Meinung
CDU-Wahltriumph an der Küste: Was Söder vom Genossen Günther lernen kann
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Die CDU kann also doch noch siegen – aber braucht sie dazu einen „Genossen“ an ihrer Spitze? Der fulminante Wahltriumph des wegen seines linksliberalen Profils spöttisch „Genosse Günther“ genannten schleswig-holsteinischen CDU-Ministerpräsidenten stellt die Union vor eine knifflige Denksportaufgabe.
Die Parteilinke sieht sich in ihrem Glauben bestätigt, dass sich Mehrheiten in Deutschland für die Union nur mit Merkel-Politik organisieren ließen; der konservative Flügel indes verweist auf die zurückliegende Niederlagenserie unter Merkel, den herausragenden Sieg des knorrigen Konservativen und Merkel-Kritikers Haseloff im Osten und den Umstand, dass die Bundespartei unter Friedrich Merz wieder Tritt gefasst habe.
Was aber ist nun die Botschaft von der Küste – und was kann Markus Söder daraus lernen, für dessen CSU es im nächsten Jahr in Bayern um alles oder nichts geht? Gewählt wird hierzulande, wer es schafft, von den Wählern erstens als authentisch und verlässlich und zweitens als Kümmerer wahrgenommen zu werden, der zu Land und Leuten passt. So, wie es der populäre Daniel Günther im traditionell liberalen Norden vermocht hat, aber zuvor auch, mit deutlich anderem Profil, Reiner Haseloff in Sachsen-Anhalt.
Wenn es der Union gelingt, unter ihrem Dach verschiedenen Persönlichkeiten, Strömungen und Denkrichtungen wieder gleichermaßen eine Heimat zu geben, und wenn sie sich nicht in Flügelkämpfen verliert, kann sie am ehesten ihr Potenzial ausschöpfen. Bei der Befriedung der Partei und ihrer widerstrebenden Flügel ist der erkennbar um Ausgleich bemühte neue Parteichef Merz ein gutes Stück vorangekommen. Ob es reicht, am nächsten Sonntag den Machtverlust im für die CDU fast überlebenswichtig gewordenen NRW abzuwenden, muss sich zeigen. Von der Küste weht jedenfalls ein sanfter Rückenwind.