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Auf den höchsten Berg der einsamen Loferer Steinberge

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Lofer – Jeden Freitag lesen Sie hier unseren Wander-Tipp. Dieses Mal geht es von Lofer auf den höchsten Berg der nach dem Ort benannten Steinberge.

Mehrere Gipfel jenseits der 2.000er-Marke bieten die vergleichsweise kleinen Loferer Steinberge, mit dem Hinterhorn und dem Ochsenhorn, unserem heutigen Ziel, sogar zwei über 2.500. Während sich in den umliegenden Gebirgsgruppen wie den Chiemgauer oder Kitzbüheler Alpen durch starke Erschließung viele Menschen von nah und fern tummeln, sind die Loferer und Leoganger Steinberge relativ unberührt geblieben. Lediglich an der Südwestseite, bei Hochfilzen, befindet sich ein Truppenübungsplatz des österreichischen Bundesheeres. Somit sind alle Touren auf die hohen Gipfel aus Dachsteinkalk den konditionsstarken Wanderern vorbehalten.

Die Wanderung im Überblick

Berg/Gipfel: Großes Ochsenhorn, Loferer Steinberge, 2.511 Meter

Höhenmeter der Wanderung: 1.950 Höhenmeter.

Wanderparkplatz/Adresse fürs Navi: Parkplatz Loferer Hochtal, Endpunkt der Stichstraße, die am Ortseingang von Lofer Richtung Waidring links liegt, kostenlos

Gehzeit: fünfeinhalb bis sieben Stunden.

Schwierigkeit: Lange und konditionsraubende Tour, die neben zahlreichen Gegenanstiegen über karstiges Gelände auch mit ungesicherten Kletterpassagen im I. Grad im brüchigen Dachsteinkalk sowie Querungen von Altschneefeldern aufwartet.

Einkehrmöglichkeiten: Schmidt-Zabierow-Hütte, 1.966 Meter

Wann sollte man aufpassen? Besonders ab 2.000 Metern Höhe erweist sich das Terrain als für den erfahrenen Alpinisten vorbehalten: Neben größeren und kleineren Schneefeldern, die bei fehlender Trittsicherheit unangenehm werden können, sind auch die Kletterpassagen nicht zu unterschätzen. Zwar ist das Kalkgestein sehr griffig, aber auch sehr brüchig, weswegen man ziemlich auf lockere Steine aufpassen muss, bevor man sich weiter empor hangelt.

Ist die Wanderung für Anfänger geeignet? 0/5 Punkte: Länger als die Tour zum Sonnblick, zudem technisch und konditionell schwieriger: Anfänger sollten die Loferer Steinberge höchstens bis zur Schmidt-Zabierow-Hütte erwandern!

Für Familien mit Kindern geeignet? 1/5: Nur hochalpin erfahrene Familien dürfen sich an die Besteigung dieses Berges wagen, schließlich strapaziert neben bereits genannten Faktoren besonders die Karst-Passage zwischen Schmidt-Zabierow-Hütte die Füße.

Für Hunde geeignet? 0/5: Eine sehr lange Tour, an der es ab der Hütte keine Möglichkeit mehr gibt, Wasser zu tanken. Zudem sind die Kraxeleinlagen für Hunde ungeeignet! Darum sollte man lieber auf andere Berge ausweichen!

Lohnt der Gipfel-Ausblick? 5/5: Alle Mühen lohnen sich: Fuscher-Kapruner-Kamm, Großglockner und Großvenediger, die keine 50 Kilometer vom Gipfel entfernt sind, liegen einem quasi zu Füßen. Bei guter Sicht sind außerdem Dachstein, Zillertaler Alpen und das Wettersteingebirge zu erkennen. Da die Loferer Steinberge exponiert hinter den viel niedrigeren Chiemgauer Alpen stehen, ist auch ein guter Blick ins Alpenvorland zu Chiemsee und Traunstein, an guten Tagen sogar bis nach München möglich!

