Kommentar: Rettung aus dem Untersberg im Berchtesgadener Land
Riesending und Westhauser: 270 Stunden im Reporter-Einsatz
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Einer der spektakulärsten Rettungseinsätze in der Region wird aktuell hochkarätig verfilmt - die Geschichte um Johann Westhauser und die Riesending-Höhle im Untersberg. Auch heute noch bekomme ich beim Stöbern in meinen alten Artikeln Gänsehaut - ein persönlicher Rückblick auf die unglaublichen Geschehnisse.
Berchtesgadener Land/Marktschellenberg - Es gibt Momente, die prägen sich für immer ein: An einem sonnigen Sonntagnachmittag Anfang Juni 2014 sitze ich entspannt auf meiner Terrasse. Wir haben uns entschieden, den Grill anzuwerfen und Steaks zu brutzeln. Genau im Moment, als ich genüsslich in mein Stück Fleisch schneiden will, klingelt mein Telefon. Am anderen Ende der Leitung schildert meine Redaktions-Kollegin eine auf den ersten Blick unglaubliche Geschichte.
„Wir haben die Meldung von einem freien Mitarbeiter bekommen, dass in einer Höhle mit dem Namen „Riesending“ ein Forscher in mehr als einem Kilometer Tiefe verunglückt ist“, so die Kurzzusammenfassung der Kollegin. Unzählige Rettungskräfte und Hubschrauber sollen schon im Einsatz sein. Die Meldung kommt von einem Fotografen, der gelegentlich etwas übertreibt, so der dezente Hinweis. Ich mache mich nichtsdestotrotz auf den Weg; nach rund eineinhalb Stunden bin ich vor Ort. Übertrieben hat der freie Mitarbeiter diesmal nicht, im Gegenteil. Vor Ort kann noch niemand die Dimension der Rettungsaktion abschätzen.
Was dann folgt kann ich selbst heute, knapp acht Jahre später, nur als logistische Meisterleistung bezeichnen. Bergwacht, Polizei, Feuerwehr, Bundeswehr und zahlreiche internationale Rettungstrupps arbeiten im Dauereinsatz daran, den verunglückten Johann Westhauser ans Tageslicht zu bringen. Diese Glanztat als Reporter zu begleitet zu haben, treibt mir jetzt noch die Gänsehaut auf die Arme. Ein besonderes Lob möchte ich an dieser Stelle insbesondere der Abteilung Öffentlichkeitsarbeit aussprechen, die die Journalisten vor Ort und somit auch die Leser und Zuseher permanent mit Informationen versorgt haben; sei es in Wort, Bild oder auch Video.
Höhlenrettung am Untersberg




Nie vergessen werde ich den letzten Tag der Rettung: Bereits am Vorabend kommt die Info, dass der Durchbruch nun kurz bevorsteht. Ich entscheide mich die Nacht vor Ort im Auto zu verbringen. Bereits im Morgengrauen am 19. Juni herrscht am Feuerwehrhaus in Marktschellenberg reges Treiben. Nach bangem Warten ist es dann um 11.44 Uhr endlich soweit: Die Bergwacht meldet die erfolgreiche Rettung von Johann Westhauser aus der Riesending-Höhle. Mehr als 270 Stunden sind seit der Alarmierung vergangen. Man kann förmlich spüren, wie allen Beteiligten in diesem Moment die Last der vergangenen Tage von den Schultern fällt.
Dass die Geschichte rund um den verunglückten Höhlenforscher jetzt mit großem Aufwand, heimischer Schauspiel-Prominenz und hochkarätiger Regie-Besetzung verfilmt werden soll, lässt mich aufhorchen. Hoffentlich wird der fertige Zwei-Teiler der ARD den Geschehnissen und allen Beteiligten auch gerecht. Einem fesselnden Film-Spektakel steht angesichts der teils übermenschlichen Leistungen der Rettungskräfte zumindest nichts im Weg.