“, so Tekles. Jedoch ist im Landkreis nur der Markt Teisendorf etwas günstiger als Laufen, Bad Reichenhall ist mit 6 169 Euro pro Quadratmeter Spitzenreiter.

Der Bedarf an Krippenplätzen wird von aktuell 34 auf 43 im Jahr 2035 ansteigen. Hier beruhigte Geschäftsleiter Reiter mit Verweis auf den Anbau am Haus für Kinder und „Erweiterungsmöglichkeit“. Auch der Bedarf bei den drei- bis siebenjährigen wird bis 2031 ansteigen, ehe er wieder etwas zurückgeht. Nicht nur in diesem Bereich lobte Tekles die Stadt Laufen, die im Landkreis bei der Kinderversorgung an erster Stelle stehe, doch der künftige Bedarf könne mit neuen Baugebieten sowie bei Flüchtlingszuzug weiter zunehmen.

An einer Ganztagesbetreuung haben 36 Prozent der befragten Eltern ein „hohes Interesse“ und 21 Prozent „teilweise Interesse“. Beim 2025 beginnenden Rechtsanspruch auf eine Ganztagsbetreuung hat die Stadt bereits vorgesorgt und wird schon ab September 2024 zwei offene Ganztagesklassen zu je 25 Schüler starten. „Der demografische Wandel ist die Herausforderung“, schloss Tekles seine Präsentation. Der Stadt Laufen rät er: „Die vernünftige Planung weiterführen.“

Bürgermeister Hans Feil sieht auch in dieser aktualisierten Fassung „unsere Politik bestätigt. Wir brauchen eine Mischung im Wohnbau, wie wir sie schon bisher haben.“ Der Rathauschef ist stolz darauf, dass Laufen als erste Kommune im Landkreis eine Sozialraum-Analyse hat erstellen lassen. Inzwischen sind dem Beispiel fast alle anderen Gemeinden sowie der Kreis selbst gefolgt. Enttäuscht zeigte sich Feil über das Interesse der Einwohner. Neben den drei Bürgermeistern und acht Stadträten waren lediglich drei Bürger der Einladung in den Rottmayr-Saal gefolgt.

hhö

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