"Ohne Finanzausgleich stirbt der Fußball!"

Garching - Es brodelt an der Fußball-Basis. Im Gasthof Neuwirt in Garching gründete sich am Donnerstagabend auf Initiative des Ehrenpräsidenten der SpVgg Unterhaching, Engelbert Kupka, die Aktionsgemeinschaft "Rettet die Amateurvereine". Ihr geht es um eine Verbesserung der prekären Situation in der sich viele der 25.000 deutschen Amateurvereine befinden - und eine gerechtere Verteilung der ungeheuren Summen, die der Fußball mittlerweile generiert. Von diesen profitieren bisher fast ausschließlich die Proficlubs. Das neue Bündnis will das ändern - und ist auf der Suche nach Mitstreitern.
Es ist schon länger etwas in Schieflage geraten im deutschen Fußball. Der Profi-Fußball als Event boomt - der Amateurfußball als Sport leidet und darbt dahin. Glanz, Glamour und der popkulturartige Eventcharakter des geschäftsmäßig inszenierten Fußballs stehlen dem eigentlichen Sport die Show. Und das nicht nur sprichwörtlich. Der stetig zunehmenden Zahl an verschiedenen Anstoßzeiten in den Profiligen, welche die enormen TV-Einnahmen an der Spitze des Fußball-Eisbergs generieren, können die Amateure gar nicht mehr ausweichen.
Es kostet sie nicht nur Ehrenamtliche und Spieler, sondern auch Zuschauer und mit ihnen Popularität und Sponsoren. Jede Saison wird für sie zum Ritt auf der Rasierklinge - der immer öfter für immer mehr Vereine kein gutes Ende nimmt. Ein Trend, der nicht nur schleichend zunimmt, sondern von den profitmaximierenden Profis brachial forciert wird. Es hat ein bisschen was vom Abholzen des Regenwaldes: Erstmal Kasse machen - darüber nachdenken, was man anrichtet und dass es einen irgendwann auch selber trifft, kann man später.
Profis kassieren - Amateure können die Zeche nicht zahlen
Hardy Grüne beschreibt es gut in seinem sehr lesenswerten Text im Zeitspiel, der auch auf eine bemerkenswerte Amateur-Initiative im Rheinland eingeht: "Es geht nicht darum, dass der Profifußball den Amateurfußball subventionieren soll. Es geht um die Frage, ob der Profifußball dem Amateurfußball noch genügend Luft zum Atmen lässt. Denn der Preis, den die Amateure im Gegenzug zu zahlen haben, ist der Sonntag. Der traditionelle Spieltag der Amateure in Deutschland. Neben den beiden derzeitigen Sonntagspartien um 15:30 Uhr und 17:30 Uhr wird es ab 2017/18 auch um 13:30 Uhr Bundesliga geben. Zunächst nur fünfmal pro Saison, aber Experten sind sich einig, dass dies wohl nur ein Testballon für den gewünschten Dauerbetrieb ist. Damit die 'Großen' im absurden Wettrennen mit der Premier League mithalten können, muss jede Geldquelle ausgequetscht werden."
Auch im Bewegtbild gibt es gute und sehenswerte Beiträge zum Thema: "Ein anderes Spiel" - einen etwas kürzeren Report der WDR-Sendung Sport inside darüber, warum sich viele Amateure in Deutschland vom DFB nicht mehr gut vertreten fühlen. Und einen etwas längeren ZDF Film aus dem Jahre 2014, der mit den Worten schließt: "Der DFB wirbt im WM-Jahr für die Amateure und für sich. Nach der WM heißt es dann wieder - unsere Amateure, echte Profis! Im Überlebenskampf - den sie immer öfter verlieren."
