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Die Land-Frau und der Insel-Mann – und ihr gemeinsames Leben auf der Fraueninsel

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Von: Sabine Deubler

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Die Frau vom Festland und der Mann von der Insel: Isolde und Georg Klampfleuthner leben auf der Fraueninsel, führen eine Boutique und die bekannte Inseltöpferei. Sie wissen: Auszeiten sind wichtig.
Die Frau vom Festland und der Mann von der Insel: Isolde und Georg Klampfleuthner leben auf der Fraueninsel, führen eine Boutique und die bekannte Inseltöpferei. Sie wissen: Auszeiten sind wichtig. © Deubler

Isolde Klampfleuthner zog vor 33 Jahren mit ihrem Mann Georg zusammen - auf der Fraueninsel. Die Boutiqueinhaberin und der Inseltöpfer mit der 299-jährigen Familiengeschichte erzählen, warum ihnen ein Boot und ein Opernabo ganz wichtig sind.

Fraueninsel – Im „Kaffeehaferl“ in Gstadt lernten sie sich vor 35 Jahren kennen. „Da kamen die Insulaner oft hin“, erzählt Isolde Klampfleuthner bei einem Besuch der Chiemgau-Zeitung auf der Fraueninsel. „Mir war schnell klar, das ist der Mann meines Lebens“, fügt sie hinzu und lächelt Georg zu, der neben ihr auf der Gartenbank sitzt.

„Ich war schwer verliebt und bin es heute noch. Wir verstehen uns echt gut“, sagt er. Doch das ist nur ein Grund dafür, warum die beiden seit 33 Jahren mit Freude auf der Fraueninsel leben.

Er stammt von der Insel

Georg Klampfleuthner ist geborener „Insulaner“. Seine Familiengeschichte auf der Fraueninsel ist 299 Jahre alt. Der erste Klampfleuthner wurde von der damaligen Äbtissin des Inselklosters auf die Insel geholt, weil die Klostertöpferei einen Nachfolger brauchte.

Die bekannte und auch im Ausland geschätzte Inseltöpferei besteht bis heute. „Nur während meiner Keramik-Fachausbildung war ich einige Zeit weg von der Insel. Aber da habe ich richtig gemerkt, ich will die Töpferei meines Vaters übernehmen“, sagt Georg Klampfleuthner.

Das Ehepaar Klampfleuthner in der Werkstatt der Inseltöpferei. Foto: Deubler
Das Ehepaar Klampfleuthner in der Werkstatt der Inseltöpferei. Foto: Deubler © Deubler

Sie zog erst mit der Heirat auf die Insel

Isolde Klampfleuthner dagegen kommt aus Frasdorf, wo sie ihr Fachabitur in Technik gemacht hatte. Sie sagt: „Mir war es besonders am Anfang wichtig, dass ich weiterhin zur Arbeit nach München fahre, das war damals in der Modebranche.“ Dann kamen die Töchter Felicia und Sophia zur Welt, und auch ihr Leben konzentrierte sich mehr und mehr auf die Insel.

Das „Kleinod“, die jahrhundertealte Töpferei zu erhalten, sei ihr am Herzen gelegen. Isolde eröffnete neben Georgs Töpferei eine Boutique. Die Töchter gingen zum Studieren weg. Das Unternehmerpaar blieb auf der zwölf Hektar kleinen Insel mit ihren rund 250 Menschen.

Ein eigenes Boot ist selbstverständlich

Worauf es ganz besonders beim Leben auf so kleinem Raum ankommt, das wollte die Chiemgau-Zeitung wissen. Ganz selbstverständlich ist ein eigenes Boot. Das Ehepaar hat zwei davon.

Anstelle der früher üblichen Plätten mit Außenbordmotor fahren sie wie die meisten Insulaner heute mit überdachtem Motorboot mit Standheizung und Radar ans Festland – beispielsweise um nach München in die Oper zu gehen.

„Opernabo bringt uns raus“

„Das Opernabo ist wichtig. So kommen wir regelmäßig raus“, sagt Georg Klampfleuthner. Regelmäßige kleine Auszeiten verbringt er auch in Prien als Kulturförderverein-Vorsitzender und mit Freund Christian Lechner im Gitarrenduo „Hafner und Lechner“.

In ihren Heimatort Frasdor kehrt Isolde Klampfleuthner immer wieder zurück. „Ich und meine Brüder besuchen dort unsere 84-jährige Mutter“, sagt sie. Abends nehme sie sich gerne ein Buch und tauche in die italienische Sprache und Kultur ein. An schönen Sommerabenden paddelt die Insulanerinauf ihrem Standup-Paddle-Board hinaus auf den Chiemsee. „Man glaubt nicht, wie ruhig es auf dem Wasser ist. Richtig staad.“

Die Ruhe am Wasser genießen die beiden schon frühmorgens, wenn sie aus den großen Küchenfenstern über den See in Richtung aufgehende Sonne schauen und vor der Arbeit täglich gemeinsam Schwimmen gehen. Das sei sogar bei Regen wunderschön.

Auszeiten nehmen sich die beiden außerdem mit Abendtouren auf die Schlechtenberg-Alm. „Am Berg triffst du nette Leute, das tut so gut“, schwärmt Isolde Klampfleutner. Sobald der Sommer mit seinen Sieben-Tage-Wochen vorbei ist, geht es in den Urlaub, meistens an den Gardasee.

„Man weiß von allen mehr, als man wissen will“

Im Sommer wie im Winter sei es auf dem kleinen Fleck Fraueninsel wichtig, zusammenzuhalten, bescheiden zu sein und sich auf das Wesentliche zu konzentrieren, ist das Paar überzeugt. Das Inselleben sei schon speziell, schildert Georg Klampfleuthner „Man weiß von allen mehr, als man wissen will.“

Ärgerlich seien Vorschriften und hohe Gebühren, die bayerische Behörden einforderten, sobald man an seinem Haus baulich etwas ändern wollte. So klein die Insel auch sei, da „schnabelt ein jeder von außen mit“.

Zehrend ist der Sommer mit den Tausenden Gästen, die mit den großen Schiffen auf die Insel kommen. Sie bringen Geld, auch in Georgs Töpferei und in Isoldes Boutique.

„Viele sind sehr nett. Wir haben tolle Begegnungen“, erzählt Isolde Klampfleuthner. Stammgäste kämen seit Generationen, um die handgefertigten Töpfereiwaren wie Tassen und Schüsseln zu kaufen. Im Verkaufsraum stehen auf der einen Seite traditionelle Waren mit typischer Fraueninsel-Bemalung und auf der anderen unbemalte, moderne Stücke wie henkellose Wasserkrüge – ein Angebot für Alt und Jung.

Tochter dürfte Töpferei einmal übernehmen

Die nächste Generation heißt bei den Klampfleuthners: Sophia. Sie werde wahrscheinlich den Betrieb übernehmen, freut sich Georg Klampfleuthner. Die Anthropologin ist nach zehn Jahren an Land wieder auf die Insel gekommen. Mit ihrer künstlerischen Ader, so die Eltern, sei sie beim Töpfern richtig.

Großes Familienjubiläum im nächsten Jahr

Nächstes Jahr feiert die Familie groß: Sophia wird 30, Georg wird 60, und die Familie Klampfleuthner ist dann seit 300 Jahren auf der kleinen Insel im bayerischen Meer.

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