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Waldrodung und mehr Beschneiung am Götschen - Bund Naturschutz stellt sich quer

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Von: Kilian Pfeiffer

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Zwei Schneelanzen an der Götschenpiste. Eine Straße führt hoch zum Beschneiungsteich. Dieser soll deutlich vergrößert werden.
Zwei Schneelanzen an der Götschenpiste. Eine Straße führt hoch zum Beschneiungsteich. Dieser soll deutlich vergrößert werden. © kp

Eine klare Absage erteilt hat die Kreisgruppe des Bund Naturschutz im Berchtesgadener Land den Erweiterungsabsichten im Bundesleistungszentrum am Götschen. Dort soll der Beschneiungsteich erweitert werden, von derzeit 3700 auf dann mehr als 15000 Kubikmeter. 4000 Quadratmeter Wald sollen gerodet werden. Bei einer Sitzung des Bund Naturschutz in Berchtesgaden sagte ein Mitglied: „Bis hierhin und keinen Schritt weiter.“

Marktschellenberg - 41 Seiten lang ist das Schreiben, das Anja Schilling, Fachanwältin für Verwaltungsrecht, Ende Januar an das Landratsamt Berchtesgadener Land geschickt hat. Schilling arbeitet im Auftrag des Bund Naturschutz und vertritt diesen in mehreren Angelegenheiten in Sachen Verwaltungsrecht.

„Mit der geplanten Vergrößerung am Götschen sind wir nicht einverstanden“, sagt die Vorsitzende der Kreisgruppe des Bund Naturschutz, Rita Poser. Im Anwaltsschreiben wird man deutlicher: Sowohl die Rodung als auch die Erweiterung des Speicherteichs zur Beschneiung des Skigebiets werden abgelehnt. Auch eine Gewässerbenutzung des am Götschen verlaufenden Schwarzeckerbachs lehnen die Naturschutz-Vertreter konsequent ab.  

Beschneiungstechnik veraltet

Die gesamte Beschneiungstechnik am Götschen gilt als veraltet. Seit Jahren soll dort investiert werden - mindestens vier Millionen Euro dürfte die nun geplante Maßnahme, die von öffentlicher Seite stark gefördert wird, kosten. Nicht eingerechnet sind die Kostensteigerungen der vergangenen Zeit. 

Kreisvorsitzende Poser hat kein Verständnis für die Erweiterungsabsichten, vor allem nicht in Zeiten wie diesen. Viele Gespräche hat es zwischen Bund Naturschutz und Gemeinde bereits gegeben, bei so manchen Punkten konnte man sich einigen. Die gefundene Konsenslösung hat zum Gegenstand, dass lediglich eine Sanierung und Modernisierung, „aber keine Erweiterung des Speicherteichs mit zusätzlichen Umweltauswirkungen stattfinden sollte“.  

Hoher Wasserverbrauch befürchtet

So ist man bei den Verantwortlichen also zurückgerudert, was den angepeilten Wasserverbrauch angeht. Für die künftig geplante Schneifläche wäre ein jährlicher Wasserverbrauch von 69500 Kubikmetern erforderlich gewesen. „Mit der jetzt vorgelegten Planung soll die Gesamtwassermenge von 40000 Kubikmetern beibehalten werden“, schreibt Anwältin Anja Schilling. Beim Bund Naturschutz vermutet man aber, dass die Erhöhung der Kapazität des Speicherteichs zu einer „massiveren Beschneiung und damit letztendlich zu einem höheren Wasserverbrauch“ führen würde.

Mehrere Gebäude sollen im Zuge des Ausbaus entstehen, viel Wald verschwinden. Aus den Antragsunterlagen ergibt sich nach Aussagen des Bund Naturschutz, „dass durch die Erweiterung des Speicherteichs eine gleichzeitige Beschneiung mehrerer Pisten ermöglicht wird”. Beim Bund Naturschutz folgert man daraus, dass durch einen Parallelbetrieb „ein erhöhter Betrieb der Ski- und Snowboard-Nutzung ermöglicht“ wird.    

Hinzu kommt für die Umweltschützer eine Tatsache, die in Klimawandelzeiten nicht zu vernachlässigen sei: Die Pistenflächen am Götschen liegen auf einer Höhe von rund 875 bis 1275 Meter - „und damit deutlich unterhalb der Schneesicherheitsgrenze“, heißt es beim Bund Naturschutz. Dort befürchtet man allein dadurch einen erhöhten Wasserverbrauch. Der am Berg befindliche Bach, der Schwarzeckerbach, gebe diese Mengen auch nicht her. Man würde die im Bachbett verbleibende Restwassermenge gefährden. „Die Wassermengenentnahme muss nochmal überprüft werden“, fordert auch Vorsitzende Poser. 

Perspektive für Skibetrieb?

„Unterhalb von 1500 Meter gibt es für den Skibetrieb in Zukunft keine Perspektive“, sagt Klaus Gerlach vom Bund Naturschutz. Gerlach geht es um Ressourcenverbrauch, um die natürlichen Grenzen des Bachs. „Bis hierhin und keinen Schritt weiter“, sagt Gerlach. Das klingt wie eine Drohung. Beim Bund Naturschutz will man alle zur Verfügung stehenden Mittel nutzen, um gegen alle Absichten des Götschenausbaus, die über eine Modernisierung hinausgehen, vorzugehen. „Jegliche Erweiterung in der heutigen Zeit - mit den zur Verfügung stehenden Kenntnissen - wäre eine Sünde“, sagt Klaus Gerlach.

kp  

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