Traumjob?
Der Pooltester
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Wenn Ingenieur Peter Gansloser (44) in einen Swimmingpool springt, dann ist er meist nicht im Urlaub, sondern macht seinen Job.
Der Mann ist Pooltester für den Deutschen Reiseverband (DRV). Christine Hinkofer sprach mit dem Mann, der den Traumjob des Sommers hat.
Nein, noch nicht.
Lieblingspool habe ich keinen, aber wenn man als Pooltester unterwegs ist, dann entdeckt man schon mal das ein oder andere Highlight.
Das war ein 100 Meter langer Pool, der zu einem Hotel in Belek an der Türkischen Riviera gehört. Da steht man selbst als Fachplaner, der schon mehrere 100 Bäder gesehen hat, davor und sagt: Wow!
Es waren kleine Mängel, die gefunden wurden. So hätten etwa mehr Rettungsringe vorhanden sein sollen oder das Erste-Hilfe-Set war bereits benutzt und nicht wieder aufgefüllt worden.
Eher höher, ich bin bekennender Warmduscher. Je wärmer desto besser.
Mein kältester Pool, den ich beruflich getestet habe, allerdings mit Taucheranzug, hatte elf Grad. Das war hier in Deutschland, in Niedersachsen.
Grob geschätzt zirka 250.
Alle Pools befanden sich im Mittelmeerraum, also in Spanien und in der Türkei, außerdem auf Fuerteventura und in Ägypten.
Wenn ich es das ganze Jahr täglich machen würde, wäre es kein Traumjob mehr, aber immer mal wieder einen Pool testen, ist eine schöne Abwechslung zu meiner sonstigen Tätigkeit hier im Ingenieurbüro. Und wenn sich dadurch die Sicherheit eines Pools erhöhen lässt, ist das ein gutes Ergebnis. Jeder Mangel, der gefunden und behoben wurde, reduziert die Unfallgefahr.
Für den DRV im zweiten und für einen Reiseveranstalter im sechsten Jahr.
Der DRV schreibt diese Stellen aus und schließt Verträge mit Dienstleistern im Ausland. Sie wählen aus den Bewerbungen Leute aus, die technisches Verständnis haben und die schwimmen und tauchen können. Meine Funktion ist die des Trainers, das heißt, ich schule die Pooltester. Ich selbst konnte aufgrund meiner vorhergehenden Aufträge bei einem Reiseveranstalter gewisse Vorkenntnisse mitbringen. Als der DRV begonnen hat, eine Branchenlösung zu koordinieren, damit nicht jeder einzelne Reiseveranstalter Pools prüfen muss, habe ich mich mit einem Konzept beworben und erhielt den Zuschlag.
In dieser Saison sind bis zu 30 Pooltester im Einsatz. Sie kommen aus allen Teilen Deutschlands, teilweise sind es auch ortsansässige Deutsche, die in den Reiseländern leben.
Bislang nein.
Als Pooltester meldet man sich beim Hotel an. Schließlich brauchen wir ja auch das technische Personal, das eventuell einen Zufluss ein- oder abschalten kann, das kleinere Reparaturen sofort beheben kann, Fragen beantwortet oder beispielsweise auch mal die Rutsche kurzzeitig sperrt, damit wir unsere Prüfung ungestört durchführen können. Insgesamt werden derzeit 21 Kriterien im und um den Pool geprüft.
Die Rutschenansaugung, Rettungsgeräte, Öffnungen im Boden des Swimming-Pools und in der Beckenwand. Drei Prüfpunkte beschäftigen sich allein mit Gittern im Becken. Es wird beispielweise getestet, ob sie fest verankert sind und welche Lochgrößen sie haben.
Es gibt bei den Pooltests zwar kein spezielles Prüfkriterium, das sich ausschließlich mit der Rutschfestigkeit der Fliesen beschäftigt. Aber eines der Kriterien befasst sich mit Gefährdungspotentialen rund um das Becken.
