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Woran liegt es, dass wir keine Erotik mehr haben, obwohl sonst alles so schön ist?

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In unserer Service-Rubrik „Liebesfragen“ können unsere Plus-Abonnenten Dorothea Perkusic unter dem Betreff „Liebesfragen“ Fragen rund um die Themen „Leben“ und „Liebe“ stellen. Jeder Ratsuchende bekommt von der Einzel- und Paartherapeutin eine persönliche Antwort. Ausgewählte Fragen werden immer montags hier anonymisiert veröffentlicht.

Frage einer Frau: 

Meine Partnerin und ich sind seit drei Jahren zusammen. Als wir uns kennenlernten, war ich noch mit meinem damaligen Mann zusammen, eigentlich gar nicht unglücklich und stand vorher nie auf Frauen. Wir lernten uns auf einer Party kennen und es war Liebe auf den ersten Blick. Wir sind dann schnell ein Paar geworden und zusammen gezogen. Wir waren keinen Tag mehr voneinander getrennt. Wir haben die gleichen Interessen und Hobbys, es ist einfach perfekt. Unsere Beziehung ist wunderschön und ich genieße jeden Tag. Der Sex war von Anfang an phänomenal. Allerdings hat genau der drastisch nachgelassen. Wir haben es vertraut und gemütlich. Aber uns beiden fehlt das Knistern und die Lust. Woran kann das liegen, obwohl doch alles so schön ist? 

Antwort von Dorothea Perkusic:

Herzlichen Glückwunsch zu so viel Glück und Erfüllung, was Sie schreiben klingt wunderbar. So paradox es auch erscheinen mag, manchmal untergraben genau Nähe und Vertrautheit die Erotik. Wenn Paare keinen Sex mehr miteinander haben, dann hat das längst nicht zwangsläufig mit einer unglücklichen Beziehung oder bestehenden  Schwierigkeiten zu tun. Manchmal ist es schlichtweg die vertraute Gemütlichkeit und das Wohlbefinden miteinander, was zum Problem in der Sexualität werden kann. Denn die Zweisamkeit nährt sich nicht allein aus der Nähe, sondern auch aus  der Spannung die in der Distanz entsteht.  

Jeder Mensch braucht Nähe und in Beziehungen ist ein meist wesentlicher Wunsch das gemeinsame Verschmelzen. Die Gefahr dabei ist, dass aus zwei Individuen quasi eins wird. Sie schreiben, Sie waren seit Beginn Ihrer Beziehung vor drei Jahren keinen Tag mehr voneinander getrennt, erleben also fast alles gemeinsam. 

Dorothea Perkusic auf Instagram 

Wenn Sie sich an den Beginn Ihrer Beziehung zurück erinnern, dann war es vermutlich genau das Neue und Fremde, das sich kennenlernen und gegenseitige Ausloten, was zu einer starken Spannung und dem Gefühl, sich voneinander  angezogen zu fühlen, geführt hat. Für Erotik und Sex ist Vertrauen und eine gewachsene Intimität grundsätzlich positiv, am Beginn jedoch nicht unbedingt nötig. Wenn Sie sich zurück erinnern, war es mehr die Distanz, das Unbekannte, was das Kribbeln und Vermissen erzeugt hat. Sie konnten nicht genug voneinander bekommen und es konnte nicht schnell genug gehen. Vereinfacht gesagt, haben Sie jetzt genug voneinander. Nicht im Sinne von „die Nase voll“, sondern weil eben von allem genug da ist. Das macht wohlig glücklich, zufrieden, geborgen und sehr satt. Für die Erotik und Sexualität braucht es nur eben auch Hunger. Denn Intimität ist unerlässlich, nur erhält die nicht automatisch die Lust und Erotik. Versuchen Sie, etwas Distanz zu erzeugen. So entsteht wieder Neugier und gespanntes Interesse. So gut wie Ihre Basis ist, bin ich sicher, dass Sie bald wieder zueinander finden.

Worauf haben Sie Lust, was vermissen Sie trotz aller Zufriedenheit, welche Ziele haben Sie, was könnten Sie erleben, was Abwechslung in Ihr Leben und Ihre Beziehung bringt? Besprechen Sie sich miteinander und entwickeln Sie gemeinsam Ideen. Differenzieren Sie sich ein wenig voneinander, auch wenn es Sie zunächst verunsichert. Es schadet nicht, auf Basis Ihrer entstandenen Innigkeit etwas mehr sein eigenes Ding zu machen und eigenen Interessen und Entwicklungswegen nachzugehen. Raus aus der Komfortzone und viel Freude und Liebe!

Dorothea Perkusic

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Schreiben Sie an Einzel-, Paar- und Sexualtherapeutin Dorothea Perkusic. Alle Fragen werden beantwortet, ausgewählte anonymisiert veröffentlicht.

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