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Tüßlings Schaumeier: „Vereinzelt tragen Mitspieler einen kleinen Ranzen umher“

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Von: Markus Altmann

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Stefan Schaumeier von der SG Tüßling-Teising
Stefan Schaumeier von der SG Tüßling-Teising vermisst die Küsse mit seinem Teamkollegen, freut sich auf des erste Spiel und findet das Wort „Ligapokal“ einfach nur schön. © SG Tüßling Teising

Teising - Langsam kehren die bayerischen Vereine und Fußballer zur Normalität zurück. Training mit Körperkontakt und Testspiele sind wieder erlaubt. beinschuss.de hat bei Stefan Schaumeier von der SG Tüßling-Teising nachgefragt, wie groß die Vorfreude auf das erste Training war und wie er zum Start des Spielbetriebs steht.

Die Corona-Zwangspause ist nun auch für die bayerischen Amateurfußballer vorbei. Bereits Anfang Juli hat die bayerische Staatsregierung entscheiden, dass Training mit Körperkontakt erlaubt ist. Damit konnten die Vereine und Spieler nach Monaten wieder richtig trainieren. Am Mittwoch, den 29. Juli, gab das bayerische Innenministerium dann auch den Spielbetrieb wieder frei, sodass die Klubs nun endlich die ersten Testspiele austragen können.

beinschuss.de fragt bei den Spielern aus der Region nach, wie sie die fußballfreie Zeit verbracht haben, ob einem Teamkameraden der Trainingsrückstand anzumerken war, wie groß die Vorfreude auf das erste Spiel ist und wie sie zum Ligapokal stehen. Stefan Schaumeier vom Kreisligisten SG Tüßling-Teising stellt sich nun den Fragen.

Hallo Herr Schaumeier, wie haben Sie die Corona-Zwangspause ohne Fußball überstanden?

Wie so viele meine Mitspieler habe auch ich die B42-App genutzt, um mich für die Rückkehr auf dem Platz fit zu machen bzw. fit zu halten. Aber das Gefühl, dass du deinem Lieblingshobby nicht nachgehen kannst und auch nicht weißt, wann es weitergeht, ist schon sehr unbefriedigend. Allerdings, und das möchte ich deutlich festhalten, war es aus meiner Sicht die richtige Entscheidung, die Zwangspause einzulegen.

Es herrschte wochenlange Trainingspause: Wie sehr haben Sie sich auf das erste Mannschaftstraining gefreut und wie war das Wiedersehen mit den Teamkameraden?

Ich habe in die Mannschafts-WhatsApp-Gruppe geschrieben, dass bitte jeder Schienbeinschoner anziehen soll, weil ich mit Eisenstollen auflaufen werden – egal bei welchem Wetter. Dementsprechend war es ein richtiger Genuss, wieder mit den Burschen auf dem Platz zu stehen. Ganz vereinzelt tragen Mitspieler einen kleinen Ranzen umher, aber weil wir uns wirklich fast flächendeckend fitgehalten haben würde ich behaupten wollen, dass 95 Prozent des Teams richtig fit sind. Und die anderen 5 Prozent waren eigentlich, seit ich sie kenne, noch nie in guter körperlicher Verfassung.

Haben Sie in ihrem Verein besondere Hygiene-Maßnahmen getroffen?

Ja, natürlich, wir handeln da sehr verantwortungsvoll gemäß den Vorschriften des BFV und der bayerischen Staatsregierung. Zu Beginn und auch vereinzelt jetzt noch, treffen wir uns beispielsweise direkt in Trainingsklamotten auf dem Platz und ziehen uns nicht in der Kabine um. Eine Sache tut mir allerdings persönlich schon besonders weh: Nach gelungenen Aktionen im Trainingsspiel haben sich mein alter Freund und Kupferstecher „Oid Wenzlinger“ und ich oft geküsst – auf das müssen wir jetzt natürlich leider auch verzichten. Wir, als alte Fußballhasen, möchten da natürlich als Hygiene-Vorbilder vorangehen.

Wie groß ist Ihre Vorfreude auf das erste Spiel?

Kaum zu beschreiben. Wenn man verliebt ist in ein Spiel, bei dem 22 adrenalingeschwängerte Halbwahnsinnige alles dafür tun, dass ihre Mannschaft als Sieger, oder zumindest nicht als Verlierer, vom Platz geht, dann fehlt einem das sehr, wenn man das so lange nicht live auf dem Platz miterleben kann.

Glauben Sie, dass die Saison im September fortgeführt werden kann und der Spielbetrieb problemlos verläuft?

