Meinung
Laschet und die CDU: Ein Rücktritt als Eintrittskarte in die Jamaika-Verhandlungen
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Die Politik kennt zwei Sorten von Rücktritten, unterscheidbar im Ausmaß ihrer Würde: aus eigener Kraft, und wenn es die letzte ist, zurücktreten – oder von Parteifreunden zurückgetreten werden. Armin Laschet nähert sich dem Tag, an dem er eine Variante auswählen muss.
Die öffentliche Festlegung seiner reichlich vorhandenen Rivalen – darunter Röttgen, Spahn, Merz – auf personelle Konsequenzen des Wahldebakels verbaut Laschet jede Chance, den Zorn in der CDU auszusitzen.
Wer haushoch verliert, ruiniert seine Karriere
Besser für die Union wäre es, sich diese Woche neu zu ordnen. Sollten Grüne und FDP entscheiden, nur die Ampel anzupacken, ist es mit Laschet eh vorbei. Das ist das Risiko einer mit aller Macht durchgeboxten Kanzlerkandidatur: Wer haushoch verliert, ruiniert seine Karriere.
Laschet, der nervenstark ist, aber nicht doof, wird das wissen. Ein schneller Rückzug kann ihm einen wochenlang quälenden Putsch ersparen. Das gilt allerdings auch für den Fall, dass die Option Jamaika am Tisch bleibt. Schwarz-Grün-Gelb hat nur unter einem anderen Kanzler die Restchance, wie ein Aufbruch zu wirken. Zur Erinnerung: Die grüne Basis muss am Ende über diese Koalition abstimmen, für Laschet wird sie das nicht tun.
Hätte die Union ein paar Pünktchen mehr, wäre ein Kanzler-Wechsel der letzte Joker im späteren Jamaika-Verhandlungsverlauf gewesen; vielleicht im Paket mit dem Bundespräsidenten-Angebot an die Grünen. Die Lage ist inzwischen aber anders, die Union zu aufgescheucht: Auf Laschet zu verzichten, ist nicht Trumpf, sondern Eintrittskarte für ernsthafte Verhandlungen.
Christian.Deutschlaender@ovb.net