Beim Neuwirt formiert sich Widerstand
Um dieser Entwicklung entgegen zu wirken, trafen sich am Donnerstagabend im Gasthof Neuwirt in Garching bei München verschiedenste Vereinsvertreter und -vorstände des bayerischen Amateurfußballs. Rund fünfzig Ehrenamtliche von der Fußballbasis waren es am Ende. Auch Vertreter aus Hessen und Berlin waren dabei. Das Treffen, über dessen Kontext und Hintergründe wir bereits im Vorfeld berichtet hatten, sollte einerseits dazu dienen, das lose Bündnis zur besseren Wahrung der Interessen des Amateurfußballs in Form der Aktionsgemeinschaft "Rettet die Amateurvereine" zu gründen - andererseits hauptsächlich inhaltlich über Ziele und die Notwendigkeit des eigenen Aufbegehrens informieren und Meinungsaustausch ermöglichen.

Nach Garching luden für das zu gründende Bündnis mit dem Ehrenpräsidenten der SpVgg Unterhaching Engelbert Kupka derjenige, der das ganze Thema aus bayerischer Sicht auf den Tisch gebracht und damit die Diskussion losgetreten hatte, sowie Uwe Cygan, der Erste Vorsitzende des Regionalligisten VfR Garching, der sich quasi als Gastgeber zur Verfügung gestellt und die Zusammenkunft organisiert hatte.
Initiator Engelbert Kupka erklärt das Warum
Zu Beginn der Veranstaltung ergriff Initiator Kupka das Wort und erläuterte den interessiert zuhörenden Anwesenden, unter denen sich einige bekannte Gesichter der lokalen Fußballszene befanden, noch einmal die Problematik und das Anliegen der von ihm angeregten Aktionsgemeinschaft.
Springender Punkt und Stein des Anstoßes war der so genannte "Grundlagenvertrag" zwischen DFB und DFL. Dieser sei zum Zeitpunkt seiner Formulierung und schließlich seines Abschlusses eine gute und sinnvolle Angelegenheit gewesen. Dass ein Ligaverband wie die DFL die Vermarktung der beiden Profiligen besser und gewinnbringender organisieren könne als ein Verband wie der DFB, habe sich als richtig erwiesen. Mittlerweile habe sich allerdings der professionelle Fußball nochmals grundlegend geändert - und sei ökonomisch geradezu explodiert und viel mehr, als man sich damals habe vorstellen können, von immer ergiebiger sprudelnden Geldern dominiert. Der Amateurfußball habe damit nicht im geringsten Schritt gehalten. Im Gegenteil - ihm gehe es heute schlechter als damals. Relativ sowieso - und für die Amateure fataler Weise auch total betrachtet.
Das Problem mit dem Grundlagenvertrag ist: in ihm ist eine lediglich 3-prozentige Beteiligung der Amateure an den Erlösen des Profi-Fußballs festgehalten. In Zeiten, in denen man sich noch nicht vorstellen konnte, dass mit dem schnellen Kick soviel Geld zu verdienen sein würde, kein Problem für die Amateurvertreter. Und kein großes Zugeständnis. Zumal das Vertragswerk einen Passus enthält (§11), wonach der Kontrakt bei dramatischer Veränderungen der Rahmenbedingungen jederzeit abzuändern und anzupassen ist. Heute stimmt für die Amateure das Verhältnis nicht mehr - und die gigantischen Einnahmen des Profizirkus wirken in Anbetracht der gravierenden Probleme beim Verein um die Ecke geradezu obszön. Dabei könnte der Fußball als Ganzes sich ohne Schwierigkeiten tragen - allein die Profis wollen nicht teilen. Und sägen dabei weiter munter an ihrem eigenen Ast.
"Zeigen Sie denen doch einfach den Grundlagenvertrag!"
Kupka erzählte, dass er nicht nur immer wieder in Schreiben an Verbände und Funktionäre auf dieses Missverhältnis und die Gefahr, welche sich durch die immer weiter auseinanderklaffende Schere zwischen neureichem Fußball-Oberhaus und dem Armenhaus der Fußballbasis ergebe, hingewiesen und Veränderungen angemahnt habe - sondern auch den damals designierten neuen DFB-Präsidenten Reinhard Grindel im Vorfeld des DFB-Bundestages im Oktober des vergangenen Jahres in einem persönlichen Gespräch konkret darauf angesprochen habe:
"Zeigen Sie den Proficlubs doch einfach nur den Grundlagenvertrag, den sie unterschrieben haben! Mehr müssen sie doch gar nicht tun.", habe Kupka ihm gesagt. "Bloß nicht. Das gibt nur Ärger!", habe Grindel geantwortet. Und Kupka erwidert: "Genau den müssen Sie suchen als unser Vertreter!". Grindel, der heute DFB-Präsident ist, suchte keinen Ärger auf dem DFB-Bundestag. Er konnte auch keinen gebrauchen. Es hätte seiner Wahl geschadet.
