Haupttreiber der Pandemie: Wo sich die meisten Menschen mit Covid-19 anstecken
Kosmetikstudios und Freizeiteinrichtungen müssen im November schließen. Wo sich die meisten Menschen tatsächlich mit Corona anstecken, fassen Forscher jetzt zusammen.
- Die Coronavirus-Pandemie hat im November 2020 den zweiten deutschlandweiten Lockdown zur Folge. Dieser bringt weitreichende Einschränkungen für die Wirtschaft. Einige Branchen sind besonders betroffen, etwa selbstständige Händler und Dienstleister, die nicht zu einer Handelskette gehören.
- Viele fragen sich, ob Lockdowns – also die weitestgehende Stilllegung des öffentlichen Lebens – tatsächlich ein sinnvolles Mittel sind, um die Ausbreitung von Covid-19 einzudämmen.
- Wo sich die meisten Menschen mit Coronaviren infizieren*, hat jetzt ein Forscherteam auf den Punkt gebracht.
Update vom 13.11.2020: Superspreader-Events – also Zusammenkünfte mehrerer Menschen, wobei einer in der Gruppe Covid-19 hat – werden seit längerem als Hauptursache der Coronavirus-Pandemie diskutiert. Auch eine Studie der Stanford School of Engineering kommt jetzt zu dem Schluss: Die meisten Coronavirus-Übertragungen erfolgen an „Superspreader“-Standorten wie Restaurants, Fitnesscentern und Cafés – dort, wo viele Menschen sich über längeren Zeitraum in geschlossenen Räumen aufhalten. Um nachzuvollziehen, wo es zu den meisten Virusübertragungen kommt, hatten die Standford-Forscher unter anderem die Mobilfunkdaten von 98 Millionen US-Amerikanern in zehn der größten Ballungsgebiete in den USA ausgewertet. Mithilfe der anonymen Daten konnten die Forscher genau nachvollziehen, wo sich die Menschen im Frühjahr 2020 aufgehalten hatten, etwa in Restaurants, Autohäusern oder Tierhandlungen. Im Computermodell errechneten die Forscher dann, an welchen Örtlichkeiten es zu höheren Corona-Infektionsraten kam. Anhand der Berechnungen ließen sich drei Faktoren ableiten, die das Infektionsrisiko bestimmen: wohin sich die Menschen im Laufe eines Tages begeben, wie lange sie sich dort aufhalten und wie viele andere Menschen den gleichen Ort zur gleichen Zeit besuchen. Dabei gilt: Je mehr Menschen sich auf engstem Raum bewegen, desto größer die Corona-Ansteckungsgefahr.
Jure Leskovec, Stanford-Informatiker und Studienleiter, sagte dem Fachportal Eurekalert zufolge, dass das Computermodell „den bisher stärksten Beweis“ dafür biete, dass die in diesem Frühjahr in den USA verhängten Ausgangsbeschränkungen den Aufenthalt im Freien deutlich verringert und so die Verbreitung von Covid-19 verlangsamt hätten.
Schützen Sie sich vor einer Coronavirus-Infektion – mit Kupfertape
Nutzen Sie die antivirale und antibakterielle Wirkung von Kupfer in den eigenen vier Wänden. Angebracht an Türklinken oder Fenstergriffen inaktiviert Kupfertape auch Coronaviren. (werblicher Inhalt)
Superspreader, Reisen, private Haushalte – die Haupttreiber der Corona-Pandemie
Artikel vom 11.11.2020: Der deutschlandweite November-Lockdown betrifft jeden Bürger – manche mehr, manche weniger. Ziel ist es, die Coronavirus-Infektionszahlen wieder in den Griff zu bekommen. Diese hatten sich innerhalb der letzten Wochen rasant nach oben geschraubt und Mediziner befürchten, dass bei einem weiteren exponentiellen Anstieg der Covid-19-Patienten das Gesundheitssystem an seine Grenzen kommt. Für die Tourismusbranche, Inhaber von kleinen Kosmetik- oder Yogastudios und viele weitere Wirtschaftszweige bedeutet der Lockdown aber auch eine Gefährdung der Existenz. Betroffene werfen die Frage auf, wie sinnvoll die Schließung ihres Betriebs ist.