Drei Gründe, warum sich die Wanderung lohnt

Ruhe und Einsamkeit: Selbst an hochsommerlichen Wochenendtagen kann man die Anzahl der Bergfreunde, die einem zwischen Hütte und Ochsenhorn entgegenkommen, an zwei Händen abzählen. Auf dem Weg zur Schmidt-Zabierow-Hütte sind zwar noch mehr Leute unterwegs, das liegt aber daran, dass diese der einzige Stützpunkt in den Loferer Steinbergen und somit Ausgangspunkt für die Besteigung aller markanten Gipfel in der Berggruppe ist.

Flora und Fauna: Obwohl es oberhalb der 2.000 Meter sehr karg zugeht, erfreuen sich die Bereiche darunter üppige Blumenpracht. Und auch im Tierreich kann man Tieren begegnen, die man nicht so häufig zu sehen bekommt: Vor allem Gämse kommen hier recht zahlreich vor.

Schmidt-Zabierow-Hütte: Durch den langen Aufstieg auf's Ochsenhorn ist es zu empfehlen, die Tour auf zwei Tage aufzuteilen. Die nach dem Gründer der Alpenvereinssektion Passau benannte Hütte liegt ungefähr auf der Mitte des Weges und man merkt gleich beim Betreten, dass hier keine Massenabfertigung von Touristen wie im benachbarten Kitzbühel stattfindet, sondern vielmehr Service an erster Stelle steht. Zwar sind die Preise für Essen und Trinken nicht unbedingt günstig, das liegt aber vor allem daran, dass die Hütte einerseits noch durch Träger und Hubschrauber beliefert werden muss, andererseits stammen alle Zutaten für's Essen von Betrieben, die höchstens zehn Kilometer Luftlinie entfernt sind. Und das schmeckt man. Nicht nur die Qualität der Zutaten sorgen für höchsten Genuss, sondern auch die ausgezeichnete Bewirtung durch Kathi Filzer und ihr Team, die einem von Anfang ein Gefühl wie daheim geben. Essenstipp: Gemüserisotto, das es über einen Zeitraum von jeweils wenigen Wochen gibt!

Voran!

Wir starten am Parkplatz Loferer Hochtal, welcher auf einer steilen Sandstraße (Vorsicht vor der fiesen Mulde kurz vor Ende der Strecke!) erreicht wird. Steil lautet das Credo dieser Tour, denn es wird knapp zweitausend Höhenmeter permanent bergauf oder bergab gehen. Höhenmetertechnisch betrachtet übertrifft der Aufstieg zum Ochsenhorn sogar den zum Großglockner – wir haben also einen wahrhaft anstrengenden Weg vor uns! Zuerst müssen wir einen Starkstromzaun überwinden, der für Personen unter 1,70 schlagartig unangenehm werden kann. Nachdem wir uns gut fünf Minuten auf dem Sandweg eingehen konnten, werden wir alsbald ins kalte Wasser geschmissen: Wir folgen der Beschilderung und schlagen nach links ein. Von nun an geht es in der Steigung gut drei Stunden nach oben. Dazu jagen uns die lästigen Bremsen, die scharf auf frisches Bergsteigerblut sind. 

Auf dem sehr gut instandgehaltenen Weg geht es mal über Schrofen, mal über Treppen, dann wieder über Sand rechtsseitig der Schwarzwand zügig bergauf. Bald schon ergeben sich die ersten Ausblicke auf unseren Parkplatz und Lofer. Nach einer guten Stunde erreichen wir eine klare Bergquelle, deren eiskaltes Wasser unsere Kehlen wie unsere Geister erfrischt.Eine Quelle erfrischt Leib und Seele! Es geht weiter durch den dichten Wald, der mit zunehmender Höhe jedoch lichter und lichter wird. Allmählich wird auch das Gehgelände steiler. Nach eineinviertel Stunden bekommen wir schon mal einen Vorgeschmack, wie der Charakter der zweiten Etappe sein wird: Durch einen noch breiten, von Felsen eingerahmten Serpentinensteig geht es weiter in Richtung Baumgrenze. Vorher tauchen wir ein letztes Mal noch in den Bergwald ein und können an einer zweiten Quelle erneut Kraft tanken. Nun geht es durch von den letzten Latschen besetztes Gelände, über der Graskante zeigt sich bereits das Reifhorn, nicht recht viel später unser morgiges Ziel, das Große Ochsenhorn. 

