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Eine kleine, aber feine Feierabendtour 

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Von: Simon Schmalzgruber

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Eines der Highlights der Tour: Der idyllische Moorsee.
Eines der Highlights der Tour: Der idyllische Moorsee. © Simon Schmalzgruber

Petting – Jeden Freitag lest Ihr hier unseren Wander-Tipp. Dieses Mal durch das Schönramer Filz. 

Viele Relikte der Eiszeit finden sich in unserer Region: Hügel, Seen und auch Moore. Eines davon ist das über 500 Hektar große Schönramer Filz, das zugleich eines der größten Hochmoore Südostbayerns ist. Entstanden durch die letzte Eiszeit ist es heute Rückzugsort für bedrohte Pflanzen und Tiere. Auf vielen Tafeln wird erklärt, welche Arten von Lebewesen hier ihr Zuhause haben und nicht nur das – auch die bewegte Geschichte des Hochmoores wird anschaulich dargestellt. Kommt mit auf einen kleinen, aber feinen Ausflug in die Natur! 

Die Wanderung im Überblick

Berg/Gipfel: Keiner 

Höhenmeter der Wanderung: Circa 10 Höhenmeter 

Wanderparkplatz/Adresse fürs Navi: Moorerlebnispfad Schönramer Filz, 83367 Petting, kostenlos 

Gehzeit: Circa eine bis eineinhalb Stunden insgesamt 

Schwierigkeit: einfach 

Einkehrmöglichkeiten: keine 

Benötigte Ausrüstung / Kenntnisse: Keine besondere Ausrüstung/Kenntnisse notwendig 

Wann sollte man aufpassen? Es führen unzählige Trampelpfade weiter hinein in das Moor. Aus Rücksicht auf das Moor und deren Bewohner sollte allerdings darauf verzichtet werden, diese zu betreten! 

Ist die Wanderung für Anfänger geeignet? 5/5 Punkte: Kurz und unschwer: Die Wanderung durchs Schönramer Filz ist perfekt für Einsteiger! 

Für Familien mit Kindern geeignet? 5/5: Auch für Familien mit Kindern kann wärmstens eine Empfehlung für die Tour ausgesprochen werden. 

Für Hunde geeignet? 4/5: Dadurch, dass Hunde während der gesamten Tour angeleint werden müssen, ist der Spaß für Hundebesitzer vielleicht nicht ganz so groß wie für andere. Abgesehen davon ist die Tour allerdings auch für Wanderfreunde mit vierbeiniger Begleitung empfehlenswert. 

Lohnt der Gipfel-Ausblick? 1/5: Das Filz liegt im Wald, was für uns heißt, dass ein Ausblick auf die Bergwelt wenig bis gar nicht vorhanden ist. Immerhin zeigen sich an einigen Stellen der Staufen, der Gaisberg und Teile der Salzkammergutberge. 

Drei Gründe, warum sich die Wanderung lohnt

Flora und Fauna: Einige bedrohte Tier- und Pflanzenarten finden hier im Schönramer Filz Zuflucht. Doch nicht nur die, auch gewöhnlichere Tiere wie Libellen oder Frösche sieht man hier zuhauf. 

Eine Tour für alle: Dadurch, dass der Weg durch das Filz hervorragend hergerichtet ist, ergeben sich keinerlei Schwierigkeiten für sämtliche Altersklassen. Ich würde sogar so weit gehen, dass ich dem Weg Barrierefreiheit unterstelle.

Als Feierabendtour geeignet: Durch einen Gesamtaufwand von maximal eineinhalb Stunden eignet sich die Tour auch für den Feierabend.  

Für wen die Tour nix ist  

Ausnahmsweise gibt es nichts und niemanden, dem ich von der Tour abraten würde. 

Los geht’s! 

