+++ 18.31 Uhr: Tschechien stellt der Ukraine 4000 Artilleriegranaten zur Verfügung. „Die Granaten werden in den nächsten Tagen in die Ukraine geliefert“, sagte ein Sprecher des Verteidigungsministeriums in Prag am Mittwoch der Nachrichtenagentur AFP. Das „Geschenk“ hat demnach einen Wert von 36,6 Millionen Kronen (1,5 Millionen Euro).
Verteidigungsministerin Jana Cernochova bezeichnete die Waffenlieferung als "Geste der Solidarität". Wegen eines massiven russischen Truppenaufmarschs an der Grenze zur Ukraine befürchtet der Westen, dass Russland einen Einmarsch in das Nachbarland vorbereitet. Die Regierung in Moskau bestreitet das. Tschechien ist seit 1999 Mitglied der Nato.
Die tschechischen Granaten haben nach Angaben des Ministeriums das Kaliber 152 Millimeter und sind daher nicht mit den neuen 155mm-Geschützen der tschechischen Armee kompatibel. „Die Stärkung der ukrainischen Selbstverteidigungsfähigkeit liegt im Interesse der Tschechischen Republik, da sie das Risiko eines bewaffneten Konflikts in Osteuropa verringern wird“, fügte das Ministerium hinzu.
+++ 16.15 Uhr: US-Kampfjets vom Typ F-15 sind auf einem Stützpunkt in Estland gelandet, wie das litauische Verteidigungsministerium mitteilt. Der Schritt kommt nach der Ankündigung der Nato, weitere Kampfverbände nach Osteuropa zu verlegen. Dänemark hat angekündigt, vier F-16 am Donnerstag in Litauen zu stationieren.
+++ 15:46 Uhr: Russland sieht in den diplomatischen Bemühungen zur Lösung der Ukraine-Krise derzeit nur eine sehr begrenzte Rolle der Europäer. Für die Europäische Union und die Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) gebe es keinen Platz in den laufenden Gesprächen, sagte Außenminister Sergej Lawrow am Mittwoch in Moskau.
Damit schloss Lawrow das sogenannte Normandie-Format, dem neben Russland die Ukraine, Deutschland und Frankreich angehören, explizit nicht aus. Vertreter der vier Länder berieten am Mittwoch in Paris erstmals seit mehr als zwei Jahren wieder an einem Tisch. Parallel dazu führt Russland direkte Gespräche mit den USA und der Nato.
Gleichzeitig drohte Lawrow aber auch der Ukraine und ihren Verbündeten im Westen. „Sollte es keine konstruktive Reaktion geben, sollte der Westen seinen aggressiven Kurs fortsetzen, dann wird Moskau [...] die notwendigen Gegenmaßnahmen ergreifen“, so der Außenminister. laut der russischen Nachrichtenagentur TASS. Die oberste Priorität habe „die Sicherheit Russlands und seiner Bürger“.
Update, 13.20 Uhr: Seit Monaten befürchtet die Ukraine einen Einmarsch Russlands. Doch nach Einschätzung der Regierung in Kiew reicht die Stärke der im Grenzgebiet zur Ukraine stationierten russischen Truppen noch nicht aus für einen Großangriff. Russland habe zwar bedeutende Kräfte „entlang der Grenze und in besetzten Gebieten der Ukraine“ zusammengezogen, was „eine direkte Bedrohung“ darstelle, sagte heute der ukrainische Außenminister Dmytro Kuleba, doch „für eine groß angelegte Offensive entlang der gesamten ukrainischen Grenze“ sei das noch nicht genug.
Kuleba schloss nicht aus, dass Russland die Truppenstärke bald auf ein für einen Großangriff ausreichendes Niveau erhöhen könnte. Allerdings arbeite der Kreml vor allem an einer „Destabilisierung“ der Ukraine mit „Panikmache, Druck auf das ukrainische Finanzsystem und Cyberangriffen“. Russlands Präsident Wladimir „Putin wäre zufrieden, wenn dieser Plan aufginge und er keine militärische Gewalt anwenden müsste“, sagte der Außenminister.
Unterdessen hofft der Westen auf die Dialogbereitschaft Moskaus. Vor allem Deutschland und Frankreich setzen dabei auf das sogenannte Normandie-Format. Bei einem Treffen auf Beraterebene heute in Paris sollte der Gesprächsfaden mit russischen und ukrainischen Staatsvertretern wieder aufgenommen werden (s. Erstmeldung).