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Eine Quelle erfrischt Leib und Seele! © Simon Schmalzgruber

Warum morgen? Es sei auf jeden Fall empfohlen, die Tour auf zwei Tage aufzuteilen! Einerseits kann man den Aufstieg zur Schmidt-Zabierow-Hütte am Abend erledigen, sodass die gnadenlos brennende Sonne nicht bereits ab der jetzt beginnenden Etappe die Kräfte raubt. Andererseits kann man sich bei der Hütte ausreichend akklimatisieren, um mit dem großen Höhenunterschied, der bei dieser Tour überwunden wird, besser zurechtzukommen. Es geht weiter durch Latschen und blühende Alpenblumen und mit Glück können wir die hier vorkommenden Gämsen erspähen, wie sie äsen und sich souverän ihren Weg durch die Steilstufen bahnen. Nach zweieinhalb Stunden können wir die Schmidt-Zabierow-Hütte am Spörnchen des 1.966 Meter hohen Gamskopfs (Falzköpfl) sehen. So zum Greifen nahe sie auch scheint – eine Dreiviertelstunde müssen wir schon noch mindestens einplanen, bis wir hier sind. Die Vegetation wird nun ziemlich schnell karg – schließlich sind wir ja schon weit über 1.800 Metern und weicht dem Karst. Außerdem müssen erste Schneefelder überwunden werden. Zum Schluss steilt der Weg nochmal gut an und wir müssen erstmalig die Hände zu Hilfe nehmen.

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Blick auf's nächtliche Lofer und das Berchtesgadener Alpenvorland! © Simon Schmalzgruber

Dann ist die Hütte aber erreicht und mit Blick runter nach Lofer und ins Berchtesgadener Alpenvorland können wir den Abend ausklingen lassen. Dabei ergibt sich sicherlich auch mal ein Pläuschchen mit anderen Bergsteigern oder dem überaus netten Hüttenpersonal, ehe es ins Mehrbettzimmer oder ins Matratzenlager geht. 

Am nächsten Morgen erwachen wir mit einem Blick auf die über der Reiter Alm aufgehende Sonne, die intensiv von den Felswänden um die Große Wehrgrube beantwortet wird. Nach einem stärkenden Frühstück brechen wir zur zweiten Etappe auf. Der Wegweiser zeigt uns zweidreiviertel Stunden an, doch diese Zeit ist ganz von Wetter und Tagesform abhängig. Nun macht es das zweite Mal „Platsch!“ - wieder ins kalte Wasser gestoßen. Ziemlich steil geht es unmittelbar nach der Hütte runter und verlieren ordentlich an Höhenmetern. Nach einer guten Viertelstunde gelangen wir an einen Teil des Klettergartens, der um die Hütte rum Touren in verschiedenen Schwierigkeitsgraden bietet. Keine fünf Minuten später trennen sich die Wege: Rechterhand geht’s auf's Reifhorn rauf, halblinks weiter zum Ochsenhorn. Wir passieren langsam, aber sicher den mächtigen Nordsockel des Reifhorns und allmählich kommt die breite Wand des Ochsenhorns voll zur Geltung. Man mag kaum glauben, dass man fast die ganze Route sehen kann – nur erscheint sie in dieser 500 Meter hohen Wand winzig klein. 

