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Milka macht Werbung mit dem Watzmann – obwohl die „Alpenmilch“ von ganz woanders stammt

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Von: Kilian Pfeiffer

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Saftige Wiesen und der Watzmann. Mit dieser Startseite wirbt momentan der internationale Milka-Auftritt.
Saftige Wiesen und der Watzmann. Mit dieser Startseite wirbt momentan der internationale Milka-Auftritt. © kp

Alpenidylle pur: Saftige Wiesen, ein schneebedeckter Watzmann, darunter eine lila Kuh – der internationale Milka-Onlineauftritt wirbt seit Kurzem auf der Startseite mit einem Bild des Berchtesgadener Landes. Allerdings: Die von der Schokoladenverpackung bekannte „Alpenmilch“ stammt nicht mal aus der Region. 

Landkreis Berchtesgadener Land – „Habt Ihr schon das neue Design auf milka.com gesehen?“, fragt der Zweckverband Bergerlebnis Berchtesgaden vor wenigen Tagen in einer Story auf dessen Instagram-Seite. 63000 Nutzer folgen dem offiziellen Berchtesgaden-Account. „Den Berg kennen wir doch“, schreibt der Verband weiter und ergänzt den Post mit dem Hashtag „Milka“. Watzmann und Milka, glückliche Kuh und üppige Weideflächen: Die Vorstellung mag für manchen idyllisch wirken.

Keine Kooperation zwischen Berchtesgadener Land und Milka

Beim Zweckverband heißt es auf Nachfrage: Man pflege „keine Verbindungen oder Kooperationen mit der Firma Mondelez. Die kommunikatorische Maßnahme auf Social Media erfolgte ohne jegliche Werbegedanken für das Produkt Milka oder die Firma Mondelez selbst.“ Bei der Story sei es darum gegangen, den Nutzern zu vermitteln, wie bekannt und beliebt der Watzmann sei und „wie seine Bilder es national und international in die Werbemaßnahmen großer Konzerne schaffen“. Bei der Marketingabteilung von Milka dürfte man sich über die Aufmerksamkeit freuen.

Milka gehört zum weltweit agierenden Unternehmen Mondelez International. Der milliardenschwere US-amerikanische Lebensmittelkonzern mit weltweit mehr als 80.000 Mitarbeitern konzentriert sich vor allem auf Süßwaren und Snacks. Marken wie Toblerone, Oreo, Belvita und der Brotaufstrich Philadelphia gehören dazu. Milka gilt als die wohl bekannteste Schokoladenmarke in Deutschland. 

Fehlanzeige: Auskunft zur Milka-„Alpenmilch“ bei Mondelez

Insbesondere die klassische Tafel mit dem Hinweis „Alpenmilch“ auf der Verpackung suggeriert, dass die Milch tatsächlich aus den Alpen stammt. Verbraucher haben jedoch kaum eine Chance, über die Herkunft der Milch informiert zu sein. Bei Mondelez gibt es auf Nachfrage dazu keine Auskunft. 

„Alpenmilch ist kein geschützter Begriff“, weiß Barbara Steiner-Hainz, Sprecherin der Milchwerke Berchtesgadener Land aus Piding. Die Molkerei ist genossenschaftlich organisiert und gehört zu den rund 1800 angeschlossenen Landwirten entlang des Alpenkamms – zwischen Watzmann und Zugspitze. 

„Alpenmilch“ ist kein geschützter Begriff

Der Begriff der Alpenmilch erzeugt ein „Alpen-Feeling“, weiß Barbara Steiner-Hainz. Die Bezeichnung ist nicht geschützt, demnach frei zu wählen. Tatsache ist: Potenzielle Kunden laufen Gefahr, getäuscht zu sein. Denn die Begrifflichkeit sagt nichts über Fütterung oder Haltung von Tieren aus, nicht mal über den Ursprung der Milch. Es gibt ähnliche Beispiele: Auch die Bezeichnung „Weidemilch“ ist kein gesetzlich geschützter Begriff und lässt nicht auf die tatsächliche Herkunft oder die Haltungsbedingungen von Kühen schließen.

Anders geregelt sind Begriffe wie Heu- oder Biomilch. Erstere ist Milch von Kühen, die nicht mit Silage gefüttert werden. Die Bezeichnung ist EU-weit gesetzlich geschützt. „Die Anforderungen an Biomilch sind in der EU-Öko-Verordnung geregelt“, sagt Barbara Steiner-Hainz. Es existieren klare und festgeschriebene Rahmenbedingungen, anders als bei der „Alpenmilch“. Die Verbrauchererwartung, so Steiner-Heinz, könnte in manchem Fall nicht erfüllt werden.  

Lila Alpenillusion im Berchtesgadener Land

Werbung von Schokoladenherstellern, aber auch Molkereien, die mit „Alpenmilch“ werben, lässt in den Köpfen der Verbraucher ein idyllisches Bild von Kühen auf grünen Berghängen aufkommen, die ein glückliches Leben auf der Alm führen - Alpenidylle pur. 

Könnte das die Absicht hinter dem Watzmann-Bild auf der Milka-Webseite sein? Eine schriftliche Anfrage vergangene Woche beantwortete der Mondelez-Konzern auch nach Tagen nicht

Stammt die Milka-Milch überhaupt aus der Region? Bei den Milchwerken Berchtesgadener Land Chiemgau heißt es auf Nachfrage: „Es bestehen vonseiten der Molkereigenossenschaft Berchtesgadener Land keine Geschäftsbeziehungen zum Unternehmen“ (Anm. d. Red.: gemeint ist Mondelez). Zur Enttäuschung vieler ist die Bedeutung klar: Keine hiesige Milch in Milka-Schokolade. 

Bei den Milchwerken Berchtesgadener Land in Piding heißt es allgemein: „Wir werben nur mit Landschaften, in denen wir unsere Milch gewinnen.“ Anders gesagt: Das Matterhorn kommt nicht auf die Tüte.    

kp

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