Meinung
2G und die Impfpflicht: Die Politik darf sich nicht wegducken
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Jö schau: Kaum schaltet Österreich auf 2G um, gibt’s Schlangen vor den Impfzentren. Das ist fürs Land eine echt gute Nachricht. Ob das so ganz auf Deutschland übertragbar ist, weiß indes keiner. Schon einmal hat man sich da getäuscht: Als die Tests kostenpflichtig wurden, rannten die Franzosen zum Impfen – bei den Deutschen blieb wenig später die erhoffte große Welle aus.
Trotzdem werden sich die Regeln in diesem Winter klar auf 2G, also freien Zugang nur für Geimpfte und Genesene, zubewegen. Das hat Vorteile und Risiken. Die 2G-Regel wirkt zielgenau dem aktuellen Problem entgegen, dass extrem überproportional Ungeimpfte auf den Intensivstationen liegen, sie teils überlasten – was ja tödlich für Patienten weit jenseits von Corona sein kann. Märchen? Nein, bereits Realität in einigen Kliniken. Trotzdem ist 2G kein Allheilmittel.
Es reduziert die Kontakte Ungeimpfter nur im öffentlichen Raum, nicht privat. Und birgt die Gefahr einer Scheinsicherheit der Geimpften: Auch für sie wären mehr regelmäßige Tests sinnvoll. Wer klug ist, macht das ja freiwillig vor der Party oder der Familienfeier. Auch 2Gplus muss kommen: größere Veranstaltungen mit Schnelltests zu flankieren.
Zaudern vor dem letzten Corona-Winter
Die Politik, gerade Corona-ermattet, muss die 2G-Debatte stärker führen. Es reicht nicht, die Entscheidung über den Modus an Veranstalter oder Gastronomen zu delegieren. So wie es auch nicht hilft, die Debatte über eine eng branchenbezogene Impfpflicht an allerlei Ethikräte abzuschieben.
Ja, die Union mag vom Wähler zerrupft sein, auch zwischen den Fronten von Vorsicht und Lockerung aufgerieben; während die Ampel-Parteien ausgerechnet jetzt im Berliner Macht-Vakuum festhängen. Aber als Ausrede fürs Zaudern vor diesem wohl letzten, aber hoch gefährlichen Corona-Winter reicht das nicht.
Christian.Deutschlaender@ovb.net