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Dein erster Dreitausender!

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Schon von Anfang an sichtbar ist unser heutiges Ziel! © Simon Schmalzgruber

Rauris/Kolm-Saigurn – Jeden Freitag lesen Sie hier unseren Wander-Tipp. Dieses Mal geht es vom Endpunkt des Rauriser Tals auf den dritthöchsten Berg der Goldberggruppe, den Hohen Sonnblick.

Wie eine breite Wand steht der Hohe Sonnblick, auch Rauriser Sonnblick, recht versteckt am Ende des Rauriser Tals, dem Talabschluss Kolm-Saigurn. Schon von unten ist zu erkennen, dass der Gipfelbereich bebaut ist. Doch mit was? Einerseits befindet sich das Zittelhaus an der Spitze des bedrohlichen Felsdorns, der wie eine Antenne aus der breiten Wand heraussticht. Andererseits teilt sich die alpine Schutzhütte den Platz am Kulminationspunkt mit dem Sonnblickobservatorium. Auch wenn sich der Sonnblick in puncto Höhe nicht zu den ganz Großen gesellen darf, so bricht er andere Rekorde: Bei seiner Eröffnung 1886 war das Observatorium die höchstgelegene Wetterstation der Welt, zumindest von Österreich ist es das immer noch. Am 1. Januar (Jänner) 1905 wurden dort -37,4°C gemessen – nie wieder sank die Temperatur in dem Land auf diesen Stand. Außerdem wurde am 9. Mai 1944 die höchste Schneemenge Österreichs am Sonnblick festgestellt, ganze 11,9 Meter! Genug Gründe also, diesen Berg der Superlative zu besteigen.

Die Wanderung im Überblick

Berg/Gipfel: Hoher Sonnblick, Goldberggruppe, 3.106 Meter.

Höhenmeter der Wanderung: Circa 1.500 Höhenmeter.

Wanderparkplatz/Adresse fürs Navi: Parkplatz Lenzanger, Endpunkt der Mautstraße nach Kolm-Saigurn, Mautgebühr neun Euro.

Gehzeit: fünf bis sechs Stunden.

Schwierigkeit: Der Sonnblick gehört trotz seines wuchtigen Aufbaus zu den einfacheren Dreitausendern. Dennoch sollte man nicht unterschätzen, dass es sich um einen hochalpinen Berg handelt, der mit ausgesetzten Kletterstellen, blockigem Gelände und Schneepassagen aufwartet. Zumindest ein Teilnehmer der Tour sollte also hochalpin erfahren sein. Zudem sollte diese Tour nur bei stabilen Weg- und Wetterverhältnissen unternommen werden, da sich vor allem am Alpenhauptkamm das Wetter sehr schnell ändern kann. Ein Blick auf die Verhältnisse am Berg via Webcam unter schadet nie!

Einkehrmöglichkeiten: Naturfreundehaus, 1.598 Meter, Schutzhaus Neubau, 2.175 Meter, Rojacherhütte, 2.718 Meter, Zittelhaus, 3.106 Meter

Wann sollte man aufpassen? Besonders ab der Rojacherhütte wird der Weg stellenweise luftig und sehr ausgesetzt, außerdem muss man oft die Hände zu Hilfe nehmen. Zudem sind bei Auf- und Abstieg einige Schneefelder zu queren.

Ist die Wanderung für Anfänger geeignet? 1/5 Punkte: Für blutige Anfänger ist der Berg nichts! Hegt man trotzdem Gipfelambitionen, sollte der ortsansässige Bergführer engagiert werden, der auch den Unerfahrensten sicher zum Gipfel bringt!

Für Familien mit Kindern geeignet? 1/5: Auch Familien mit Kindern müssen einiges an Erfahrung gesammelt haben, ehe der Sonnblick begangen werden kann. Zudem gibt es einige Stellen, die noch kritischer für Kinder sind. Dennoch kann der Weg zumindest bis zur Rojacherhütte auch von Familien begangen werden, ansonsten bieten sich anderweitig viele Tourmöglichkeiten im Raurisertal.

