Meinung
Hilfe für Afghanistan: Maximal pragmatisch
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Ruhe ist ein trügerischer Begriff, wenn es um Afghanistan geht, doch internationale Schlagzeilen hat es vom Hindukusch zuletzt tatsächlich wenige gegeben.
Die Aufmerksamkeit der Welt richtet sich längst auf andere Regionen. Das Land, an dessen Hauptstadtflughafen es vor nicht mal einem Jahr zu unvergesslichen Szenen kam, ist im medialen Schatten abgetaucht.
Das hat sich nun buchstäblich über Nacht geändert. Das verheerende Erdbeben mobilisiert nicht nur Hilfsorganisationen, die nach der Machtübernahme der Taliban abgezogen waren. Es zwingt auch westliche Regierungen zum Handeln – und zu maximalem Pragmatismus. Dass sie weiterhin die Taliban nicht anerkennen, die Menschenrechtsverletzungen verurteilen und die Misswirtschaft beklagen, hindert sie richtigerweise nicht daran, den Bedürftigsten in diesem geschundenen Land zu helfen. Wenn es das Ausland nicht tut, tut es niemand.
Jetzt ist nicht der Moment für kühle Abwägungen, was Kabul tun könnte, um die Beziehungen zu stärken. Doch es wird eine Zeit kommen, wo auch die Taliban anerkennen müssen, dass sie eine Brücke zum Westen brauchen und dafür etwas bieten müssen. Allein werden sie scheitern und ihr Land in noch größere Not stürzen. Für diese Erkenntnis hätte es kein Erdbeben gebraucht.