Unerwartet: Viel Schnee gut für Lawinensicherheit

Bad Reichenhall - Spätestens seit in Schleching der Ortsteil Raiten aufgrund zu hoher Lawinengefahr evakuiert werden musste, fragen wir uns, was die Lawinenlage innerhalb eines Tages ändert und ob es in diesem Jahr aufgrund der Schneemassen gefährlicher ist, sich im freien Gelände zu bewegen?
Dem widerspricht Thomas Dendl von der Lawinenkommission Saalachtal klar: "Grundsätzlich ist ein schneereicher Winter besser, als ein schneearmer. Die verschiedenen Schneeschichten können sich besser verdichten, wenn mehr Schnee drauf liegt."
Aber warum war es nach dem ersten Schneefall dann so lawinengefährlich? "Weil es zuviel Schnee auf einmal war. Der Schnee konnte keine Bindung zum Boden herstellen, da der nicht gefroren war. Dazu kam eine Tauphase zwischendrin, daraufhin ließ sich nicht mehr einschätzen, was geht in der Schneedecke vor", so der Experte. Gleitschneelawinen waren nicht ausgeschlossen. Die lösen sich dann, wenn die am Boden nicht festgefrorene Masse sich in Bewegung setzt.
Acht Ehrenamtliche für Lawinenkommission Saalachtal im Einsatz
Die Lawinenabgänge auf der B305 zwischen Weißbach an der Alpenstraße und dem Inzeller Ortsteil Zwing, sowie in der Ramsau und in Marktschellenberg bestätigten die Gefahr. Erst als die Lawinenkommission mit dem Hubschrauber die Lage von oben begutachtet konnte, konnten sich die ehrenamtlichen Helfer ein Bild von der Lage machen. Mit dem Ende des Schneefalls und dem Einsätzen der Kälte konnten sie dann auch Entwarnung geben.
Insgesamt besteht die Lawinenkommission Saalachtal aus acht Ehrenamtlichen, die vor allem in der Zeit des Katastrophenfalls täglich ihre Augen auf dem Wetterbericht und den Messstationen hatten. "Natürlich hat man jeden Tag das ganze im Kopf", gibt Thomas Dendl zu. Er ist in den ersten Januar-Wochen täglich zwischen 5 Uhr und 5.30 Uhr aufgestanden, um die Lage von zuhause aus zu beurteilen. Nach einem kurzen Zwischenstopp in der Arbeit, Dendl ist hauptberuflich Sozialarbeiter, ging es schon ins Landratsamt zur Lagebesprechung. Sobald es möglich war, nahmen Dendl und seine Kameraden die Lage vor Ort in Augenschein, begutachteten das Schneeprofil und konnten bald alle Straßensperren aufheben lassen.

Der Katastrophenfall ist beendet, auch im Schlechinger Ortsteil Raiten können die Bewohner aufatmen. "Bis Ende des Monats besteht noch das Überflugverbot, dann sollte sich die Lage endgültig normalisiert haben", hofft Bürgermeister Josef Lederer. Auch in Schleching ist die Lawinenkommission selbstständig im Einsatz, sobald sich die Wettersituation ändert. "Wenn es rein regnet, können sich die gefrorenen Schichten wieder lösen, dann kann die Lawinengefahr wieder steigen", so Dendl.
Toller, aber lehrreicher Winter
Derzeit besteht nur eine mäßige Lawinengefahr. Der fürs Wochenende angekündigte massive Frontübergriff fiel schwächer aus, als angekündigt. Es hat zwar erst geschneit und dann geregnet, aber über Nacht ist alles gefroren. "Der Schnee ist gut zusammengefroren, aber der Boden ist immer noch feucht", weiß der Lawinenexperte. "Es braucht also eine gewissen Last und kalte Temperaturen, dass die Lage stabil bleibt."
Wenn die Lage stabil bleibt, ist es für Thomas Dendl und die Lawinenkommission Saalachtal ein toller, aber auch lehrreicher Winter mit viel Arbeit. "In den letzten Jahren passiert es immer wieder, dass der Boden vor dem ersten Schnee nicht richtig friert. Das Problem wird uns erhalten bleiben." Vor allem im Frühling, wenn viel Wasser dazu kommt, rechnet Dendl erneut mit einer sehr hohen Lawinengefahr. Aber bis dahin können noch viele schöne Wintertage kommen, die nicht lawinengefährlich und somit ideal für Skitouren sind.
cz