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Meine Freundin kifft fast täglich und mich stört das - Wie kann ich sie davon abbringen? 

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In unserer Service-Rubrik „Liebesfragen“ können unsere Plus-Abonnenten Dorothea Perkusic unter dem Betreff „Liebesfragen“ Fragen rund um die Themen „Leben“ und „Liebe“ stellen. Jeder Ratsuchende bekommt von der Einzel- und Paartherapeutin eine persönliche Antwort. Ausgewählte Fragen werden immer montags hier anonymisiert veröffentlicht.

Frage eines Mannes: 

Meine Freundin und ich sind seit vier Jahren zusammen. Wir sind beide Mitte zwanzig. Zu Beginn unserer Beziehung haben wir gerne ab und zu einen zusammen geraucht, ich finde das besser, als Alkohol zu trinken und konnte das früher manchmal sehr genießen. Irgendwie fand ich es auch ganz cool damals, zumal ich mit Drogen früher nie in Berührung gekommen bin. Ich habe dann schnell bemerkt, dass meine Freundin sehr regelmäßig kifft, eigentlich fast jeden Abend. Sie hat einen sehr verantwortungsvollen und stressigen Job und sagt, sie macht das einfach zur Entspannung. Mich stört es mittlerweile sehr. Erstens mache ich mir Sorgen, denn es ist und bleibt ja eine Droge und zweitens geht es mir einfach auf die Nerven, dass ich meine Freundin quasi nur benebelt erlebe. Ich möchte das in dieser täglichen Häufigkeit nicht mehr und wenn, dann nur ab und zu mal zum Genuss. Ich würde gerne schlau vorgehen, wenn ich Sie darauf anspreche. Daher meine Frage, wie ich sie am besten und  möglichst diplomatisch darum bitten kann, es sein zu lassen. Haben Sie einen Tipp? 

Antwort von Dorothea Perkusic:

Vielen Dank für Ihre offene Frage. Ich gebe Ihnen recht, es braucht sicher etwas Fingerspitzengefühl, anzusprechen was Sie stört, sorgt und was Sie verlangen. Es soll sich schließlich nicht wie ein bevormundendes Verbot anhören und doch eine klare Grenze aufzeigen, die Ihre Sorge beschreibt und zugleich deutlich macht, dass Sie nahe dem Ende Ihrer Akzeptanz angelangt sind. 

Ich werde hier selbstverständlich kein Plädoyer für Drogen, Genussmittel, Substanzmissbrauch halten. Das Thema Sucht ist ein gesellschaftliches Problem und längst in unserer Mitte angekommen. Ganz egal, wieviel ein Mensch auf dem Konto hat, wie gebildet er ist, ob er gut oder weniger gut gestellt ist. Die Grenze vom Genuss zur Sucht ist fließend. Da Genuss in unserer Zeit sehr weit vorne steht, geht die Problematik mehr und mehr in die Tiefe. Da das Leben der meisten Menschen stressig, geprägt von Druck und Frustrationen oder auch Sinnlosigkeit ist, greifen mehr und mehr  Menschen zu den so genannten „soften“ Rauschmitteln

Trinkt man in einer Gruppe mal keinen Alkohol, fragt jeder was los sei, ob etwas nicht stimmen würde und es wird prompt versucht zu überreden, doch wenigstens ein Glas zu trinken. Natürlich muss man unterscheiden zwischen Genuss- und Rauschmitteln. Es ist stets das Maß der Dinge, welches über das Wohlbefinden, die Gesundheit und die Freiheit entscheidet. Wird es zur Gewohnheit, entscheidet nicht mehr der  Kopf allein, sondern auch der Körper, man wird gesteuert von der Gewohnheit, von der Sucht und damit von der Abhängigkeit. 

Wenn Ihre Freundin also täglich kifft, dann übersteigt das ein „akzeptables“ Maß,  ein Genuss- bzw. Rauschmittel zu gebrauchen, denn dann besteht eine Abhängigkeit

Sollte all das, was ich gleich nenne nicht ziehen und auf keinerlei Verständnis oder Willen zur Veränderung stoßen, dann bleibt Ihnen vermutlich nur, Konsequenzen aufzuzeigen. Diese sollten Sie sich vor dem Gespräch gut überlegen. Was wäre, wenn Ihre Freundin nicht bereit ist, etwas zu verändern? Was bedeutet das für Sie? Lassen Sie es dann so weiterlaufen oder käme das für Sie keinesfalls in Frage? Wenn Ihre Freundin nicht selbst zu dem Schluß kommt, dass Sie sich von Ihrer  Gewohnheit „entwöhnen“ möchte, dann haben Sie vielleicht keine Chance. Eine  Möglichkeit könnte auch sein, wenn es hart auf hart kommt und Ihre Freundin nicht loslassen kann/will, einen Termin bei der Suchberatung zu vereinbaren. Scheuen Sie sich nicht, sich Unterstützung zu suchen und diese Möglichkeit auf Ihrer Freundin aufzuzeigen. Nun aber erstmal die optimistische Variante: 

Sie könnten erstmal versuchen, Ihrer Freundin ganz unaufdringlich und ohne große dramatische Ausführung etwaiger Konsequenzen usw., zu schildern, wie es Ihnen damit geht. Sie machen sich Sorgen, es stört Sie, Sie finden Ihre Freundin toll und  hätten gerne mehr „Pur“ von Ihr, ohne Schleier, ohne Nebel. Das ist gleichzeitig ein Kompliment und macht weniger Druck.  

Geben Sie ihr dann etwas Zeit, das „sacken“ zu lassen, schlagen Sie ihr vor, eine Nacht darüber zu schlafen und Ihnen dann zu sagen, wie sie dazu steht und warten Sie ihre Reaktion ab. Stellt Sie sich dagegen, würde ich Ihnen raten, Ihre berechtigte Sorge in aller Deutlichkeit zum Ausdruck zu bringen und an die Vernunft  beziehungsweise Selbstverantwortung Ihrer Freundin zu appellieren. Wenn es gut läuft, dann können Sie entspannende Alternativen vorschlagen. Eine heiße Badewanne, Berggehen, Sex, lecker Essen, was auch immer Ihnen einfällt und Ihrer Freundin gefällt oder gut tun könnte. Damit können Sie Ihre Freundin darin bestärken, an ihre eigene Fähigkeit, sich selbst regulieren zu können, zu glauben. Es ist ja auch irgendwie unpraktisch, sich immer „etwas besorgen“ zu müssen und illegale Dinge zu tun, wenn es einfacher und eben „freier“ auch ginge. Ich wünsche Ihnen viel Glück für dieses Gespräch und alles Gute!

Dorothea Perkusic

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Schreiben Sie an Einzel-, Paar- und Sexualtherapeutin Dorothea Perkusic. Alle Fragen werden beantwortet, ausgewählte anonymisiert veröffentlicht.

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