Ordinariat schickt Seelsorger nach München – Kritische Stimmung
Überraschender Abschied von Pfarrer Karmann in Seeon-Seebruck: Warum es schon länger rumort hat
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In dem Pfarrverband am nördlichen Chiemseeufer hatte es offenbar schon längere Zeit Dissonanzen gegeben. Viele Gläubige und offizielle Vertreter bereiteten dem Seelsorger nun trotzdem einen feierlichen Abschied.
von Arno Zandl
Seeon-Seebruck –Ursprünglich war die Amtszeit von Pfarrer Rüdiger Karmann im Pfarrverband (PV) Seeon-Seebruck bis zum Erreichen seines Ruhestands geplant. Doch in der Fastenzeit kam die Entscheidung durch das Ordinariat, dass der 59-Jährige als Krankenhausseelsorger bereits nach knapp drei Dienstjahren in die Landeshauptstadt nach München wechseln soll. Nun endet die Seelsorge Karmanns zum 1. Juni.
Schwieriges Klima in bestimmten Kreisen
Vorausgegangen waren kritische Stimmen Karmann gegenüber – insbesondere aus Teilen der Pfarrei Seebruck, nachdem der beliebte und langjährig im PV tätige Diakon Georg Oberloher in den PV Obing gewechselt war. Auch die vor seinem Amtsantritt bereits beschlossene Zusammenlegung der Pfarrämter nach Seeon und die Umstände der Coronazeit sollen zwischenzeitig für ein schwieriges Klima zwischen Karmann und einem bestimmten Personenkreis gesorgt haben. Zu den Hintergründen mochte Oberloher auf Anfrage nach wie vor nichts sagen. Er sehe für seinen früheren Chef und Seelsorgskollegen im PV Seeon-Seebruck in der Krankenhausseelsorge aber eine gute Chance.
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Pfarrer Karmann zeigte und erhielt zu seinem Abschied viele Gesten der Sympathie. Beim Vorabendgottesdienst am Samstagabend in der Klosterkirche sagte er zu den Gottesdienstbesuchern, dass beim Abschied Dank, Zuneigung und die guten Begegnungen im Mittelpunkt stehen sollten: „Wer etwas schuldig geblieben ist in Worten und Taten, der bitte Gott um Vergebung.“ Und wo man sich wehgetan habe, da solle man verzeihen.
Im Chiemgau „Zeit der Reifung und des Beschenktwerdens“
Pfarrer Karmann sagte, er nehme „eine ganz tiefe und positive Erfahrung aus seiner Zeit im PV mit: „Ich habe die Leute und das Land hier lieb gewonnen.“ Für ihn stelle der positive Abschluss in Seeon den Höhepunkt seines Lebensweges nach knapp 35 Jahren als Gemeindeseelsorger dar. Seine „Chiemgauer Zeit“ sei gleichermaßen zu einer Zeit der Herausforderung, der Reifung und des Beschenktwerdens geworden, die er nicht missen möchte. „Meine guten Gedanken des Segens richten sich an alle Menschen in der Seeon-Seebrucker Gemeinde.“ Von den Menschen, die er als Seelsorger betreuen durfte – insbesondere in der Sterbebegleitung – seien enorme innere christliche Werte und großartige Lebenszeugnisse spürbar geworden, die sie im Laufe ihres Lebens angesammelt haben. Deshalb sehe er in seiner künftigen Tätigkeit als Krankenhausseelsorger auf spiritueller Ebene eine Beförderung. „Es ist ein Privileg, Menschen begleiten zu dürfen.“
Bedrängende Zeit eine Triebfeder für eine gute Entwicklung
Corona habe das Pfarreileben in den letzten beiden Jahren herausgefordert, neue Wege in den Gottesdiensten und in der Seelsorge zu gehen. „Insofern habe ich diese bedrängende Zeit auch als Triebfeder für eine gute Entwicklung in unserer Ortskirche erlebt.“ Erfreut zeigte sich Karmann über die neuen Pfarrgemeinderäte, die den Pfarrverband weiterentwickeln könnten.
Dass Karmann einen Schwerpunkt seiner Tätigkeit auch in der Kinder- und Jugendseelsorge sah, wurde spürbar im zugewandten Umgang zu den Ministranten, die bei seiner letzten Messfeier in der Klosterkirche den Altardienst verrichtet hatten.
Vereinsabordnungen erweisen ihre Ehre
Zu seiner Verabschiedung waren Abordnungen vieler Vereine, Gemeinderäte und Gläubige aus dem gesamten PV gekommen, die sich mit Karmann verbunden fühlten. Die Messfeier hatte einen musikalischen Höhepunkt in der Gestaltung durch Organistin Andrea Wittmann und der Salzburger Sopranistin Leonie Stoiber. Der Seeon-Seebrucker Bürgermeister Martin Bartlweber sprach Karmann seinen Dank in dessen vielseitigen Tätigkeitsfeldern aus, die stets auf Gemeinschaft, Seelenheil und Hoffnung ausgerichtet seien. Für dessen Zukunft wünsche er dem künftigen Klinikseelsorger von Herzen alles Gute und Gottes Segen.
Ein Christopherus als Stadtbegleiter
Auch Seeons Pfarrgemeinderatsvorsitzender Konrad Daxenberger schloss sich im Namen seiner Amtskolleginnen Martina Hofstetter aus Seebruck und Dominica von Kiesling aus Truchtlaching den guten Wünschen an. Bei der Wahl des Abschiedsgeschenkes habe er an die sich verändernden Umstände des Pfarrers gedacht: „Kleinere Wohnung in München, gerne mit dem Radl unterwegs, jemand, der Brücken bauen möchte.“ So sei der Heilige Christopherus der richtige Begleiter für einen Pfarrer im Münchner Großstadtverkehr.