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Aus dem Leben eines Vielfliegers

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Andreas Agha Ebrahim
Er geht wieder mal in die Luft: Andreas Agha Ebrahim steht – wie fast in jeder Woche – beim Check-in am Münchner Flughafen. © Westermann

Während die meisten Berufstätigen mit Bus, Bahn oder Auto ihre Arbeitsstelle erreichen, steigt Andreas Agha Ebrahim in das Flugzeug. Fast jede Woche jettet der Starnberger beruflich um die Welt.

Im Gespräch verrät der IT-Experte Andreas Agha Ebrahim Tipps und Tricks eines Vielfliegers und plaudert aus dem Nähkästchen.

Wo ist der beste Platz im Flugzeug? Wie bekommt man den?

Je weiter vorne man sitzt, desto ruhiger ist es, desto weniger rumpelt es bei Turbulenzen, desto besser ist die Luft und desto schneller ist man bei der Ankunft draußen. Die vorderen Reihen werden von den Airlines deshalb immer für Status-Kunden geblockt. Wenn man kein Status-Kunde ist: Kurz vor dem Einsteigen einfach beim Check-In fragen, ob es weiter vorne noch leere Plätze gibt.

Wie beschäftigt man sich auf einem Zwölf-Stunden-Flug?

In First Class wäre die Hauptbeschäftigung essen und schlafen. In der Business Class arbeiten, essen und schlafen. In Economy sind zwölf Stunden endlos. Mein Tipp: sich nicht auf die Bordunterhaltung verlassen und ein gutes Buch und Laptop/iPad mit ausreichend Filmen dabei haben.

Was muss unbedingt mit ins Handgepäck?

Je nach Länge der Reise bzw. Ankunftszeit: One-Day Survival-Kit mit frischer Unterwäsche, Socken, Schlafshirt und Ersatzhemd, falls das Gepäck verloren geht oder man irgendwo beim Umsteigen hängen bleibt. Außerdem Medikamente (Nasen- und Augentropfen, Durchfallmittel), einen MP3-Player mit Kopfhörern gegen lästige Mitreisende und eine Strickjacke.

Was sollte man nie im Flugzeug tun?

1. Flugbegleiter madig machen, entweder durch plumpe Anmache oder durch dauerndes Meckern. 2. Dem Sitznachbarn seine Lebensgeschichte erzählen ohne sicher zu sein, dass dieser sie auch hören will. 3. Laufend die Fensterabdeckung öffnen und schließen, insbesondere zur Schlafenszeit. 4. Die eigene Rückenlehne dauernd vor- und zurückneigen. 5. Mit den Beinen nervös gegen die Rückenlehne des Vordermannes trommeln. 6. Die Schuhe ausziehen, wenn man bekanntlich Schweißfüße hat. 7. Zu viel Alkohol trinken: Die Wirkung ist heftiger als am Boden!

Welche Kleidung trägt man an Bord?

Atmungsaktive, leichte, weite Kleidung und bequeme Lederschuhe. Dunklere Farben, die bei Flecken wenig Kontrast bieten. Ich persönlich bevorzuge Anzüge aus dünner Wolle, die sind optimal im Sommer und Winter und knittern nicht. Und man hat bei eventuellen Flugstörungen oder lästigen Einreisekontrollen einfach die besseren Karten an den Schaltern, nach dem Motto: Kleider machen Leute.

Wie schützt man sich vor lästigen Sitznachbarn?

Ich kenne zwei Arten von lästigen Sitznachbarn: 1. Die Dauer-Quasselstrippen. Dagegen schützt man sich mit einem iPod und Kopfhörern. 2. Die 150-Kilo-plus-Menschen. Dagegen ist kein Kraut gewachsen.

Ich habe mich in dem Fall immer vor dem Start vertrauensvoll an den Purser gewandt und höflich um einen anderen Platz gebeten. Falls es keinen freien Platz mehr gibt, kann man nur aussteigen und den nächsten Flug nehmen.