Um dazu eine fundierte Einschätzung abzugeben, müssen die Ursachen für Corona-Infektionsherde gefunden werden. Epidemiologin Elizabeth Lee von der Johns Hopkins Bloomberg School of Public Health im US-amerikanischen Baltimore und ihr Team fassten kürzlich in einem Überblicksartikel die drei Haupttreiber der Pandemie zusammen. Dazu zählen in den Augen der Forscher private Haushalte, Superspreader und Reisen.
Lesen Sie auch: Coronavirus-Ansteckung auf dem Fahrrad? So groß ist die Gefahr wirklich - Fachmann fordert mehr Abstand.
Die drei Wege des Coronavirus: So verbreitet sich Covid-19
Nach Auswertung diverser Studien, die sich mit den Ansteckungsketten bei Covid-19 befassen, kamen die US-Forscher zu dem Schluss, dass die meisten Ansteckungen in privaten Haushalten stattfinden. Eine groß angelegte südkoreanische Untersuchung von 59.000 Corona-Patienten kam etwa zu dem Ergebnis, dass die Ansteckungsgefahr in einem Haushalt sechs Mal höher ist als bei anderen engen Kontakten.
Die drei Hauptfaktoren, auf die Corona-Ansteckungen zurückzuführen sind, im Überblick:
- Ansteckung im privaten Haushalt: „Dies steht im Einklang mit der Tatsache, dass der Kontakt im Haushalt eine Hauptursache für die Übertragung anderer Atemwegsviren ist“, fassen die Forscher zusammen, wie das Portal science.orf.at zitiert. Wer im selben Bett schläft, dasselbe Bad nutzt und gemeinsam kocht, hat viel Kontakt und erhöht so die Ansteckungsgefahr. Auch in Gefängnissen oder Pflegeeinrichtungen leben die Menschen eng zusammen, was ein erhöhtes Covid-19-Risiko bedeutet, so die Forscher.
- Kontakt mit Superspreadern: In den eigenen vier Wänden stecken sich zwar die meisten mit Covid-19 an, jedoch kommt es außerhalb der Wohnung zur Virusübertragung. Diese Virusübertragungen seien „essenziell für die Aufrechterhaltung der Epidemie“, wie es in Studie heißt. Eine wichtige Rolle würden die sogenannten Superspreading-Events spielen – also wenn ein Infizierter bei einem Ereignis wie etwa einer Geburtstagsfeier oder einer Chorprobe viele Menschen ansteckt, teilweise ohne selbst Symptome zu zeigen. Eine kleine Anzahl an Menschen kann demnach für viele Infektionen verantwortlich sein.
- Touristische und berufliche Reisen: Es liegt auf der Hand – durch die Globalisierung und mögliche Fernreisen können sich Krankheitserreger weit schneller verbreiten als noch vor 200 Jahren. Reisebeschränkungen seien daher eine sinnvolle Maßnahme, um die Ausbreitung der Pandemie einzudämmen, so die Forscher. Das hätten etwa strenge Reisebeschränkungen in China gezeigt.
In ihrem Überblicksartikel, der auf dem Portal Science veröffentlicht wurde, sehen die Forscher einen wichtigen Ansatzpunkt, um die Pandemie einzudämmen. Jedoch gebe es noch viele offene Fragen: „Das relative Übertragungsrisiko in verschiedenen Gemeinschaftsumgebungen wie Restaurants und Einzelhandelsgeschäften ist noch immer unklar, ebenso wie die Auswirkungen von Maßnahmen zur Eindämmung der Übertragung in diesen Kontexten“, zitiert das Portal ORF Science die Wissenschaftler: „Das Schließen dieser und anderer Wissenslücken wird klären, wie die Treiber der Übertragung zusammenwirken, welche die Pandemie nähren – und wie man zurückschlagen kann.“ (jg) *Merkur.de ist Teil des bundesweiten Ippen-Digital-Redaktionsnetzwerkes.
Weiterlesen: Mehr Corona-Ansteckungen im Winter? Diesen Effekt hat Kälte auf die Ausbreitung von Coronaviren.