Ganz ehrlich, ich glaube nicht, dass es eine Rolle spielt was ich glaube oder wie meine Einschätzung zu diesem Thema ist. Wir müssen alle im Sinne der Gesellschaft handeln und tun, was notwendig ist, um Corona Einhalt zu gebieten. Die sicherste Möglichkeit dabei ist, den neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen und der darauf basierenden Politik zu vertrauen. Alles andere halte ich für naiv und dämlich. Wenn wir im September wieder spielen und alle Spiele problemlos durchziehen können, dann wäre das natürlich schön, aber wenn nicht, dann halt nicht.

War es aus Ihrer Sicht richtig, die Saison 2020/21 zu streichen und die aktuelle Saison fortzuführen?

So eine Entscheidung ist natürlich extrem schwierig zu treffen, weil da ja jeder Verein, auch gemäß dem aktuellen Tabellenstand, seine ganz eigene Auffassung hat. Ich finde es aus sportlicher Sicht fair, wenn die aktuelle Saison zu Ende geführt wird, schließlich ist jede Mannschaft selbst dafür verantwortlich, in welche Tabellensituation sie sich vor Corona manövriert hat. Da jetzt durch die Hintertür entwischen zu wollen, nur weil die Saison bisher nicht so super gelaufen ist, finde ich feige und armselig. Aber ich rede mich auch leicht, weil wir als Zweitplatzierter der Tabelle eine Ausgangslage für die restliche Saison haben, die deutlich besser ist, als wir vor der Saison gedacht haben.

Wie lautet Ihre Meinung zum Ligapokal? Ist das für Sie ein interessanter Zusatzwettbewerb?

Ganz ehrlich: Ich habe keine Ahnung was der Ligapokal ist und wollte mich jetzt nicht extra noch einlesen, nur damit ich was Schlaues dazu sagen kann. Die, die den Ligapokal erfunden haben, was immer das auch ist, werden sich schon was dabei gedacht haben. Und „Pokal“ hört sich ja immer toll an, ich mag das Wort. Auch das Wort „Liga“ finde ich grundsätzlich positiv besetzt. Und wenn man das dann zu „Ligapokal“ kombiniert, dann ist das ein Wort bei dem ich sagen muss: schönes Wort!

Haben Sie Bedenken aufgrund des Coronavirus‘ wieder Fußball zu spielen oder machen Sie sich dahingehend keine Gedanken?

Ich besuche oft meinen 89-jährigen Opa in Garching. Wir essen dann Leberkäse oder trinken Kaffee oder reden darüber, wie schlecht die 60er geworden sind, obwohl es nach wie vor unser Herzensverein ist. Seitdem wir den Trainingsbetrieb wieder aufgenommen haben und ich mit so vielen verschiedenen Menschen in Berührung komme, habe ich schon manchmal ein etwas komisches Gefühl, wenn ich bei ihm bin. Denn ich plane gerade seinen Neunzigsten Geburtstag, mit Goaslschnoiza, Böllerschützn und allem Drum und Dran, und ich würde mir das niemals verzeihen, wenn ich ihn mit dem Virus anstecken - und er dann dieses Event verpassen würde. Auch ohne diese Feier wäre es schön, wenn wir das noch die nächsten zehn bis 25 Jahre machen könnten mit dem Leberkäs und dem Kaffee; aber Corona in Kombination mit Mannschaftssport gibt mir da nicht immer das sicherste Gefühl.

Zum Abschluss: Was sind Ihre persönlichen Ziele für die restliche Saison und welche Ziele habt ihr euch als Mannschaft gesteckt?

Meine Torbilanz der letzten fünf Jahre beträgt Minus eins. Und das, obwohl ich, nach eigener Einschätzung, ein brandgefährlicher Offensiv-Allrounder bin, der immer für ein Tor gut ist. Wenn es sich irgendwie ausgeht, würde ich diese Bilanz gerne ausgleichen. Aber nicht mit irgendeinem unwichtigen Tor, sondern am Besten mit dem entscheidenden Tor im entscheidenden Spiel, bei dem es um irgendwas Großes geht, sodass ich dann jedem, egal ob er es hören will oder nicht, die nächsten 30 Jahre von diesem Tor erzählen kann. Obwohl, das würde ich auch bei einem unwichtigen Tor machen. Achja, und es wäre ganz schön, wenn wir bis zum Ende der Saison oben mitspielen könnten. Dann steigen logischerweise auch die Chancen, dass ich, als brandgefährlicher Offensiv-Allrounder, irgendein vollüberragendes und sauwichtiges Tor schießen kann.

Danke für das Interview!

ma

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