Erstmeldung: Paris – Der Ukraine-Konflikt spitzt sich weiter zu. Allen voran Deutschland und Frankreich* wollen keinen Krieg vor der eigenen Haustür riskieren und so liegen die Hoffnungen nun auf einem Treffen in Paris, welches erstmals seit langem die zwei Konfliktländer wieder an einen Tisch bringt. US-Präsident Joe Biden hatte in einem Interview mit CNN erstmals damit gedroht, im Falle eines russischen Einmarschs in die Ukraine Sanktionen* direkt gegen Präsident Wladimir Putin zu verhängen. „Das kann ich mir vorstellen“, entgegnete er auf die Frage der Reporterin.
Angesprochen auf die 8500 US-Truppen, die in Alarmbereitschaft versetzt wurden, bekräftigte Biden, es handele sich nicht um eine proaktive Entscheidung, sondern es solle die Verbündeten der USA beruhigen. „Wir hegen keine Absicht, US- oder Nato-Truppen in der Ukraine zu stationieren. Aber wie ich bereits sagte, es wird ernsthafte wirtschaftliche Konsequenzen gegeben, wenn er einmarschiert“, sagte Biden in Bezug auf Russlands Staatschef Putin.
Eine Entspannung der Situation könnte bei dem bevorstehenden Treffen am Mittwoch in Paris erreicht werden. Seit Beginn der aktuellen Spannungen kommen dort erstmals offizielle Vertreter der beiden Konfliktländer zusammen. Deutschland und Frankreich werden ebenfalls an den Verhandlungen teilnehmen. Sie sollen auf Beraterebene im sogenannten Normandie-Format teilnehmen. Sie vermitteln in dem Konflikt.
Élyséekreisen zufolge soll es in den Pariser Gesprächen vorwiegend um humanitäre Maßnahmen und Zukunftsüberlegungen der Ukraine gehen. Des Weiteren wolle man ein Datum finden, an dem die Ukraine mit den kremltreuen Separatisten über einen Sonderstatus der Region Donbass verhandelt. Die Ukraine lehnt dies bisher offiziell ab. Sie sieht in Moskau den Verhandlungspartner und nicht in den Separatisten.
Der Kremlsprecher Dimitri Peskow sagte der Staatsagentur Tass zufolge, der Vizechef der Präsidialverwaltung, Dimitri Kosak, werde bei dem Gespräch in Paris Russlands Sorge zur Situation an der Frontlinie in der Ostukraine zur Sprache bringen. Der Regierung des Nachbarlandes Ukraine wirft Moskau vor, den 2015 unter Vermittlung Deutschlands und Frankreichs ausgehandelten Friedensplan nicht umzusetzen.
Andrij Jermak, ukrainischer Unterhändler, machte aber bereits deutlich: „Wir werden die Minsker Vereinbarung ausschließlich im ukrainischen Interesse umsetzen.“ Im ukrainischen Fernsehen zeigte sich der Chef des Präsidentenbüros jedoch grundsätzlich erfreut, dass es wieder zu einem Treffen in diesem Format kommt.
Ukrainischer Außenminister warnt: „Situation, in der alles passieren kann“
Der Außenminister der Ukraine, Dmytro Kuleba, schätzt die Situation in dem Konflikt als unsicher ein, alles sei möglich. „Wir befinden uns buchstäblich in einer Situation, in der alles passieren kann“, so Kuleba am Dienstag im Interview mit CNN. Die Gedanken des russischen Präsidenten Wladimir Putin könne er nicht lesen. „Wenn Russland bereit ist, ohne Hintergedanken zu handeln, besteht die Möglichkeit, den Verhandlungsraum zu verlassen und zu sagen, dass wir eine Vereinbarung getroffen haben.“ Zugleich betonte Kuleba, sein Land werde in dem Konflikt nicht einfach den Anweisungen einer Großmacht Folge leisten.
Bereits seit 2014 schwelt der Konflikt im Osten der Ukraine. Der im belarussischen Minsk ausgehandelte Friedensplan liegt auf Eis. Bei Kämpfen zwischen ukrainischen Regierungstruppen und kremltreuen Separatisten in der Region Donbass sind nach UN-Schätzungen bereits mehr als 14.000 Menschen getötet worden. Ende 2019 fand zuletzt ein Treffen im Normandie-Format* statt. Anfang Januar gab es Treffen auf Beraterebene, allerdings getrennt mit der Ukraine und Russland. (lz/skr/cs mit AFP/dpa) *fr.de ist ein Angebot von IPPEN.MEDIA.