Für Hunde geeignet? 1/5: Auch für Vierbeiner gilt: Erfahrung ist das A und O. War der Hund beispielsweise mit auf dem Watzmann oder dem Hohen Göll, so kann auch der Hohe Sonnblick erstiegen werden!

Lohnt der Gipfel-Ausblick? 5/5: Wie im Grunde alle Berge am Alpenhauptkamm bietet auch der Sonnblick freie Sicht: Nach Süden bis zu den Julischen Alpen in Slowenien, nach Westen bis zu den Dolomiten, nach Norden bis zu den Berchtesgadener Alpen und nach Osten bis weit in die Niederen Tauern.

Drei Gründe, warum sich die Wanderung lohnt

Zittelhaus: Nicht nur die Kasnocken sind legendär, sondern auch die Sonnenauf- und Sonnenuntergänge, die auf 3.106 Metern über dem Meer nochmal einen ganz eigenen Charakter haben. Außerdem kommt es selten vor, dass so hoch oben am Gipfel noch eine Hütte steht. Noch ein Grund mehr also, um eine ganz besondere Nacht zu verbringen!

Nationalpark Hohe Tauern: Den überwiegenden Teil der Tour befindet man sich in der Kernzone des Nationalparks Hohe Tauern. Das heißt: Stille, Naturbelassenheit, innere Einkehr. Und außerdem: Tiere, die man sonst nur im Zoo zu sehen bekommt, wie beispielsweise Murmeltiere, Steinböcke oder Adler.

Abwechslung: Während der Beginn der Tour gemächlich über breite Wege schlendert, geht es zwischen Naturfreundehaus und Neubau durch einen regelrechten Dschungel, in welchem sich plötzlich der imposante Barbarafall auftut. Nach dem Neubau geht es durch die Gesteinswüste, die im Süden von den spaltenreichen Gletschern eingerahmt wird. Ab der Rojacherhütte wird der Weiterweg luftig, ausgesetzt und schneereich, sodass nahezu jedes bergsteigerische Bedürfnis abgedeckt ist.

Und so beginnt es...

Wir starten am großen Parkplatz Lenzanger, der der letzte, für normale Autos anfahrbare Punkt des Rauriser Tals ist. Auf dem breiten Fahrweg geht es kurz durch den Wald, dann fast ebenerdig weiter in Richtung Talabschluss Kolm-Saigurn. Kolm-Saigurn, schon ein komischer Name. Dieser leitet sich aus den spätmittelhochdeutschen Wörtern „Kolben“ und dem umstrittigen „saigurn“ ab. Egal, wie man zweiteres Wort aber auch auslegt, der Ortsname ist unumstritten auf den Bergbau zurückzuführen, der hier von 1342 bis 1923 betrieben wurde. Und es wurde nicht irgendein Material dort abgebaut: Wie der Name der Gebirgsgruppe schon verrät, hier wurde nichts geringeres als Gold gefördert. Und das im großen Stil: Im Mittelalter fand in diesem und dem benachbarten Gasteiner Tal 10% der weltweiten Goldproduktion statt und bescherte dem Fürsterzbistum Salzburg neben dem Salz sagenhaften Reichtum! Auch wenn der Bergbau wegen Unrentabilität eingestellt wurde, im Gestein werden weiterhin noch ganze 120 Tonnen des Edelmetalls vermutet, welches Bröckerl für Bröckerl rausgespült wird. Etwas bachabwärts kann man heutzutage sein Glück herausfordern und in Goldwaschstellen nach dem wertvollen Element suchen. So, genug Fakten jetzt, wir haben noch einen Berg zu besteigen. 

