Und wieder tanzten die Schwäne

Rosenheim - Und wieder tanzten die Schwäne – wie jedes Jahr um diese Zeit – im Kultur- und Kongresszentrum Rosenheim.
Im vollbesetzten Haus erlebten die Besucher Peter Tschaikowskys Meisterwerk "Schwanensee", getanzt vom St. Petersburger Staatsballett, das diese klassische Ballettschöpfung traditionell und höchst professionell vorführte. Der Zauber großartiger Musik, kreativer Choreografie und opulenter Ausstattung ist ungebrochen, seit Marius Petipa und Lew Iwanow dem Werk Tschaikowskys 1894 die ebenbürtige Choreografie gaben, die damals bei der Uraufführung 1877 der Tonschöpfung noch nicht gerecht geworden war.
Gleich zu Beginn eroberte in der diesjährigen Inszenierung ein temperamentvoll drolliger Harlekin mit verschmitztem Charme und gekonnten Fouettés die Herzen der Zuschauer. Auf der Terrasse des Schlosses feiert Prinz Siegfried seine Volljährigkeit, und der gut aussehende Alexander Woytin gab ihm authentisch die jugendliche Entsprechung; bildschön und elegant an seiner Seite Swetlana Marko als seine Mutter.
Geheimnisvoll und märchenhaft leuchtet im nächsten Bild der Waldsee im blauen Licht der Dämmerung. Bewacht von Rotbart, dem düsteren Zauberer ( Andrej Prowotorow), tanzen hier die in Schwäne verwandelten jungen Mädchen, und Anna Woytina als Schwanenprinzessin Odette berührte in Grazie und mit zerbrechlicher Mädchenhaftigkeit, untadelig in ihrem Spitzentanz, den Port de Bras und ihrer schwanengleichen Körpersprache. Jeder würde ihrem Reiz erliegen - und Siegfried schwört ewige Treue. Bilderbuchschön tanzten beide die Pas de Deux und Solo-Variationen.
Ob beim legendären Auftritt der vier kleinen Schwäne, den Formationen und dem Tanz der großen Schwestern, stets glänzte das gesamte Corps de ballet in homogener Gestaltung. Beim großen Ball, veranstaltet als Brautschau für den Prinzen, entfaltet sich die Pracht bei Hofe in prunkvoller Kulisse und fantastischen Kostümen zu spanischem Bolero, neapolitanischer Tarantella, ungarischem Csardas und polnischer Mazurka.
Alexander Woytin beeindruckte mit eleganten grande jetés, exakt auf den Punkt zur Musik. Anna Woytina war in jeder Geste, jeder Bewegung eine Primaballerina assoluta, untadelig und von höchster Präzession auch in ihren 32 Fouettétes en tournant als faszinierende schwarze Schwanenprinzessin Odile.
Am Ende im gleißenden Gegenlicht am See, wenn der Prinz den Zauber brechen und Rotbart besiegen kann, formierten sich alle Schwäne um das glückliche Paar zum romantischen Schlussbild. Wieder hatte "Schwanensee" jeden in seinen Bann geschlagen. Mit Jubel und lang anhaltendem Applaus bedankte das Publikum einen erinnerungswürdigen Ballettabend.