Über Schneefelder und dann wieder garstig karstig geht es im Auf und Ab weiter zum Fuß des eigentlichen Bergs. Eine gute Stunde später gelangen wir ans Webermarterl, das an einen im Jahre 1844 tödlich geendeten Wildererstreit erinnert. Vom Marterl überblicken wir nun die Kleine Wehrgrube und eine schmale Querung über ein steil anmutendes Schneefeld. Ja, auch darüber wird es gehen! Davor steigen wir aber ein letztes Mal in die Kleine Wehrgrube hinab. Der darauf folgende Wechsel von Schneefeldern und leichter Kletterei in brüchigem Gestein testet uns erstmalig, ob der Berg auch wirklich unseren Besuch duldet.

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Auch über Schneefelder geht's empor! © Simon Schmalzgruber

Nach gut eineinhalb Stunden folgen wir dem aufgemalten Wegweiser „Ochsenhorn“, kurz darauf finden wir auch Schilder, die uns den Weg den Grat hinauf zeigen. Im Juli liegt hier oben noch recht viel Altschnee, weswegen wir von der markierten Route abweichen und ein bisschen mehr Kletterei am Grat wagen müssen. Das ist aber auch nicht weiter schlimm, denn die richtigen Kletterpassagen kommen noch. Über brüchigen Fels geht es nun sehr zügig nach oben und der Blick auf die benachbarten Berge und Gebirgsgruppen wird besser. Allen voran jedoch auf den Ochsendaumen, der uns wie ein Leuchtturm den Weg nach oben weist. 

In lang gezogenen Serpentinen, die mitunter mit Klettereinlagen bestückt sind, knacken wir die 100 Höhenmeter im Halbstundentakt. Zum Glück ist der Weg sehr gut markiert, dennoch ist ein wachsames Auge von Vorteil,

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Die Sonne kann bei hochsommerlichen Tagen auch auf über 2.000 Metern richtig garstig werden! © Simon Schmalzgruber

das eine noch bessere Kletterroute etwas abseits der Markierung erschließen kann. Gut zwei Stunden kleben wir an der Wand, ehe das Gipfelkreuz in greifbare Nähe rückt. Nun noch einmal ganz gut konzentrieren, es geht am Seil ziemlich schmal an einer Abbruchkante, die in die Tiefe führt, vorbei. Ist dies geschafft, marschieren wir zielstrebig auf's Gipfelkreuz zu und es ist endlich geschafft! Wir stehen auf dem mit 2.511 Metern höchsten Punkt der Loferer Steinberge! Eine tolle Aussicht und ein Rastbankerl am Gipfel belohnen alle Mühen, die wir auf uns nahmen, um diesen Berg zu erklimmen. 

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Der Lohn aller Mühen: Eine spektakuläre Aussicht! © Simon Schmalzgruber

Nachdem wir ausgiebig am Gipfel verweilt sind, müssen wir uns beim Abstieg umso mehr konzentieren, da wir die Traktionsfähigkeit des brüchigen Dachsteinkalks von oben herab schlechter einschätzen können. Durch die durchwegs gute Markierung ist ein Verlaufen, beziehungsweise Versteigen schlecht. Sind der Abstieg vom Grat und die garstige Karstpassage geschafft, können wir zehn Minuten vor der Schmidt-Zabierow-Hütte ein wenig abkürzen, ansonsten folgt die Abstiegs- der Aufstiegsroute. Nach den anstrengenden 1.950 Höhenmetern bietet es sich noch an, eine Runde im eisig kalten Wasser des Kneipp-Beckens kurz vor der Einmündung in die Straße zwischen Lofer und Waidring zu drehen – eine Wohltat für alle Sinne und die geschundenen Beine!

Die passende Bekleidung und Ausrüstung zum Wandern und für andere Outdooraktivitäten, finden Sie bei McTREK im Aicherpark Rosenheim.

Simon Schmalzgruber

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