Auch auf die zahlreichen Schreiben - Kupka hatte alle 21 Landesverbände und den nationalen Verband angeschrieben - hätten er und ähnlich Denkende nie eine Reaktion geschweige denn eine Antwort bekommen. Dies habe Methode. Denn die Kunde, dass solche mahnenden Briefe von der Basis hinter den Türen der Verbandszentralen lediglich belächelt würden, habe den Ehrenvorsitzenden der Hachinger sehr wohl erreicht. Daher habe gar kein anderer Weg bestanden, als der über die Öffentlichkeit und die Gründung eines Aktionsbündnisses.
Kritiker beklagen Behandlung durch Verband
Als jüngstes Beispiel dafür, wie richtig und notwendig ein Aufbegehren der Basis sei, nannte Kupka auch die vor einigen Wochen stattgefundene Tagung der Regionalliga Bayern in Hof. Dort sollte es eigentlich um die Probleme und vor allem um die Organisation des Spielbetriebs der Viertligisten gehen.
Dem anwesenden BFV-Präsidenten und DFB-Vize Dr. Rainer Koch sei es aufgrund des Fakts, dass dieses Treffen in Garching stattfindet, aber hauptsächlich darum gegangen wiederholt gegen den VfR zu schießen. In einem Ausmaß und einer Art und Weise, die jeglicher Beschreibung gespottet habe - und eine Schande für den Meinungspluralismus in der viel beschworenen Fußballfamilie sei. Diese Schilderung von Kochs temperamentvollem Auftreten haben auch abseits des Treffens in Garching mehrere Teilnehmer der Regionalliga-Tagung unabhängig voneinander bestätigt. Die etablierten Funktionäre scheinen dünnhäutig zu sein bei diesem brisanten Thema.
Trotz harscher Reaktionen wie dieser von Seiten des Verbandes und seiner Offiziellen sei eine Artikulation der Forderungen nach Verbesserungen "nicht nur schwierig und deshalb wagen wir sie nicht - sondern weil wir sie nicht wagen, ist sie schwierig!", so Kupka.
"Wir wollen, dass die Amateure wieder Gehör finden!"
Um aber nicht nur Missstände zu beschreiben erläuterte der vor wenigen Tagen 78 Jahre alt Gewordene anschließend was die Aktionsgemeinschaft "Rettet die Amateurvereine" wolle: "Wir wollen weder einen offizielle Verein gründen, noch besteht die Absicht einer wie auch immer gearteten Abspaltung vom DFB. Das ist nicht unser Ziel. Wir möchten, dass die Amateurvereine endlich wieder das Gehör finden, das ihnen zusteht - und mit ihren Interessen berücksichtigt statt ausgelacht werden!".

"Wenn Schreiben, Meinungsäußerungen und Probleme von der Basis keinerlei Gehör finden und auf Kritik derart reagiert wird, dann sind alles Andere und Initiativen wie 'Pro Amateurfußball' oder Marketing-Solgans wie 'Unsere Amateure. Echte Profis!' reine Rhetorik. Dann ist das autokratisches Verhalten eines abgehobenen Verbandes, der keine Diskussion zulassen mag, weil er keinerlei Streitkultur besitzt!", sagte Kupka weiter und schloss einen flammenden Appell an:
Verbände sollen entschieden Interessen der Amateure vertreten
"DFB und Landesverbände sollen endlich wieder echte Interessenvertreter des Amateurfußballs, des großen Ganzen, sein! Was wäre denn der Bundesliga passiert, wenn sie von den astronomischen Mehreinnahmen durch die neuen Verträge 100 Millionen zur Finanzierung der Basis abgegeben hätte, statt 45? Nichts! Bei Einnahmen von 1,5 Milliarden allein aus TV-Rechten hätte das ein einzelner Club nicht einmal gemerkt. Stattdessen kennt die Gier keine Grenzen. Solidarität? Fehlanzeige! Vielleicht hätte man die Profis mal daran erinnern sollen, dass auch sie die Fußballbasis in Deutschland zum Überleben brauchen? Und 'unsere' Verbände? Keine Diskussion, Zustimmung nur Formsache, einstimmig - der DFB-Bundestag war eine Farce!".
