Update vom 28. Januar, 19.13 Uhr: Habeck kommt auf das „abrupte Ende” der KfW-Förderung für Effizienzhäuser durch das Wirtschaftsministerium zu sprechen. Der Bankvorstand sei gezwungen gewesen, die Förderung auszusetzen, „nachdem das Geld nicht mehr da war”, erklärt Habeck. Viele, die Hoffnungen auf das Förderprogramm gesetzt hätten, würden ihre Projekte weiter verwirklichen können, versichert er. Hierfür habe man 5 Milliarden Euro reserviert. Zwar seien jetzt nur noch 1,8 Milliarden Euro verfügbar, doch diese Summe werde man noch „moderat” aufstocken können.
„Einiges, möglicherweise vieles werden wir noch finanzieren können”, sagt der abgehende Vorsitzende. Es sei „unangenehm” gewesen, die Entscheidung politisch zu verantworten und „den Kopf dafür hinzuhalten”. Das nächste Programm werde allerdings „sozialer ausgerichtet sein”. Doch es werde noch „bisschen“ dauern, bis das Nachfolgeprogramm für die Förderung kommt, räumte Habeck ein.
Update vom 28. Januar, 18.55 Uhr: Erneut ergreift Habeck das Wort. In die Debatte darüber, ob die Grünen in der Regierung erfolgreich sein können, solle man sich nicht reintreiben lassen. Die Diskussion sei „unsinnig”, so Habeck. Seit „vielen, vielen Jahren” sei man schließlich in Regierungen. In den Regierungen sei man stärker geworden und mit zweistelligen Regierungsbeteiligungen zu der Partei geworden, die man heute sei.
„Kompromisse sind die Kunst von Politik”, betont Habeck. Sie seien nicht der „Abschied von eigenen Idealen”. Gute Kompromisse würden gute Politik ausmachen. In die Regierung sei man mit den sechs Ressorts stark reingegangen, so Habeck. An dieser Stelle betont er auch die wichtige Rolle des Kulturessorts an und lehnt es ab, das Gebiet zu unterschätzen. „Ok, es fehlt das Verkehrsministerium. Aber hey, wir haben 14,x Prozent, nicht 25,x Prozent, da fehlt halt immer irgendwas”, führt der abgehende Vorsitzende an. Mit dem „klugen und engagierten Zusammenspiel“ der Ministerien werde man dies kompensieren können.
Update vom 28. Januar, 18.50 Uhr: Nach Habeck redet nun Annalena Baerbock. Auch sie bedankt sich sowohl bei den anwesenden Mitarbeitern als auch bei den „digital im ganzen Land verteilten fast 130.000 Mitgliedern”. Es seien „großartige, vier gemeinsame Jahre” gewesen, so Baerbock. Der von Habeck verkündete neue Akt werde jetzt lediglich in anderen Rollen fortgeführt, sagt Baerbock. Man freue sich darauf.
„Das ist die DNA unserer Partei”, betont Baerbock zu eventuellen Meinungsunterschieden. „Diese Partei lebt davon, dass wir ringen, dass wir streiten, dass wir lachen. Dass wir manchmal auch tanzen, dass wir manchmal Tränen in den Augen haben”, bemerkt die abgehende Co-Vorsitzende der Grünen. Schließlich müsse man auch immer wieder bereit dazu sein, zu streiten, wenn man etwas verändern wolle.
Update vom 28. Januar, 18.41 Uhr: Habeck reflektiert die Arbeit der letzten vier Jahre nach der Wahl zum Vorsitzenden zusammen mit Baerbock. Hier erwähnt er den Wahlkampf in Bayern, die Wahlkämpfe in Ostdeutschland und die erste Annäherung an die 20 Prozent-Grenze. Man habe eine wahre Bündnis-Partei erschaffen und diesen Gedanken programmatisch stark gemacht. Als Bundesvorsitzende habe man das Ziel erreicht, die Grünen in die Regierung zu führen.
„Aber es ist kein Abschied, es endet auch keine Ära wie manchmal in den Zeitungen oder in den Online-Redaktionen zu lesen war”, bemerkt Habeck. Vielmehr beginne jetzt ein neuer Akt, betont der abgehende Vorsitzende.
Update vom 28. Januar, 18.33 Uhr: Zuerst ergreift Robert Habeck das Wort. Der letzte gemeinsame Auftritt mit Baerbock sei ein „merkwürdiger Moment aus allerlei Gründen”. Zum einen seien dies die letzten Reden als Grünen-Vorsitzende und zum anderen sei die Halle, in der „Parteitagsschlachten geschlagen wurden”, jetzt leer. Damit verweist er auf die virtuelle Austragung des Parteitags.