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Schon von Anfang an sichtbar ist unser heutiges Ziel! © Simon Schmalzgruber

Nach gut 30 Minuten kommen wir am Naturfreundehaus an, das eine letzte Möglichkeit bietet, Kraft zu tanken, bevor es so richtig losgeht. Der Fahrweg wird zum Steig und durch den Urwald geht es nun in Richtung Schutzhaus Neubau. Nach einer guten halben Stunde kommen wir an den Barbarafall, der imposant vor uns in eine Gumpe stürzt. Weiter oben sehen wir schon den Neubau auf dem Bergvorsprung thronen. Diesen erreichen wir 45 Minuten nach dem Naturfreundehaus. Von dort wird der Weg alpiner, denn die Baumgrenze wurde nun überschritten. Es geht über den wilden Gebirgsbach und erste Zeugnisse des einstigen Bergbaus werden sichtbar: Ein Radhaus, ein Schrägaufzug und, wenn man Richtung Schareck schaut, ein großes Knappenhaus. Kaum zu glauben, dass das alles schon im Mittelalter errichtet wurde, in einer zu der Zeit lebensfeindlichen und sonst unerschlossenen Region. Unser Weg führt uns weiter in Richtung Süden, die schroffen Spitzen kommen näher und näher. Bald schon wird das Goldbergkees sichtbar, doch ehe wir den Fuß erreichen, schwenkt der Weg nach rechts und über die Blockhalde geht es nun steiler und steiler empor. Immer wieder müssen wir die Hände zu Hilfe nehmen, doch weiter oben erscheint die kleine Rojacherhütte im Felsenmeer. 

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Seltene Tierbegegnung: Nicht nur ein Steinbock wird sich gleich zeigen... © Simon Schmalzgruber

Wie ein kleiner Adlerhorst klebt die nach Ignaz Rojacher, dem Erbauer des Sonnblickobservatoriums, benannte Hütte am Fels in 2.718 Metern Höhe. Wenig Platz, aber dafür willkommene Stärkungen wie hausgemachten Kuchen bietet die Hütte, die zwei Stunden vom Neubau entfernt liegt. Mit Blick auf das immer weiter unter uns liegende Goldbergkees (als „Kees“ wird im Tauernraum der Gletscher bezeichnet) kommt nun der knackigste Part der Tour: 

Das blockige Gelände verlangt vollste Aufmerksamkeit und Konzentration von uns, rutscht man nämlich auf der ausgesetzten Gratschneide aus, findet man sich 1.000 Meter weiter unten wieder, wohl nicht mehr so ganz lebendig. Immer wieder helfen uns Haken und Seile,

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Ab der Rojacherhütte kommen immer wieder luftige Stellen am Grat. © Simon Schmalzgruber

nach oben zu kommen. Endlich sind Zittelhaus und Observatorium in Sicht! Vorher haben wir aber noch die Wahl: Gehen wir weiterhin luftig auf dem Kamm nach oben, oder kürzen wir über das Schneefeld, das mit reichlich Trittspuren versehen ist, ab. Da die Tour anstrengend genug war, nehmen wir die zweite Option gerne an. Nicht mehr lange und der 3.106 Meter hohe Gipfel ist erreicht! 

Mit Blick auf Großglockner und seine Trabanten können wir den Tag auf der Hüttenterrasse ausklingen lassen. Eine Übernachtung ist äußerst empfehlenswert, denn wann bekommt man die Gelegenheit, so hoch oben zu schlafen? Zusätzlich ist hier das Essen vorzüglich! Und auch die Sonnenauf- und Sonnenuntergänge haben hier einen ganz eigenen Flair... Letztlich kann natürlich jeder für sich selbst entscheiden,

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Die Sonnenauf- und Sonnenuntergänge haben ein ganz eigenes Flair, wenn man sich in so großer Höhe befindet! © Simon Schmalzgruber

für den Abstieg stehen uns jedenfalls zwei Optionen offen: Entweder nehmen wir den Aufstiegsweg, oder wir gehen über einen Abzweig das Schneefeld weiter hinunter, Unerfahreneren sind auf jeden Fall Grödel oder Steigeisen zu empfehlen, da auch hier ein Ausrutscher fatal enden kann. Nach kurzer leichter Abkletterei queren wir nochmals ein steiles Schneefeld mit schmalen Trittspuren, ehe es über Fels und Geröll bald wieder auf den Normalweg geht. Unten angekommen können wir stolz auf unser Geleistetes sein, schließlich haben wir nun offiziell unseren ersten Dreitausender erstiegen!

Die passende Bekleidung und Ausrüstung zum Wandern und für andere Outdooraktivitäten, finden Sie bei

McTREK im Aicherpark Rosenheim.

Simon Schmalzgruber

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