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Eine Tour für Grenzgänger: Eiszeit “to go” bei Asten 

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Von: Simon Schmalzgruber

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Ein Ort mit bewegter Geschichte im wahrsten Sinne des Wortes: Asten bei Tittmoning.
Ein Ort mit bewegter Geschichte im wahrsten Sinne des Wortes: Asten bei Tittmoning. © Simon Schmalzgruber

Tittmoning/Asten – Jeden Freitag lest Ihr hier unseren Wander-Tipp. Dieses Mal geht es um den nördlichen Eiszeit-Rundweg bei Asten. 

Asten hat vieles zu bieten: Eine reiche Geschichte, eine exponierte Lage, durch die eine traumhafte Aussicht möglich ist und gleich zwei Eiszeit-Rundwege. Um einen davon, und zwar um den nördlichen, soll es heute gehen. Dabei überschreitet man nicht nur historische Grenzen, auch aktuelle werden “en passant” mitgenommen. Und nicht nur das ist es, was die Nordroute so interessant macht: Auf einigen Infotafeln erfährt man viel über die Entstehungsgeschichte dieser Region und erlebt hautnah die Kraft der Gletscher, die hier in allen vier Eiszeiten ihr Ende fanden. Kommt mit auf eine Tour für regelrechte Grenzgänger!  

Die Wanderung im Überblick 

Berg/Gipfel: Keiner 

Höhenmeter der Wanderung: Circa 50 Höhenmeter 

Wanderparkplatz/Adresse fürs Navi: Parkplätze oberhalb oder unterhalb der Dorfwirtschaft Asten, am Gangsteig 1, 84529 Tittmoning, kostenlos  

Gehzeit: Circa eine bis eineinhalb Stunden Gesamtaufwand 

Schwierigkeit: einfach 

Einkehrmöglichkeiten: Dorfwirtschaft Asten (mit Panorama-Biergarten), am Ausgangspunkt

Benötigte Ausrüstung / Kenntnisse: gegebenenfalls festes Schuhwerk, gegebenenfalls Wanderstöcke, etwas Orientierungsvermögen

Wann sollte man aufpassen? Über lange Strecken bewegt man sich am Rande einer vielbefahrenen Straße, auf der die Autofahrer mit hoher Geschwindigkeit entlang brettern. Hier besonders Obacht geben!

Ist die Wanderung für Anfänger geeignet? 4/5 Punkte: Sofern man bei nahenden Autos rechtzeitig reagiert und am Straßenrand geht, eignet sich die Tour aufgrund der Kürze, der technischen Anforderungen und der hervorragenden Beschilderung sehr gut für Anfänger. 

Für Familien mit Kindern geeignet? 4/5: Auch Familien mit Kindern müssen bedenken, wie man sich an vielbefahrenen Straßen verhält. Unter der Voraussetzung kann die Tour ebenso Familien empfohlen werden.  

Für Hunde geeignet? 4/5: Für Hundebesitzer gilt die gleiche Voraussetzung; zusätzlich wird empfohlen, den Hund anzuleinen. 

Lohnt der Gipfel-Ausblick? 4/5: Dadurch, dass Asten selbst auf einem eiszeitlichen Moränenhügel, also auf erhöhter Position, ist die Sicht nach Westen erheblich eingeschränkt. Nach Osten jedoch hat man einen fantastischen Blick insbesondere auf die Bergwelt des Salzkammerguts, nach Süden auf das Tennengebirge und die Berchtesgadener Alpen. 

Drei Gründe, warum sich die Wanderung lohnt  

Als Feierabendtour geeignet: Durch den Gesamtaufwand von maximal eineinhalb Stunden ist die Tour perfekt für den Feierabend. 

Eine Tour für alle: Unter der Voraussetzung, dass man sich verkehrssicher kleidet und verhält, ist die Tour selbst für Kinderwagen und Rollstuhlfahrer geeignet, da der Weg größtenteils befestigt ist und sich nur wenig über Feldwege bewegt. 

Reizvolle Landschaft: Nicht eine, nicht zwei, auch nicht drei, sondern alle vier Eiszeiten (Günz-, Mindel-, Riß- und Würm) formten das Terrain in und um Asten; deren Endmoränen sind noch heute sichtbar. Und nicht nur die machen das Gebiet so interessant: Denn auch die bewegte Geschichte und die herrliche Aussicht tragen zum Reiz dieser Landschaft bei. 

Für wen die Tour nix ist  

Wer kein sicherer Verkehrsteilnehmer ist, sollte den Eiszeit-Rundweg meiden. 

Let’s go, boys and girls! 

