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„Wir stellen uns dem Schmerz der Erinnerung“: Holocaust-Gedenktag am Mühldorfer KZ-Friedhof

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Von: Hans Rath

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Holocaust Gedenktag MÜ
Gemeinsam mit Bürgermeister Michael Hetzl (links) legte Landrat Max Heimerl am KZ-Friedhof im Namen des Landkreises einen Kranz nieder. © Hans Rath

Im Mühldorfer Hart waren über 8300 Häftlinge eingesperrt, die meisten Juden und unter ihnen auch 950 Frauen. Sie mussten todbringende Sklavenarbeit verrichten. Ihre in Massengräber verscharrten Leichen wurden nach 1945 wieder ausgegraben und würdevoll in KZ-Friedhöfen im Landkreis beigesetzt.

Mühldorf - Am 27. Januar 1945 befreite die Rote Armee Russlands das Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau. 60 Jahre später beschloss die UNO, einen Tag zum Holocaust-Gedenktag einzuführen. Seit 1996 ist dieses Datum als „Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus“ gesetzlich verankert. Aus diesem Anlass lädt der Landkreis Mühldorf jedes Jahr am 27. Januar zu einer Gedenkfeier am KZ-Friedhof an der Ahamer Straße in Mühldorf ein. Dabei wird allen Opfern des totalitären Regimes während der Zeit des Nationalsozialismus gedacht, im Besonderen aber der Toten des KZ-Außenlagers Mühldorf.

Landrat Max Heimerl führte in seiner Rede aus: „Niemand trägt den Holocaust-Gedenktag mit Freude in seinen Terminkalender ein und man möchte lieber nicht hier stehen. Wie die damalige Bundestagspräsidentin Rita Süssmuth vor 25 Jahren sagte: ‚Erinnern tut weh‘. Als die Rote Armee Auschwitz-Birkenau befreite, fand man noch 7600 Überlebende vor und 650 Leichen. Man fand aber auch 843.000 Herrenanzüge, 837.000 Damenkleider, 44.000 Paar Schuhe und 7,7 Tonnen menschliches Haar. Auschwitz ist das Synonym für millionenfachen Mord an den Juden, für medizinische Experimente.“

Morde auch in Mühldorf

Mit Blick auf aktuelle Geschehnisse führte Heimerl weiter aus: „Die bösen Geister von damals zeigen sich heute wieder in neuem Gesicht – es gibt wieder rechtsradikale Hetze und Schändung jüdischer Denkmäler. Den millionenfachen Mord an den Juden gab es nicht nur in Europa, sondern auch hier bei uns in Mühldorf. Über 8300 Menschen wurden in das hiesige Außenlager des Dachauer Konzentrationslager nach Mühldorf verschleppt, über 8300 Männer und Frauen, über 8300 zerstörte Biographien. Wir stellen uns dem Schmerz der Erinnerung und wollen alles dafür tun, dass so etwas nie wieder geschieht.“

Holocaust Gedenktag MÜ
Gemeinsames Gedenken am KZ-Friedhof Mühldorf: (vorne von links) Landrat Max Heimerl und Mühldorfs Bürgermeister Michael Hetzl mit Dekan Franz Eisenmann und weiteren Teilnehmern. © Hans Rath

Mühldorfs Bürgermeister Michael Hetzl zog eine Parallele zwischen 1945 und 2023: „Der Holocaust steht für unmenschliche Gräueltaten, genauso wie jetzt der Ukrainekrieg. Die Rote Armee hat am Ende des Zweiten Weltkriegs das Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau befreit, heute kämpft die russische Armee in der Ukraine.“

Sklaverei im Mühldorfer Hart

Er betonte Mühldorfs besondere Verantwortung: „Im Mühldorfer Hart waren über 8300 Häftlinge eingesperrt, die meisten Juden und unter ihnen auch 950 Frauen. Sie mussten todbringende Sklavenarbeit verrichten. Ihre in Massengräber verscharrten Leichen wurden nach 1945 wieder ausgegraben und würdevoll in KZ-Friedhöfen im Landkreis beigesetzt. Auschwitz ist aber auch eine Aufgabe für die künftigen Generationen, es darf kein Gras über die Verbrechen der Nationalsozialisten wachsen“. Hetzl bedankte sich ausdrücklich bei der „Stiftung Bayerische Gedenkstätten“ und beim Verein „Für das Erinnern“ unter Vorsitz von Franz Langstein für die Arbeit, die sie im Landkreis leisten, um solche schrecklichen Verbrechen zu verhindern, wie sie während der Herrschaft des Nationalsozialismus verübt wurden.

„Unsere Welt ist aus den Fugen geraten“, sprach Dekan Franz Eisenmann. „Im Ukrainekrieg werden Bomben auf Krankenhäuser geworfen, die Staatenlenker ringen um eine Lösung, diesen furchtbaren Krieg zu beenden Wir wollen für den Frieden beten und um die Vermeidung von sinnlosen Opfern in der Ukraine, in Syrien und in Israel“.

Am Ende der Veranstaltung legten Landrat Max Heimerl und Mühldorfs Erster Bürgermeister Michael Hetzl gemeinsam einen Kranz nieder. Musikalisch begleitet wurde die Gedenkfeier von einer Abordnung der Blaskapelle Altmühldorf.

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