Der Deutsche ReiseVerband (DRV) im Auftrag der führenden Reiseveranstalter TUI, Thomas Cook, DER Touristik und FTI Touristik, die das Projekt initiiert haben, sowie die Veranstalter Alltours, Schauinsland-Reisen, LMX Touristik und Phoenix Reisen, die sich der Initiative mittlerweile angeschlossen haben.
Ja genau, vor zwei Jahren hat die deutsche Reisebranche die Initiative ergriffen und dieses Projekt gestartet, um die Sicherheit von Hotelpools weiter zu verbessern. Um es aber ganz klar zu sagen: Die Verantwortung für den Betrieb und die Sicherheit der Swimming-Pools obliegt den Hotelbetreibern. Diese müssen für das einwandfreie Funktionieren und die Sicherheit ihrer Poolanlagen sorgen. Ziel des DRV-Projektes ist es, die von den Veranstaltern durchzuführenden Sicherheitsüberprüfungen durch zusätzliche Überprüfungen und neue Prüfkriterien zu ergänzen.
Im letzten Jahr waren es allein 1800 Pools in Spanien und 1400 Pools in der Türkei. In diesem Jahr werden es voraussichtlich weit über 1000 Hotels sein, bei denen viele – vor allem in der Türkei – gleich mehrere Pools haben.
Das kann ich nicht sagen, da ich keinen Einblick in die Datenbank habe. Man muss jedoch die Art der Mängel unterscheiden. Fehlt ein Verbandskasten, ist das selbstverständlich nicht mit einem fehlenden Gitter vor einer Ansaugvorrichtung zu vergleichen. Es sind relativ wenige Pools, die gravierende Mängel aufweisen.
Bis zum Schließen kam es bei mir zum Glück noch nicht. Ich habe aber schon einmal verfügt, dass eine Rutschenansaugung stillgelegt oder zumindest gedrosselt wurde. Das hat der Hotelier auch schnell und bereitwillig umgesetzt. Überhaupt sind die Hoteliers sehr kooperativ und arbeiten mit uns Poolprüfern konstruktiv zusammen.
Ja, vor allem sehen viele von ihnen die Problematik selbst oft gar nicht. Sie führen das Hotel bereits seit einigen Jahren und es hat noch nie ein Problem gegeben. Wir wollen sie dafür sensibilisieren, ihre Pools sorgfältig zu warten und weisen sie darauf hin, wo es Probleme geben kann.
Relativ häufig sind zwar Rettungsringe, aber keine Rettungsstangen vorhanden und die Pooltiefe ist nicht ausreichend markiert. Oder es gibt Schwimmbecken, die nicht eindeutig als Schwimmer- oder Nichtschwimmerbecken gekennzeichnet sind.
Ich gehe lieber ins Meer, aber da ich zwei Kinder habe, sieben und zehn Jahre alt, und die lieber im Pool sind, beuge ich mich dem Dikat.
Da ich es mir mit meinen Kindern nicht verscherzen will, ja.
Der nächste Einsatz ist in Ägypten, eine Schulung am Roten Meer. Der Termin wird gerade koordiniert. Das Ganze organisiert der DRV, da heißt es dann, Herr Gansloser, hier ist Ihr Ticket, Sie werden abgeholt.
Wir waren gerade in Ägypten, mein Sommerurlaub ist leider schon vorbei. Das Hotel hatte vier große Pools, gerade genug für die Kinder.
Christine Hinkofer
Der Experte
Insgesamt werden derzeit 21 Kriterien im und um den Pool geprüft. Peter Gansloser (44) ist Ingenieur. Sein Büro in Hannover befasst sich hauptsächlich mit der Badewassertechnik von Privathäusern. Seit sechs Jahren arbeitet Gansloser als Pooltester für einen großen deutschen Reiseveranstalter, seit zwei Jahren für den Deutschen Reiseverband DRV. Er hat mittlerweile die Sicherheit von 250 Hotel-Schwimmbädern unter die Lupe genommen.
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