Startpunkt unserer Tour ist der Parkplatz entweder unter- oder oberhalb des Astener Dorfwirts, der neben einem herrlichen Panorama-Biergarten auch über eine hervorragende Küche verfügen soll. Eine Einkehr nach der Tour ist also definitiv eine Option. Allerdings müssen wir jetzt erst einmal was tun: Also nehmen wir Kurs auf die Kirche Mariä Himmelfahrt, die bereits im 15. Jahrhundert geweiht wurde, in einer Zeit, in der noch niemand zu denken wagte, dass der Rupertiwinkel einmal zu Bayern gehören wird, denn in dieser Zeit war er noch Teil des eigenständigen Erzstifts Salzburg, das von 1328 bis 1803 existierte. Es wird nicht das letzte Mal auf unserer Tour sein, dass der Rupertiwinkel eine zentrale Rolle einnehmen wird.

Durch die hervorragende Beschilderung des Rundwegs ist ein Verlaufen äußerst schwierig.
Durch die hervorragende Beschilderung des Rundwegs ist ein Verlaufen äußerst schwierig. © Simon Schmalzgruber

Kurz vor dem Ortsausgang geht es links weg und oberhalb des Feuerwehrhauses geht es in Richtung Norden. Wir folgen der Straße und wir müssen immer wieder aufpassen, da auf dieser überraschenderweise vielbefahrenen Strecke zahlreiche Autos mit 100 Sachen oder mehr oder Radfahrer an uns vorbei brausen. Wenn man allerdings mal Ruhe von den anderen Verkehrsteilnehmern hat, ergeben sich erste Ausblicke auf die oberösterreichische und Salzburger Bergwelt: Erst auf den Traunstein, dann auf den Dachstein, schließlich gesellen sich auch Untersberg, Hochkönig, Watzmann und viele weitere Berge hinzu. Es dauert nicht lange, bis wir zum ersten Mal eine historische Grenze passieren, die auch heute noch zwei Gebiete voneinander trennt: Ein Schild weist darauf hin, dass hier früher die Grenze zwischen dem zum Erzstift Salzburg gehörenden Rupertiwinkel und dem Herzogtum Bayern (ab 1623 Kurfürstentum Bayern) angehörigen Oettinger Land war. Also zweier eigenständiger Staaten im Flickenteppich des Heiligen Römischen Reiches. Heute gehören zwar beide Gebiete zum Freistaat Bayern und somit zur Bundesrepublik Deutschland und dennoch “regiert” in einem Landrat Siegfried Walch, im anderen Erwin Schneider: Der südliche Teil gehört zum Landkreis Traunstein, der nördliche zum Landkreis Altötting.

Vor 15.000 Jahren: Ein Fluss entsteht

Wir folgen der Straßenführung bis zu einem Bushäuschen, dann biegen wir nach rechts in eine Straße mit weniger Verkehr ein. Wir passieren die Weiler Eck und Plattenberg und dann haben wir den nördlichsten Punkt unserer Tour erreicht. Dort biegen wir ungefähr in rechtem Winkel ab und bewegen uns in Richtung Nonnreit, das wir in etwa einer Viertelstunde erreicht haben. Einst war Nonnreit der nördlichste Punkt des Rupertiwinkels und somit des Erzstiftes Salzburgs. Heute ist der kleine Ort am ehesten dafür bekannt, dass gerne mal am Straßenrand Apparate aufgestellt werden, die bei erhöhter Geschwindigkeit auslösen und man Fanpost von der Polizei bekommt. Wir folgen der Bundesstraße und gleich ergeben sich wieder tolle Ausblicke: Einerseits auf die Bergwelt des Salzkammerguts bis zum Dachstein, andererseits auf den Salzachdurchbruch, durch den sich der Fluss seit 15.000 Jahren seinen Weg in Richtung Norden bahnt.

Erst seitdem die Salzach vor 15.000 Jahren auf Höhe Nonnreit durchgebrochen ist, nahm sie den Verlauf, den sie auch heute noch hat.
Erst seitdem die Salzach vor 15.000 Jahren auf Höhe Nonnreit durchgebrochen ist, nahm sie den Verlauf, den sie auch heute noch hat. © Simon Schmalzgruber

Etwa einen halben Kilometer nach Ortsende biegen wir nach rechts in einen Feldweg ein. Über nun recht holpriges Terrain geht es zurück in Richtung Asten. Auf dem Weg wird noch der Blick frei auf die Loferer Steinberge und Teile der Chiemgauer Alpen, wie zum Beispiel zu Sonntagshorn oder der Hochplatte. Allgemein lässt sich aber sagen, dass besonders die österreichischen Berge der Blickfang sind. Etwa zehn Minuten sind wir auf dem Feldweg, dann biegen wir nach links ab. Der schmalen Straße folgen wir ein wenig, ehe wir wieder nach links abbiegen müssen. Nun sind wir wieder auf der vielbefahrenen Straße vom Anfang. Auf dieser geht es zurück und nach 15 bis 20 Minuten sind wir wieder an unserem Ausgangspunkt angelangt. 

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