Wo gibt es das beste Essen?

Grundsätzlich fliegt man ja nicht um zu essen, sondern man kriegt Essen, um nicht zu verhungern. Das beste Essen auf Langstrecke gibt es meines Erachtens in der Economy von Singapore Airlines, in der First Class bei Lufthansa und Singapore Airlines. Auf Kurzstrecke bei Air Dolomiti und Austrian Airlines.

Was ist angenehmer: Tag- oder Nachtflug?

In Economy und Business: Tagflug. In First: Nachtflug.

Wohin führt Ihre Lieblingsstrecke?

Auf der Kurzstrecke ist es Zürich–Mailand, denn bei guter Sicht kann man im Winter die Skifahrer vor den Skihütten sehen! Auf der Langstrecke ist es San Francisco-München. Das ist einer der längsten Nachflüge, auf dem ich acht Stunden durchschlafen kann.

Gibt es eine persönliche Horrorstrecke (Umsteigen, Verbindungen, Flughafen)?

Beim Umsteigen ist dies Frankfurt am Montagmorgen von der Langstrecke auf den München-Flug. Typischerweise kommt die Langstrecke an Gate C 16 an und der Weiterflug ist an A 40. Gefühlte Wegstrecke: 20 Kilometer. Bei den Flugverbindungen sind dies sämtliche USA-Rückflüge, die dort vor 16 Uhr abfliegen und somit gegen 6 Uhr in Deutschland landen. Man kommt morgens völlig gerädert an. Horror-Flughafen ist Atlanta: viel zu groß, zu viele Menschen, zu viele Flüge, zu viele Gates, zu oft Probleme.

Wo ist der beste Flughafen? Wo die beste Lounge?

Der beste europäische Flughafen ist hier bei uns in München: sehr kurze Wege, überschaubar, nettes und hilfsbereites Personal mit bayrischem Charme und sehr viele Verbindungen. Sogar besser als das neuere Heathrow Terminal. Die beste Star Alliance Lounge ist mit Abstand das First Class Terminal in Frankfurt, gefolgt von der SIA Lounge in Singapur und der CIP Lounge von Turkish Airlines in Istanbul. Die mickrigste Star Alliance First Class Lounge ist die in Wien: viel zu klein und lieblos eingerichtet.

Was ist das beste Flugzeug?

Auf der Langstrecke in der First: Eindeutig der Airbus A380 der Lufthansa – weil er Luftbefeuchter hat. Ich bin zum ersten Mal nach einem Zehn-Stunden-Flug ohne zugefallene Nasenhöhlen und ohne völlig vertrocknete Schleimhäute am Ziel angekommen und fühlte mich so wohl wie noch nie nach der Langstrecke. In Business und Economy bietet Singapore Airlines innerhalb der Star Alliance den meisten Komfort.

Wie vermeidet man den Jetlag bzw. welche Gegenmittel gibt es?

Bei allen Flügen gilt: Je mehr man während des Fluges schläft, umso weniger Jetlag kommt auf. Während des Fluges Verzicht auf Tee und Kaffee, nicht mehr als zwei Gläser Wein. Erst kurz vor der Landung zwei Cola oder einen Kaffee trinken.

Goldene Regel: Möglichst 50 Prozent des Zeitunterschieds schlafen. Keine Schlafmittel, dann ist man völlig von der Rolle. Im Flieger Augen feucht halten (mit Salzlösung). Nach der Ankunft nicht zu früh ins Bett gehen, lieber eine halbe Stunde um den Block gehen und frische Luft schnappen. Abends nochmals ein bisschen essen, sonst wird man morgens um 3 Uhr vom Hungergefühl wach. Man gewöhnt sich im Laufe der Vielflieger-Jahre nicht an den Jetlag, sondern verschleißt langsam aber sicher daran.

Haben Sie Flugangst bzw. Angst im Flieger? Was kann man dagegen machen?