In letzten Tagen habe man unter anderem aufgrund des „dichten Alltags” kaum Zeit für Sentiment und auch keine Vorbereitungszeit für eine Rede gehabt, so Habeck. Der abgehende Vorsitzende bedankte sich bei den wenigen Anwesenden. Die Zusammenarbeit mit ihnen sei „toll und großartig” gewesen. „Wir haben immer gewusst, dass die Wurzeln auf denen wir unsere Zukunft bauen, die Zukunft der Partei und jetzt im besten Fall von Deutschland, dass ihr das seid”, sagt Habeck.
Update vom 28. Januar, 18.25 Uhr: Jetzt treten Annalena Baerbock und Robert Habeck auf die Bühne für ihre Reden beim virtuellen Parteitag der Grünen.
Update vom 28. Januar, 17.45 Uhr: Unter dem Motto „Wurzeln für die Zukunft“ haben die Grünen ihren digitalen Bundesparteitag mittlerweile begonnen. Demnächst sollen die abgehenden Vorsitzenden Annalena Baerbock und Robert Habeck reden.
Es fange ein neues Kapitel an, sagte der scheidende Politische Bundesgeschäftsführer Michael Kellner zum Auftakt des Parteitags. Die Grünen hätten viel geschafft, erklärte Kellner und fügte hinzu, man sei „keine kleine Partei mehr“. Gegen den Trend legten die Grünen klar an Mitgliedern zu. Kellner verwies außerdem auf die Rolle der Grünen in der Regierungskoalition. „Jetzt beginnt eine neue Zeit“, führte er an. Es gehe nicht darum, es besser zu wissen, sondern es besser zu machen. Daran werde seine Partei gemessen. Dafür seien die Grünen angetreten, dafür hätten sie gekämpft. „Festigen wir die Wurzeln für die Zukunft“, appellierte er.
Update vom 28. Januar, 16.28 Uhr: In einer halben Stunde beginnt der digitale Parteitag der Grünen. Schon zuvor hat Vorsitzanwärter Omid Nouripour einen Ausblick auf seine Pläne gegeben - und den Anspruch erhoben, die Partei zur führenden Kraft der linken Mitte in Deutschland zu machen. Zunächst solle aber aufgearbeitet werden, was im jüngsten Bundestagswahlkampf „falsch gelaufen ist“, sagte Nouripour dem Magazin Focus.
Nouripour sagte mit Blick auf die Bundestagswahl: „Wir waren in einer Flughöhe wie nie zuvor und in einer Geschwindigkeit, die nicht zuließ, dass wir uns darauf richtig vorbereiten können.“ Den Vorgängern an der Parteispitze sprach der Außenpolitiker dennoch seinen Respekt aus. „Sie waren das Gravitationszentrum der Partei.“ Besonders Baerbock habe viel Hass im Internet ertragen müssen, was „einfach brutal“ gewesen sei.
Ziel der Grünen bleibt es nach Angaben von Nouripour, den nächsten Kanzler oder die nächste Kanzlerin zu stellen. Auch der scheidende Grünen-Bundesgeschäftsführer Michael Kellner brachte eine erneute Kanzlerkandidatur seiner Partei ins Gespräch. „Der Traum vom Kanzleramt ist nicht ausgeträumt, nur weil es beim ersten Mal nicht geklappt hat“, sagte Kellner dem Spiegel.
Vorbericht: Berlin - Die CDU hat es schon getan, die SPD ebenfalls - an diesem Wochenende sind die Grünen dran: Nach der Bundestagswahl wählen die Parteien neue Vorsitzende. Bei der Ökopartei sind es Satzungsgründe, die Robert Habeck und Annalena Baerbock* zum Rückzug zwingen. Omid Nouripour und Ricarda Lang stehen als Nachfolger bereit. Aber auch im Rest-Vorstand wird kräftig durchgewürfelt.
Wenn der Grünen-Parteitag am Freitagabend (28. Januar) startet, geht es aber nicht nur um Personalien. Die Grünen haben nach dem eher enttäuschenden Ergebnis der Bundestagswahl Defizite ausgemacht - dabei geht es unter anderem um die Handlungsfähigkeit der stark gewachsenen Partei. Auch ein kontroverser Vorschlag liegt auf dem Tisch: Das Quorum für Einwände und Anträge von der Basis soll höher gelegt werden. Die wichtigsten Tagesordnungspunkte im Überblick.
