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Ich will meinen Mann verlassen, doch er droht, mir die Kinder zu nehmen: Was soll ich tun?

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Von: Dorothea Perkusic

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In unserer Service-Rubrik „Liebesfragen“ können unsere Plus-Abonnenten Dorothea Perkusic unter dem Betreff „Liebesfragen“ Fragen rund um die Themen „Leben“ und „Liebe“ stellen. Jeder Ratsuchende bekommt von der Einzel- und Paartherapeutin eine persönliche Antwort. Ausgewählte Fragen werden immer montags hier anonymisiert veröffentlicht.

Frage einer Frau: 

Ich bin seit dreizehn Jahren mit meinem Mann verheiratet und seit vielen Jahren überwiegend unglücklich. Wir haben zwei noch relativ kleine Kinder. Ich habe in den letzten Jahren mehrfach angesprochen, dass eine Trennung doch vielleicht besser wäre, denn wir sind beide nicht glücklich. Wir sprechen kaum miteinander, haben ein kühles Familienverhältnis, es gibt keinerlei Zärtlichkeiten, keinen Sex. Mein Mann hatte vor einigen Jahren einen Unfall, durch den sich vieles verändert hat, ich kenne ihn nicht wieder. Er wollte sich jedoch nie damit auseinandersetzen und hat auch meine Versuche ihm zu helfen, nicht annehmen wollen. Jetzt ist es zu spät. Ich liebe einen anderen Mann. Ich habe es meinem Mann gesagt. Nun bedroht er mich, mir die Kinder wegzunehmen, mir kein Geld zu geben, mich fertig zu machen, wenn ich ihn verlasse. Ich habe das Gefühl, er würde mir sogar ein Verhältnis zugestehen, Hauptsache ich bleibe bei ihm in meinem lieblosen Gefängnis. Ich habe nur Angst, meine Kinder zu verlieren. Ich will mich trennen, auch um meinen Kindern ein glücklicheres Leben voller Freude und Lebendigkeit zu ermöglichen. Meine Kinder werden auch schon immer in sich gekehrter. Was soll ich tun?

Antwort von Dorothea Perkusic:

Die Art und Weise wie Sie Ihr Beziehungs- und Familienleben beschreiben fühlt sich bereits beim Lesen eisig, trist und leer an.  

Ihr Mann scheint Sie festhalten zu wollen. Was auch immer seine Gründe sein mögen. Er sträubt sich, so wie Sie es beschreiben, gegen jegliche Chance auf Veränderung und vor allem Verbesserung. Augenscheinlich ist wohl der Unfall der Auslöser oder die Ursache. Ich könnte an dieser Stelle nur vermuten und spekulieren, was nicht zulässig wäre. Ich gehe davon aus, dass Sie vieles versucht haben und auch in Betracht gezogen haben, dass Ihr Mann eine posttraumatische Belastungsstörung oder Depression aufgrund des Unfalls haben könnte. 

Dorothea Perkusic auf Instagram 

Einer Lösung steht nun im Wege, dass zu viel und andererseits auch zu wenig passiert ist, was die Liebe zwischen Ihnen und Ihrem Mann zum erlöschen gebracht hat. Dazu kommt, dass es einen anderen Mann in Ihrem Leben gibt, den Sie lieben. Ihr Entschluss steht fest und somit gehe ich direkt auf Ihre Frage ein: 

Ihr Mann kann Ihnen die Kinder nicht einfach wegnehmen und er ist verpflichtet, für die Kinder und eventuell auch für Sie aufzukommen. Ich würde Ihnen empfehlen, sich an das Jugendamt zu wenden um einen möglichst friedvollen und klaren Weg für die Trennung und auch die damit in Verbindung stehenden Regelungen zu finden. Dabei sollten Sie sich unterstützen lassen. Sie  können sich auch anwaltlich beraten lassen, was auf Sie zukommen wird und wie Sie am besten  damit umgehen. Auch eine Mediation kann hilfreich sein, um zwischen Ihnen und Ihrem Mann zu vermitteln. 

Wenn die Möglichkeit besteht, dann gehen Sie gemeinsam zum Jugendamt und bitten um Unterstützung zum Wohle der Kinder. Sorgen Sie für Klarheit. Wenn Sie wissen, woran Sie sind, dann fühlen Sie sich sicherer und werden handlungsfähig. 

Handeln Sie nicht aus der Angst heraus sondern machen Sie sich stark für das, was bevorsteht. Sie werden diese schwierige Phase hinter sich bringen, auch wenn Sie sich gerade noch gar nicht vorstellen können, wie. Aktivieren Sie bewusst die Kontakte zu Menschen, die Ihnen nahe stehen und hilfreich sind. Holen Sie sich jede Unterstützung, die Sie kriegen können. Diese Möglichkeit hat Ihr Mann ebenso, er muss sie nur ergreifen.  

Ist Ihr Mann auch weiterhin nicht bereit, eine Lösung mit Ihnen gemeinsam zu finden, dann bleibt Ihnen nichts anderes, als Ihren Weg so zu gehen, wie er für Sie und Ihre Kinder am besten ist. Alles andere ist Verhandlungssache beziehungsweise auch vom Gesetz vorgeschrieben. Wenn keine Kindeswohlgefährdung vorliegt, dann kann Ihr Mann Ihnen nicht einfach die gemeinsamen Kinder entziehen. Das ist nur möglich, wenn das Familiengericht entscheidet, dass das Kind vor Gefahr für sein körperliches, geistiges oder seelisches Wohl geschützt werden muss. 

Ihr Mann scheint sehr verzweifelt. Ihnen zu drohen, ist wohl das einzige was ihm einfällt, um Sie zum Bleiben zu bewegen. Das kann natürlich keine Basis sein. Sollten Sie ernsthaft Angst vor Ihrem Mann haben oder sich in Ihrer oder der Sicherheit Ihrer Kinder bedroht fühlen, dann müssen Sie reagieren. Kontaktieren Sie mich gerne, sollten Sie Adressen oder Kontaktstellen brauchen. Ich wünsche Ihnen alles Gute!

Dorothea Perkusic

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