Meinung
Wahlkampfauftakt von CDU und CSU: Hinkend in den Schlussspurt
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Manche Spitzenpolitiker scheinen in ihrer ganz eigenen Welt zu leben: Die neueste Insa-Umfrage, laut der Union und SPD plötzlich gleichauf liegen, relativierte Wirtschaftsminister Peter Altmaier gestern mit dem Hinweis, die Befragung habe ja „VOR dem großartigen Wahlkampfauftakt“ der Union stagefunden. Herrje!
Die Veranstaltung am Samstag (21. August), die nur halbwegs unfallfrei verlief, hat jenseits des Berliner Tempodroms sicher keine Aufbruchstimmung ausgelöst. Man muss schon tief in der Berliner Blase sitzen, um das nicht zu merken.
Mit solchen Verblendungen beginnt die heiße Phase eines Wahlkampfs, den so keiner erwartet hatte. CDU und CSU, deren Wahlkämpfer nicht nur in Bayern mit Motivationsproblemen kämpfen, sehen sich einem Hauptgegner ausgesetzt, den sie nicht auf dem Schirm hatten. Alles war auf die Grünen ausgelegt, stattdessen heißt der Konkurrent plötzlich SPD. Der Union fällt dazu wenig ein.
Scholz steht gut da, weil er der Farbloseste von allen ist
Es ist schon verrückt: Olaf Scholz gelangte eigentlich nur deshalb an die Spitze der Umfragen, weil er mit seiner Farblosigkeit die Wähler bislang schlicht weniger verärgert als Annalena Baerbock und Armin Laschet. Kaum hat er eine Rede beendet, wissen die meisten Zuhörer nicht mehr, was er eigentlich gesagt hat.
Doch so liefert man im Wahlkampf die kleinste Angriffsfläche. Deshalb ist Laschets neue Negativ-Strategie, vor einem linken Schreckensbündnis zu warnen, auch wenig aussichtsreich. Stattdessen sollte er selbst mal griffig erklären, wo er Deutschland hinführen will. Das weiß man auch nach dem ach so tollen Wahlkampfauftakt nicht.
Mike.Schier@ovb.net