Im Invasionsfall: Gigantische Flüchtlingswelle aus der Ukraine befürchtet

Eine russische Invasion in der Ukraine könnte eine Flüchtlingswelle auslösen. Die EU warnt - und nennt Zahlen. Der Blick richtet sich vor allem nach Polen.
Kiew - Die USA sprechen mit Russland, von der EU will Wladimir Putin* wenig wissen: So wirkte es zu Beginn des aktuellen Ukraine-Russland-Konflikts. Dabei geht es um eine bedrohliche Situation ganz in der Nähe der Europäischen Union. Mittlerweile verhandeln auch Deutschland und Frankreich* mit Russlands Präsidenten. Eindeutige Deeskalationsanzeichen fehlen jedoch. Bei einer eventuellen Invasion könnten Flüchtlingsströme die Folge sein.
Ukraine-Russland-Konflikt: Über eine Million Flüchtlinge könnten bei Invasion in die EU kommen
Angesichts der wachsenden Spannungen im Ukraine-Konflikt warnt die EU nun vor möglichen Fluchtbewegungen. „Es wird geschätzt, dass zwischen 20.000 und mehr als einer Million Flüchtlinge kommen könnten“, sagte der Vizepräsident der EU-Kommission, Margaritis Schinas, mit Blick auf eine mögliche militärische Eskalation in der Welt. Die EU sei „bereit, eine bedeutende humanitäre Hilfe zu mobilisieren und beim Zivilschutz zu helfen“.
Schinas verwies darauf, dass in der Ukraine allein 20.000 EU-Bürger leben. Ebenso gebe es „eine beträchtliche Bevölkerungsgruppe, die ihre Wurzeln in der EU hat“. Der griechische EU-Kommissar betonte, dass Geflüchtete - wie schon zuvor in Belarus - instrumentalisiert und bewusst als Druckmittel gegen die EU eingesetzt werden könnten.
Flüchtlingsströme in die EU? Polen im Fokus bei Ukraine-Invasion durch Russland
Es wird angenommen, dass ukrainische Flüchtlinge zunächst vor allem nach Polen kommen könnten, das eine 535 Kilometer lange gemeinsame Grenze mit der Ukraine besitzt. Für den Fall eines Konflikts hatte die polnische Regierung bereits erklärt, sie bereite sich auf ein Szenario vor, in dem bis zu einer Million ukrainische Flüchtlinge die Grenze überschreiten würden.
Es gibt schätzungsweise bereits 1,5 Millionen Ukrainer in Polen, von denen allerdings nur 300.000 offiziell registriert sind. Seit der Annexion der Krim durch Russland und dem Beginn des Krieges im Osten der Ukraine 2014 registrierte Kiew selbst rund 1,5 Millionen Vertriebene. Im Falle einer Invasionen könnten Millionen weitere dazukommen. Zwar betont Russland, dass der Truppenabzug nach den Manövern weitergehe, doch der Westen zweifelt bislang an den Meldungen. Die Münchner Sicherheitskonferenz steht weitgehend im Zeichen der Ukraine-Russland-Krise.
Bei Ukraine-Russland-Eskalation: „Riesige Flüchtlingswelle“ möglich
Auch aus der ukrainischen Bevölkerung kommen Warnungen: „Man muss sich in Deutschland auch eines klarmachen: Wenn es wirklich eine Invasion gibt, dann gibt es eine riesige Flüchtlingswelle“, sagte etwa Pavlo Hrosul im Interview mit t-online. Der Ukrainer zog vor einigen Jahren mit 17 nach Deutschland. Er schilderte die Angst seiner Landsleute - machte aber auch deutlich: „Russland kann so ein großes Land unmöglich mal eben einnehmen. Mehr als 40 Millionen Menschen leben dort. Es würde ständig Unruhen geben.“ Die Ukraine brauche aber sofort Hilfe und bitte um Waffen, um sich zu verteidigen. (AFP/cibo) *Merkur.de ist ein Angebot von IPPEN.MEDIA.
Ein bekannter Hotelier am Tegernsee quartiert Geflüchtete aus dem Ukraine-Krieg in sein Luxus-Hotel ein.