Als Beispiel für das Hin- und Herschieben von Verantwortung und des Schwarzen Peters nannte Kupka eine Unterredung mit Koch in der dieser ihm eigentlich in allen Punkten zugestimmt, aber sich damit herausgeredet habe, er sei da der falsche Ansprechpartner - Kupka solle sich mit seinem Anliegen an die DFL und Ligapräsident Reinhard Rauball wenden. "Unser Ansprechpartner sind die Landesverbände und der DFB - nicht die DFL. Mit der haben wir zunächst einmal nichts zu tun. Mit ihr sollte eigentlich unser Verband in unserem Auftrag verhandeln. Herr Koch liegt hier völlig falsch! Das ist kein Thema um das man sich herumdrücken kann. Für eine richtige Sache muss man sich einsetzen - auch dann wenn es Ärger oder sogar den Verlust eines Amtes bedeuten könnte! Sonst ist man der Falsche um unsere Interessen zu vertreten!", so Kupka.
Parallelwelten im scheinbar gleichen Sport
Die Süddeutsche Zeitung habe letztens zum Unterschied zwischen Profi- und Amateurfußball geschrieben, "der Fußball da oben ist nichts mehr von dem, was der Fußball da unten immer noch ist." - und sie habe damit Recht gehabt. Angesichts der Tatsache, dass nach der Verlängerung des unveränderten Grundlagenvertrages 0,14% der im DFB organisierten Vereine 97% der durch den Fußball erzielten Erlöse erhalten, ein kaum von der Hand zu weisender Fakt. Als "umso unverständlicher" bezeichnete es Kupka, "dass sich unsere obersten Vertreter da nicht widersetzt haben". Außer für diese hätten eventuell andere Gründe eine Rolle gespielt. Die Aussage von Grindel nach dem Bundestag, es gebe "mehr Geld für den Amateurfußball und dennoch Zufriedenheit bei den Profis", sei angesichts des realen Verhandlungsergebnisses ein Hohn. "Der Amateurfußball ist hinten runter gefallen!" so der erzürnte Ehrenpräsident.
Die Folgen seien mannigfaltig. Aufrechterhaltung des Spielbetriebs, Aufwandsentschädigungen für qualifizierte Trainer, Instandhaltung der Infrastruktur, gute Jugendarbeit die den Nachwuchs sichert, Integration, Wahrnehmung der in den DFB-Statuten verankerten gesellschaftlichen Verantwortung - all dies sei den klammen Amateurklubs kaum noch möglich. Und vielleicht schon bald gar nicht mehr. Und dies in Zeiten in denen der Fußball mehr einnehme, als jemals zuvor. Beziehungsweise der Profi-Fußball, der seine Herkunft vergessen habe, so Kupka, der resümiert: "Angesichts der Summen die dort eingenommen werden, ist das, was bei den Amateurclubs an kommt - der DFB hat ja auch noch andere Aufwendungen, die er von den künftig jährlich 25 Millionen Euro aus dem Profibereich finanzieren möchte - nicht mehr als ein Almosen. Gerade mal 10 Millionen bleiben am Ende für die Amateurvereine - für alle in ganz Deutschland. Bei 25.000 Vereinen kann man sich ja mal ausrechnen, was das ausmacht.". Es sind 400 Euro pro Club.