Startpunkt unserer Tour ist der große, kostenlose Parkplatz, der durch eine Abzweigung der Straße zwischen Schönram und Leobendorf erreicht werden kann. Da wir heute mal gegen den Uhrzeigersinn gehen, orientieren wir uns an einem Durchfahrtverbotsschild und tauchen links von diesem in den Wald ein. Wir überqueren einen ehemaligen Entwässerungsgraben und kurz darauf folgt ein ewig langes gerades Wegstück. Warum es so schnurgerade ist, erklärt uns ein kleines Schild: Hier bewegen wir uns auf der ehemaligen Trasse der Torfbahn, wo vor allem in den Hochzeiten zwischen den beiden Weltkriegen beziehungsweise in den 1940er, -50er-Jahren viel Betrieb herrschte, da zu dieser Zeit der Torfabbau boomte. Doch nicht nur über den Torfabbau erfährt man etwas, auch der Entstehungsgeschichte, der Flora und Fauna sowie dem Filz heutzutage sind Infotafeln, die am Wegesrand aufgestellt sind, gewidmet. 

Schnurgerade geht es hier auf der Trasse der ehemaligen Torfbahn entlang.
Schnurgerade geht es hier auf der Trasse der ehemaligen Torfbahn entlang. © Simon Schmalzgruber

Unser Weiterweg führt uns auch an Ausbuchtungen mit Bänken vorbei, an denen wir rasten und die Aussicht auf das Moor oder die nahe Bergwelt genießen können. Verbleibt man auf dem Weg, ist es für eine Zeit lang allerdings recht ereignislos. Etwas Abwechslung kommt rein, als wir nach links abbiegen und sich der Untergrund ändert: Anstatt steinigem Boden besteht er nun aus Rindenmulch und Erde, wird also viel weicher! Die Versuchung, die Schuhe auszuziehen und barfuß weiterzugehen, ist da... 

Schlummert eine archäologische Sensation im Filz?

Es dauert ungefähr zehn Minuten, dann biegen wir ein weiteres Mal nach links ab. Der Wald lichtet sich wieder und es geht durch eine kleine Allee hindurch. Wir können einen kleinen Abstecher nach links machen, in einer Art offenem Schaukasten werden dort im Filz heimische Pflanzenarten präsentiert. Nach der Allee müssen wir ein letztes Mal nach links abbiegen, dann nähern wir uns schon dem Ende der Tour. Vorher kommt allerdings noch mein persönliches Highlight der Tour: Der Moorsee, der wegen des Torfabbaus angelegt wurde. Ein Gerücht, das ich nun schon öfter hörte, besagt, dass zu Kriegsende drei Tiger-Panzer in einem Moor im östlichen Chiemgau beziehungsweise im Rupertiwinkel versenkt wurden, damit sie den Alliierten nicht in die Hände fallen. Vielleicht liegen sie ja genau hier, genau in diesem See? Ein Fund der Panzer wäre eine Sensation, denn man kann davon ausgehen, dass diese durch das Moor konserviert wurden und somit bei einer Bergung in hervorragendem Zustand sind. Doch genug erzählt, denn auch die Aussicht auf den See ist sehenswert! Je nachdem, wie unsere Laune ist, können wir auf den Bänken ein wenig rasten oder weitergehen.  

Der Moorsee: Wurden hier zu Kriegsende Panzer versenkt?
Der Moorsee: Wurden hier zu Kriegsende Panzer versenkt? © Simon Schmalzgruber

Unsere kleine Tour ist nun schon fast zu Ende, doch ein Zeugnis der Vergangenheit wartet noch auf uns: Was anmutet wie ein kleiner Maibaum ist in Wirklichkeit der Fahnenmast des ehemaligen Reichsarbeitsdienstlagers Schönram, das während der Zeit des Nationalsozialismus zuerst für Arbeiter, später für erkrankte Zwangsarbeiter genutzt wurde. Der ein paar hundert Meter weiter liegende “Ukrainer-Friedhof” ist Zeugnis, dass auch hier Menschen zu Tode gekommen sind. Wir gehen noch wenige Meter nach oben, machen ein, zwei Kurven und sind dann wieder am Ausgangspunkt angelangt. 

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