Ich habe keine Flugangst, treffe aber oft auf Mitreisende mit Flugangst und habe es mehrfach erlebt, dass Erklärungen eines völlig relaxten Vielfliegers, der direkt daneben sitzt (was passiert gerade, warum passiert das, ist das alles völlig normal, wieso fallen wir jetzt nicht wie ein Stein vom Himmel), die Flugangst fast vollständig nehmen. Also meines Erachtens nicht ablenken oder „ersäufen“, sondern darauf eingehen und logische Erklärungen liefern, scheint die Flugangst am besten zu lindern.

Verraten Sie uns ein besonders witziges Erlebnis auf einem Flug?

Unvergesslich war der Flug am 25. Dezember 2000 nach Washington mit gerade mal 20 Passagieren. Zuerst bauten die netten Flugbegleiter für meine Kinder (damals zwei und vier) ein Kasperletheater auf (Mittellehne umlegen, Decke drüber) und anschließend spielten wir alle gemeinsam im Jumbo für mehrere Stunden Verstecken. Meine beiden Töchter erinnern sich noch heute daran! Witzig war der ziemlich betrunkene russische Mitreisende, der mehrere Minuten lang versuchte, anstatt in die Flugzeugtoilette in die doch recht kleine Garderobe einzusteigen. Und ein bisserl Schadenfreude kam auf über den schlecht gelaunten Passagier, der während heftigster Turbulenzen laufend den Klingelknopf drückte, sich unendlich aufregte, dass niemand kam (da die Flugbegleiter auch angeschnallt sitzen mussten) und dann mit den Worten: „Hier muss man jeden Scheiß selber machen“ aufstand, um sich neue Lesemagazine zu holen. Er klebte dann auch für einige Millisekunden an der Kabinendecke und hat Gott sei Dank beim Aufprall am Kabinenboden weder sich noch andere verletzt.

Wie lösen Sie Ihre Meilen ein?

Ich löse pro Jahr rund eine halbe Million Prämien-Meilen fast ausschließlich für Familien-Flüge ein. Ich nutze meine Meilen niemals für Sachprämien, da meines Erachtens das Preis-Leistungs-Verhältnis von Flugprämien versus Sachprämien unschlagbar ist.

Interview: Volker Pfau

Zur Person

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Andreas Agha Ebrahim (53) ist Geschäftsführer und Inhaber einer deutschen und einer amerikanischen Unternehmensberatung in der IT-Branche. © Westermann

Andreas Agha Ebrahim (53) ist Geschäftsführer und Inhaber einer deutschen und einer amerikanischen Unternehmensberatung in der IT-Branche. Der Diplom-Wirtschaftsingenieur lebt mit seiner Familie in Starnberg, hat Wohnungen in Miami und Toronto und Büros an diversen internationalen Standorten. Bei der Lufthansa hat er den Status eines sogenannten HON Circle Members, das heißt, er hat mindestens 600.000 HON-Circle-Meilen in zwei aufeinanderfolgenden Kalenderjahren gesammelt.

Zahlen & Fakten zur Star Alliance

Die Star Alliance wurde am 14. Mai 1997 als erstes enges Bündnis mehrerer Fluglinien von den Fluggesellschaften Air Canada, Lufthansa, SAS Scandinavian Airlines, Thai Airways und United Airlines gegründet (s. Foto). Sie besteht derzeit aus 28 Mitgliedsgesellschaften, die rund 4.335 Flugzeuge haben, die auf 1.185 Flughäfen in 189 Ländern starten und landen und jährlich knapp 650 Millionen Passagiere befördern.

Die Star Alliance bietet gemeinsame Angebote für Vielflieger, gemeinsame Lounges und Terminals an den Flughäfen (etwa das Terminal 2 des Flughafen München), aufeinander abgestimmte Flüge und einheitliche Tickets für Flüge bei mehreren Fluggesellschaften, die der Allianz angehören.

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