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Ein feste Burg mit Golddach

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Sangen unter dem "Golddach" der festen Rathausburg (von links): die Sopranistin Priska Eser, die Altistin Luitgard Hamberger, geführt von der Chorleiterin und Dirigentin Angelica Heder-Loosli. © re

Wasserburg - Sooft man auch Bachs „Weihnachtsoratorium“ hört: Man hört es doch immer wieder anders.

Die Aufführung der Bach-Kantaten IV bis VI des Wasserburger Bachchors im historischen Rathaussaal der Innstadt war geprägt von geglückter Geschlossenheit und zugleich glaubenssicherer und zupackender Entschlossenheit.

Vor allem die Männerstimmen flammten geradezu vor resoluter Entschiedenheit und trutziger Wehrhaftigkeit des Glaubens, auch "wenn die stolzen Feinde schnauben". Der Glaube an des Herren "Macht und Hülfe" wurde machtvoll Klang, sie bauten musikalisch ein feste Burg mit fest gefügten Quadern.

Diese Entschiedenheit führte dazu, dass der Choral "Ich steh an Deiner Krippen hier" mehr Mut als Demut zeigte, dass mehr die Fülle der Gabengeschenke an das Jesulein besungen wurde statt die dadurch bewirkte Armut der Seele. Dafür erhellte im Choral Nr. 53 ein großes sinnfälliges Crescendo die "finstre Grube" des Herzens mittels des göttlichen Gnadenstrahls: ein schönes Beispiel, wie gut der Chor textlich-musikalisch von Angelica Heder-Loosli instruiert war.

Die Frauenstimmen jubilierten fast ekstatisch im Engelschor "Ehre sei Dir, Gott, gesungen" mit Schwung und mit elektrisierendem Swing, der selbst in der Wiederholung nicht nachließ, sondern sich mit noch mehr Energie auflud. Gerade die Frauenstimmen sorgten für gesangliche Klarheit und obertonreichen Goldglanz, so wenn sie den "Gnadenthron" im Anfangschor mit leichtem Melodieaufschwung gleichsam mit einer Gloriole überwölbten: Sie deckten, um im Bilde zu bleiben, die feste Burg mit einem glitzernden Golddach. Mädchenhaft-schlank blieb der Sopran und wortausdeutend-genau in den Chorbegleitungen der Bassrezitative - nur ein bisschen zu siegessicher laut.

Der Goldglanz war auch im Orchester, dem Wasserburger Bach-Collegium, hörbar: Ein geschärfter Geigenklang, das fast rhetorisch ausdrucksstarke Cello von Andreas Fischer sowie die durchwegs sicheren Bläser verliehen dem Orchesterklang eine transparente Trennschärfe, ein irisierendes Gleißen und Flirren. Auch hier herrschte Souveränität, geschliffen-agile Souveränität.

Die vier Solisten fügten sich fugenlos in das Konzept der Glaubensburg ein: Der Tenor Andreas Hirtreiter nach anfänglicher Neutralität immer mehr, in seiner Arie "Ich will dir zu Ehren leben" erfüllte er die Läufe noch nicht mit genug Leben - wie es dafür die ihn begleitenden Violinsolisten - Anna Skouras und Rainer Heilmann - begeistert taten. Doch wurde er immer anteilnehmend-lebendiger und sogar leidenschaftlich. Thomas Hamberger ließ die musikalischen Figurationen glanzvoll erstrahlen und machte klar, was er sang: "Dein Wort soll mir die hellste Kerze sein". Der Altistin hat Bach hier keine Arie gegeben, sie darf immer nur kommentieren, berichtigen, ergänzen, was Luitgard Hamberger affekt- und effektvoll tat. Priska Eser ließ ihren wie immer sehr gut geführten und wohlklingenden Sopran dunkel schimmern. Nicht vergessen sein soll die ungenannte Chorsolistin, die das Echo in der Echo-Arie mit klarer, unmissverständlicher und sicherer Entschiedenheit sang.

So rundete sich alles zu einer selten geschlossenen Wirkung. Im 25. Jubiläumsjahr des Wasserburger Bachchors demonstrierte Angelica Heder-Loosli, wie sicher, gut vorbereitet, stimmlich souverän und sangesfreudig "ihr" Chor singt, wie sie es versteht, ihre nimmermüde Energie auf die Sänger zu übertragen, die es ihr überschwänglich danken. Rührend ihre Schlussgeste: Sie streichelte zärtlich die Partitur. Sie und ihre Sänger lieben Bach - wirklich.

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