+++ 12.15 Uhr: Die kommenden Wochen seien die wohl schwersten der Pandemie, sagte Bundeskanzlerin Angela Merkel in ihrem am Samstag veröffentlichten Podcast.
„Ärzte und Pflegepersonal arbeiten in vielen Krankenhäusern am Rande der Überforderung. Auch was wir über Mutationen des Virus hören, macht die Sorgen nicht geringer - im Gegenteil“, sagte die Kanzlerin außerdem. Die von Bund und Ländern nun verlängerten und zum Teil verschärften Maßnahmen seien einschneidend, die Einschränkungen hart, aber auch zwingend erforderlich, so Merkel.
Angela Merkel verteidigte zugleich die gemeinsame europäische Beschaffung des Corona-Impfstoffs. „Ich bin fest überzeugt, dass es gut war, auf den europäischen Weg zu setzen. Ein Virus, das uns alle trifft, lässt sich von keinem Land allein besiegen. Kein Land, auch Deutschland nicht, wäre sicher vor dem Virus, wenn seine Freunde und Nachbarn es nicht wären“, sagte die Bundeskanzlerin.
Merkel rechnet auch fest mit einem höheren Tempo beim Impfen gegen das Coronavirus. „Es ist ein langsamer Start. Ein paar Hunderttausend sind geimpft, und jeden Tag werden es mehr. Das Tempo wird zunehmen“, sagte die CDU-Politikerin. „Wir werden in Deutschland genügend Impfstoff für alle verfügbar haben. Wir werden Monat für Monat mehr Menschen und schließlich jedem, der es möchte, ein Impfangebot machen können.“
Update von Samstag, 9.1.2021, 10.40 Uhr: Regierungssprecher Steffen Seibert hat der Forderung nach einem harten Lockdown des Ministerpräsidenten von Thüringen, Bodo Ramelow, eine Absage erteilt. In einem Statement verwies der Sprecher der Kanzlerin Angela Merkel auf die „erst am Dienstag beschlossenen Corona-Maßnahmen mit weitreichenden Kontaktbeschränkungen“, welche nun umgesetzt werden müssten.
Seibert deutete jedoch an, dass es im Anschluss an die nächste Runde der Gespräche zwischen Kanzlerin Angela Merkel und den Landeschef:innen am 25. Januar zu weiteren Verschärfungen der Corona-Maßnahmen kommen könnte. „Da wird wie immer nichts auszuschließen sein“, ließ der Regierungssprecher wissen.
Erstmeldung von Freitag, 8.1.2021, 16.02 Uhr: Erfurt/Berlin – Das Coronavirus verbreitet sich in Deutschland weiterhin massiv, die Zahl der gemeldeten Todesfälle hat einen neuen Höchststand erreicht. Innerhalb eines Tages übermittelten die deutschen Gesundheitsämter dem Robert Koch-Institut 1.188 neue Todesfälle, wie aus den RKI-Zahlen vom Freitagmorgen (8.1.2021) hervorgeht.
Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow (Die Linke) hat derweil seinen anfänglichen Widerstand gegen härtere Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Ausbreitung bereut – und fordert nun einen harten Lockdown.
„Ich ganz persönlich ärgere mich heute, dass ich im November innerlich nicht bereit war, zu sagen: Den Dezember mit seinen vielen Feiertagen nutzen wir bundesweit für eine Generalpause“, sagte er der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“. „Alles, was nicht lebensnotwendig ist oder systemisch nicht abgestellt werden kann, hätte vier Wochen lang angehalten werden müssen. Alles.“
Die „permanente Verlängerung von Einzelmaßnahmen, die aber insgesamt nicht zum Austrocknen des Virus führen“ sei hingegen ein „teurer und falscher Weg“, sagte Ramelow der Zeitung. „Die soziale Balance stimmt nicht mehr, und auch nicht die gesamtwirtschaftliche Ausgewogenheit.“ Die permanente Hoffnung, mildere Mittel würden zu einer Besserung der Corona-Lage führen, habe sich als falsch erwiesen.
Um die Corona-Infektionszahlen endlich nach unten zu treiben, sprach sich Ramelow für härtere Maßnahmen in der Pandemie aus. „Wir müssen endlich in einen richtigen Lockdown gehen“, so der Politiker.
Im Sommer und Herbst vergangenen Jahres hatte sich Ramelow noch gegen stärkere Corona-Einschränkungen gewandt. Im Rückblick sei das falsch gewesen, sagte er der „FAZ“. Er habe sich zu lange von „der irrigen Hoffnung leiten lassen“, ein weicher Lockdown könne die Welle brechen.
„Die Kanzlerin hat es immer wieder in aller Deutlichkeit gesagt, aber im Kreise der Ministerpräsidenten wollte man es nicht so recht hören – auch ich nicht“, sagte Ramelow. Die ständigen Mahnungen von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) habe er „als Belästigung empfunden“. Heute müsse er jedoch sagen: „Die Kanzlerin hatte Recht und ich hatte Unrecht.“
Mit Sorge beobachte er die Corona-Mutation aus Großbritannien und die aktuelle Situation im Gesundheitswesen. „Wir sehen in London, wie das Gesundheitswesen zusammenbricht.“ Auch in seinem Bundesland Thüringen gebe es massiv steigende Infektionszahlen. „Davon sehen wir in einer Woche elf Prozent im Krankenhaus. Das ist für unser Gesundheitssystem nicht mehr verkraftbar.“ (Tim Vincent Dicke, Delia Friess mit AFP) *merkur.de ist Teil des bundesweiten Ippen-Digital-Redaktionsnetzwerks.