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Immer mehr Jobs, aber auch immer mehr Menschen in Grundsicherung: Die Gründe überraschen

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Von: Dr. Nicole Petzi

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Die Arbeitslosenquote im Geschäftsbezirk Rosenheim betrug im September 2,7 Prozent
Die Agentur für Arbeit Traunstein verzeichnete im Jahr 2022 für den Landkreis Mühldorf 7,9 Prozent mehr Menschen in Grundsicherung. © Hendrik Schmidt

Laut aktuellem Jahresbericht der Agentur für Arbeit gibt es im Landkreis Mühldorf immer mehr sozialversicherungspflichtig Beschäftigte - aber auch einen Schwung mehr Bürgergeldempfänger. Das sind die Ursachen.

Traunstein/Mühldorf - Beim ersten Blick auf den aktuellen Jahresbericht der Agentur für Arbeit Traunstein fällt die weiterhin ungebrochen stabil-positive Tendenz auf dem heimischen Arbeitsmarkt ins Auge: Die im Landkreis Mühldorf arbeitslos gemeldeten 2.133 Menschen machen eine Arbeitslosenquote von 3,2 Prozent aus, die nur leicht über dem bayernweiten Durchschnitt von 3,1 Prozent liegt.

„Der Arbeitsmarkt entwickelt sich aktuell entkoppelt von der schwierigen Energie- und Wirtschaftslage. Das gab es früher schon“, erklärt die Vorsitzende der Geschäftsführung der für den Landkreis zuständigen Arbeitsagentur Traunstein, Jutta Müller, auf Nachfrage der OVB-Heimatzeitungen. Einen guten Teil dazu trage auch die „Spezialität unserer Urlaubsregion“ bei, die einen Zuwachs an Stellengesuchen in Hotellerie und Gaststätten verzeichne. „Die Branche hat in einem langen Sommer und mit nennenswerten Lockerungen nach der Pandemie aufholen können“, erklärt Müller.

Auswirkungen des Kriegs spürbar

Bei genauerem Hinsehen scheinen allerdings ein paar Schwachstellen, die der Landkreis im Vergleich zum restlichen Agenturbezirk aufweist, vorzuliegen: Mit 156 weniger Arbeitslosen als im Vorjahr sank die prozentuale Quote von 6,8 fast nur um die Hälfte so viel wie im gesamten Agenturbezirk (12,6 Prozent). Noch deutlicher zeichnet sich das Mühldorfer „Schlusslicht“ in der Reihe mit den weiteren Landkreisen Altötting, Berchtesgadener Land und Traunstein bei der Grundsicherung ab. Hier beziehen mit einem Plus von 7,9 Prozent im Vergleich zum Vorjahr 1.191 Menschen die Grundsicherung. Im gesamten Bezirk liegt der Zuwachs in diesem Bereich bei nur 1,9 Prozent.

Im gesamten Bereich der Arbeitsagentur Pfarrkirchen sind die Arbeitslosenzahlen gesunken. In fast allen auch die Zahl der Empfänger von Grundsicherung. Nur im Landkreis Mühldorf ist deren Zahl deutlich gestieben.
Im gesamten Bereich der Arbeitsagentur Pfarrkirchen sind die Arbeitslosenzahlen gesunken. In fast allen auch die Zahl der Empfänger von Grundsicherung. Nur im Landkreis Mühldorf ist deren Zahl deutlich gestieben. © Verena Klinger

25 Prozent der Bürgergeld-Bezieher sind ukrainische Geflüchtete

Was diese Zahlen angeht, winkt Agentur-Chefin Jutta Müller allerdings ab: „Der Anstieg in der Grundsicherung, ab Januar Bürgergeld, ist in jedem Jobcenter zu verzeichnen. Was auch damit zu tun hat, dass seit Anfang Juni die ukrainischen Geflüchteten im Bereich Grundsicherung betreut werden.“ Dabei gebe es eine prozentuale Spreizung zwischen einzelnen Jobcentern, erläutert Müller weiter.

Im Landkreis Mühldorf sind nach Angaben der Agentur-Chefin über 25 Prozent derer im Bereich der Grundsicherung „ukrainische Mitbürger“. Anderswo liege der Prozentsatz mitunter auch unter 20 Prozent.

Junge Ausbildungsabbrecher

Unter diesen steigenden Anteil im Bereich der Grundsicherung fallen aber auch - so Müller - „einige junge Menschen, die nach einem Ausbildungsabbruch arbeitslos sind.“ Man habe die Erfahrung gemacht, dass die Bereitschaft von Jugendlichen, sich weiter um Ausbildung zu bewerben, mit der Zeit abnimmt, begründet Müller die Entwicklung. Außerdem haben Auszubildende immer mehr Defizite, was fachliche Kompetenzen, aber auch das Sozialverhalten angeht oder aber sie „verlieren über die Zeit der Ausbildung bedauerlicherweise Entschluss und Mut“, gibt Jutta Müller zu bedenken.

Bei diesen Fällen gelte es mit zielgerichteten Modellen entgegenzuwirken, etwa in Gestalt von festen fachlich sowie sozialpädagogisch geschulten Koordinatoren, die als Ansprechpartner für Arbeitgeber und -nehmer die Ausbildung begleiten.

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Entwicklung ist im Ganzen stabil

Unterm Strich entwickelt sich - bilanziert Jutta Müller - der Arbeitsmarkt im Landkreis Mühldorf mit Blick auf die Erwerbslosen wie auch erwerbslosen Jugendlichen jedoch genauso stabil wie im restlichen Agenturbezirk. In Zahlen ausgedrückt stieg im Agenturbezirk die sozialversicherungspflichtige Beschäftigung binnen eines Jahres um 4.499 Menschen; 1.771 Menschen befinden sich in einer Weiterbildungsmaßnahme. Das sind 250 Menschen mehr als im Jahr zuvor.

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