"Verbandsfunktionäre haben Bodenkontakt verloren"
Bei alledem, was der Amateurfußball tagtäglich für den Fußballsport im Ganzen leiste, sei das nicht länger hinnehmbar und die Basis müsse sich erheben, um dem ein Ende zu setzen. "So kann es nicht weiter gehen. Der Bundestag von Erfurt war eine Schande. Es gab null ernst gemeinte Solidarität von oben - und keine Interessenvertretung von unten. Unsere Interessen als Basis dieses Sports wurden verraten und verkauft. Die Herren Funktionäre, die uns eigentlich vertreten sollten, haben keinerlei Wertschätzung mehr für die Arbeit in den Vereinen - und anscheinend im Glanz des Profisports völlig den Boden unter den Füßen verloren!", wetterte Kupka.
Für das rücksichtslose Verhalten der Fußball-Unternehmen fehle ihm jegliches Verständnis. Um dies zu erläutern, wählte er eine Illustration aus der Natur: "Fußball ist wie ein Baum. Wurzel und Stamm sind die Amateure bis zur 3. Liga. Die Profis sind die Blätter. 50 Prozent der Spieler im Profibereich entstammen dem Amateurfußball in Deutschland. Wie kann man das vergessen? Ohne Wurzeln kein Baum, ohne Baum keine Blätter - und somit auch kein Profit für die Profis. Gerade weil es ohne anhaltendes Interesse der allgemeinen Öffentlichkeit langfristig auch weniger Interesse am professionellen Fußball geben wird. Wir Amateure sind doch die Basis für das alles!".
Ohne Wurzeln keine Profis
Gerade darum führe kein Weg an einem möglichst geschlossenen Protest vorbei: "Wir als Amateure müssen endlich aufhören, uns landauf landab nur im Stillen oder hinter vorgehaltener Hand zu beschweren. Wir müssen unsere Interessenvertreter auffordern, endlich auch nachhaltig unsere Interessen zu vertreten - auch gegen Widerstände! Es gibt keine Argumente für diese ungerechte und zukunftsgefährdende Verteilung der Gelder. Warum bekommen diejenigen, welche die Ressource für den Profit darstellen, am Wenigsten? Dabei steht doch alles im Vertrag. Warum diese falsche Ehrfurcht vor den Bossen der DFL? Auch die müssten sehen - es muss ein vernünftiger Finanzausgleich her, damit der Fußball nicht stirbt!".

Kupka spielte damit auf Paragraph 11 des Grundlagenvertrags an. In diesem heißt es: "Die Parteien vereinbaren, dass dieser Grundlagenvertrag während seiner Laufzeit einer Anpassung unterzogen werden kann, wenn sich bei einer Partei oder bei beiden Parteien eine wesentliche nachteilige wirtschaftliche Veränderung ergibt". Sieht man den Vertragspartner DFB als die Gesamtheit der organisierten Fußballvereine in Deutschland und betrachtet deren oftmals prekäre Situation, ist dieser Fall gegeben. Die Möglichkeit diese vertraglich vereinbarte Option zu ziehen, bestünde also jederzeit. Und die Funktionäre müssen sich die Frage gefallen lassen, warum sie das im Interesse der Vereine nicht tun.
Es dürfte auch damit zu tun haben, dass ein Teil des Deals zwischen DFL und DFB der ist, dass der DFB die milliardenschweren Vermarktungserlöse der Liga nicht anrührt - und diese dafür im Gegenzug nichts von den äußert lukrativen Werbeverträgen mit den Sponsoren der Nationalmannschaft ab haben will. Auch diese sind über 100 Millionen schwer. Den Amateuren nutzt das wenig - bei ihnen kommt nämlich kaum etwas an. Aus ihrer Sicht funktioniert die Umverteilung der Gelder nicht - und das ausgerechnet zu Lasten derer, ohne die dem Fußball das Gerüst zusammenbrechen würde.
"Entweder ändern sich die Leute - oder es müssen andere Leute her!"
