In fast gleicher Besetzung
Stammtisch „Schluckucksuhr“ seit 40 Jahren beim Schwarz-Wirt in Mühldorf
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Seit 44 Jahren gibt es den Stammtisch „Schluckucksuhr“ in Mühldorf. Der Stammtisch ist in der fast gleichen Besetzung, wie vor 44 Jahren aktiv. Der Stammtisch hat seine eigenen Regeln, die auch heute noch penibel eingehalten werden. So wird von jedem Stammtisch-Mitglied genau festgehalten, was er trinkt und wie viel.
Mühldorf – Corona hat die Stammtische fest in Griff. Traditionsreiche bayerische Wirtshäuser, die Heimat der Stammtische, werden immer weniger und neue Wirtschaften kommen nicht nach. Viele Jugendliche können mit den traditionellen Stammtischen nicht mehr viel anfangen und bleiben weg. Den Stammtischen fehlt der Nachwuchs.
Der Stammtisch „Schluckucksuhr“ gehört mit seinen 44 Jahren schon zu den ältesten noch bestehenden Stammtischen in Mühldorf. Ältester Stammtisch in der Stadt Mühldorf und im Landkreis sind und bleiben die „Brunnwiesler“, die 1938 gegründet wurden.
Die Wirtin fehlt uns schon sakrisch
„Feiern geht aktuell leider nicht“, ärgert sich Stammtischpräsident Günther Rudolf, „aber vielleicht verabreden wir uns per Skype und ratschen über die alten Zeiten, als uns die Wirtin Linde Schwarz vor 40 Jahren das Nebenzimmer für unsere wöchentlichen Sitzungen überlassen hat.“
Linde Schwarz, die Mühldorfer Wirte-Legende und „Wirtin aus Leidenschaft“ , wie’s auf dem Sterbebildchen so treffend hieß, ist heuer im Januar plötzlich und unerwartet verstorben.
„Sie fehlt uns sakrisch“ , stellt der Präsident weiter fest. „25 Leute waren auf der Beerdigung.“
Mehr waren wegen dem Virus nicht erlaubt. In normalen Zeiten wären es mindestens zehn mal so viele gewesen“, ist sich Günther Rudolf sicher.
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Es war im Frühjahr 1981, als die jungen Burschen ihren am 1. April 1977 gegründeten Stammtisch von den „Ratsstuben“ am Stadtplatz in die Mühldorfer Peripherie zum Schwarz Wirt verlegten. Im Nebenzimmer ließ die Linde „ihre Buam“ schalten und walten und so finden sich dort heute Fotos aus 44 Jahren Stammtisch-Historie, errungene Pokale, Urkunden, Trikots der Stammtisch-Fußballer und allerlei Krimskrams.
Hitzige Streitgespräche, leidenschaftliche Diskussionen, Lachen, laute Gesänge alles war der Wirtin recht. „Sie hatte immer ein offenes Ohr für unsere großen und kleinen Probleme“ , resümiert Günther Rudolf. „Die Linde war einfach ein Original. Ihre fast schon mütterliche Fürsorge für „ihre Buam“, ihr trockener Witz…. Das wird uns ganz schwer fehlen.“
Wir werden alles nachholen
In den vier Jahrzehnten feierte die Linde mit den Schluckucksuhrlern diverse Stammtisch-Jubiläen.
Legendär die Stammtisch-Weihnachtsfeiern, wenn die Linde extra für ihre Buam groß aufgekocht hat. Schweinsbraten, Ente, Steak, immer mit Linde’s legendärem Kartoffelsalat, den keine so zubereiten konnte wie sie.
„Momentan sind die Zeiten schlecht für Stammtische! Alle Wirtshäuser zu. Irgendwann nervt das“, stellt der Präsident fest! „ Aber wir lassen uns nicht unterkriegen und nach Corona werden wir alles nachholen. Und das ist mit Sicherheit auch im Sinne von Linde Schwarz, der „Wirtin aus Leidenschaft.“