Gleichzeitig Minister und Parteichef - das geht laut Grünen-Satzung nur für eine Übergangszeit. Habeck und Baerbock müssen also Platz machen. Als Nachfolgeanwärter haben sich der Hesse Omid Nouripour und die frühere Grüne-Jugend-Chefin Ricarda Lang in Stellung gebracht. Ihre Wahl gilt als nahezu sicher. Einziger weiterer Kandidat war laut einem Bericht der taz zuletzt der Klimaaktivist Mathias Ilka.
Ein Problem am Rande: Lang hat kurz vor dem Parteitag einen positiven Corona-PCR-Test erhalten*. Die Vorsitzanwärterin wird sich von zuhause zuschalten lassen. Die neuen Grünen-Vorsitzenden werden jedenfalls als Mittler zwischen Regierungshandeln und Basiswünschen eine heikle Aufgabe vor sich haben. Ein Experte warnte im Münchner Merkur schon vorab vor einer Marginalisierung der Parteiinteressen in der neuen Machtkonstellation*.
Habeck und Baerbock werden übrigens auch nach ihrem Abgang als Grünen-Vorsitzende weiter als Doppel agieren - im Ampel-Koalitionsausschuss. Dort werden der Vizekanzler und die Außenministerin die Kabinettsmitglieder der Grünen gemeinsam repräsentieren, wie die dpa vorab aus Parteikreisen erfuhr. Weitere Mitglieder werden die neuen Parteichefs sowie die Fraktionsspitze aus Britta Haßelmann und Katharina Dröge sein.
Dem mit sechs Personen vergleichsweise kleinen Grünen-Vorstand stehen weitere Änderungen ins Haus. So nimmt Geschäftsführer Michael Kellner nach seinem Wechsel als Staatssekretär in Habecks Wirtschaftsministerium ebenfalls den Hut. Ihm als Generalsekretärs-Äquivalent nachfolgen möchte die bisherige „Organisatorische Geschäftsführerin“ Emily Büning. Sie gilt als Parteilinke - und war ebenfalls Chefin der Grünen Jugend. Letzteres vor mehr als zehn Jahren.
Nicht wieder kandidieren wird auch die Münchner Abgeordnete Jamila Schäfer*, die im Herbst per Direktmandat in den Bundestag eingezogen war. Mit dem Thüringer Heiko Knopf, dem Sachsen Daniel Tiedtke, dem Schleswig-Holsteiner Philipp Schmagold und der NRW-Parlamentarierin Pegah Edalatian stehen drei männliche und eine weibliche Nachrücker-Kandidatin für die Vizeposten parat. Bleiben will Schatzmeister Marc Urbatsch. Den Querelen um Corona-Boni für den Parteivorstand und dem Finanzstreit mit dem Chaos-Landesverband im Saarland zum Trotz. Mit dem Norddeutschen Horst Peter Preßler-Höft hat er auch einen Gegenkandidaten.
Neu gewählt wird auch der Parteirat. Hier stehen einige Promis auf dem Wahlzettel - neben Habeck und Baerbock auch die bayerische Landtagsfraktionschefin Katharina Schulze oder die EU-Politiker Ska Keller und Erik Marquardt.
Durchaus möglich scheint, dass auch der bundespolitisch immer wieder hochgekochte Ärger um die Corona-Zusatzzuwendungen für den alten Parteivorstand noch einmal Thema werden. Mehr als harte Worte von der Basis haben Urbatsch, Habeck, Baerbock und Co. aber wohl nicht zu erwarten. Natürlich könnten auch die für Negativschlagzeilen ausreichen.
Spannend wird die Reaktion der Basis auf eine geplante Satzungsänderung. Bisher konnten mit den Stimmen von nur 20 Unterstützern Anträge eingebracht werden. Das Resultat: Mehr als 3.000 zu bearbeitende Anträge beim vorangegangenen Parteitag. Kellner und der Vorstand wollen laut taz nun das Quorum auf 0,1 Prozent der Mitgliederschaft anheben - das wären rund 130 Unterstützer. Aus organisatorischer Sicht gibt es Argumente für den Schritt, er kommt aber auch just in der Zeit der Sorge um schwindenden Parteieinfluss auf ihre Vertreter in der Regierung. Nouirpour hatte schon zuletzt die Folgen des Mitgliederwachstums als Problem benannt.
Und auch dieses Mal haben die Mitglieder die Partei mit einigen inhaltlichen und organisatorischen Anträgen bedacht. Auf der Agenda stehen unter anderem die Themen Olympia-Boykott, EU-Taxonomie und Ukraine-Krise. (fn) *Merkur.de ist ein Angebot von IPPEN.MEDIA.