Für Kupka und die Vertreter der Aktionsgemeinschaft "Rettet die Amateurvereine" gibt es nur eine naheliegende Lösung: "Entweder ändern sich die Leute - oder es müssen andere Leute her! Und damit möchten wir nicht einmal Einzelne angreifen. Das System als Ganzes ist nicht mehr gut. Und muss sich ändern. Es ist einfach so: Institutionen prägen Leute - und nur wenige Leute prägen Institutionen."
Zu seinen Erwartungen und den Erfolgsaussichten des Aktionsbündnisses befragt, meinte der 78-Jährige: "Alles muss klein anfangen. Vor allem eine solche Initiative. Ich hoffe, viele haben den Mut den Mund aufzumachen. Wenn ich jetzt alleine gelassen werde, dann ist es eben so - aber ich muss mir nicht vorwerfen, die Dinge kommen gesehen und mich nicht zu Wort gemeldet zu haben. Und ich denke das sehen meine Mitstreiter ähnlich.".
Was will die Aktionsgemeinschaft "Rettet die Amateurvereine"?
Zunächst einmal keinen lauten Knalleffekt, der dann blitzschnell verpufft. Die Bewegung von unten soll eine nachhaltige sein. Die Mitglieder des Bündnisses, das felsenfest davon überzeugt ist, dass Viele haargenau das Gleiche denken - und das daher auf schnellen Zuwachs hofft - wollen laut eigener Aussage weder einen möglichst brutalen Umsturz, noch strebten sie selbst nach Ämtern. Sie wollen aber mit ihren Vereinen überleben, möglichst viele andere Vereine informieren und ins Boot holen und vor allem einen Verband zurückhaben, der ihre Interessen vertritt.
Wie soll es für das Bündnis weitergehen?
Aus allen Anwesenden wurde eine Arbeitsgruppe gebildet, in welcher in kleinerem Kreis konkrete Vorgehensweisen und Möglichkeiten zur Verbreiterung der Aktionsbasis erörtert und erarbeitet werden sollen. In dieser Arbeitsgruppe haben sich Vertreter von der Kreisklasse bis hinauf zur Regionalliga zusammengefunden. Diese sollen dann auch innerhalb ihrer Spielklassen als Multiplikatoren fungieren und als Ansprechpartner bereitstehen.
Derzeit erhält die Arbeitsgemeinschaft laut Kupka massenweise Zuschriften aus ganz Deutschland. "Aus dem ganzen Bundesgebiet erreichen mich Briefe, Mails und Telefonate, in denen mich Vereinsvorstände darüber informieren, dass ich ihnen aus der Seele spreche. Dass sie erleichtert darüber sind, dass endlich einmal jemand den ersten Schritt macht. Und die fragen: Wie können wir dabei sein und das unterstützen? Wie können wir uns anschließen? Und vor allem wo?".
Alle Interessierten bittet er daher darum, sich zunächst einmal persönlich bei der Aktionsgemeinschaft "Rettet die Amateurvereine", als deren Galionsfigur vorerst weiterhin Kupka selbst auftreten wird, zu melden - und verweist dazu auf die Facebook-Präsenz des Bündnisses. Denn mehr noch als um pure Opposition gehe es dem Zusammenschluss zunächst um Information und Vernetzung. Eins ist klar: Wenn das Vorhaben eine Aussicht auf Erfolg haben soll, müssen auch die anderen Vereine, die etwas im deutschen Fußball verändern wollen, aus der Deckung kommen und Farbe bekennen.
Ein Fragenkatalog als erste Maßnahme
Als erste konkrete Maßnahme stimmten die Anwesenden der Gründungsversammlung dafür, zeitnah einen detaillierten Fragenkatalog zu erstellen, in dem all die unangenehmen Fragen noch einmal gesammelt zu Papier gebracht werden und diesen sowohl an den DFB, als auch an alle Landesverbände zu schicken. Dieser Fragenkatalog soll intern mobilisieren, das Interesse weiterer Vereine wecken, das Problembewusstsein schärfen und für mediale Aufmerksamkeit sorgen - vor allem aber eine Reaktion der Verbände provozieren.
Oder wie Kupka es formulierte: "Mir müssen sie nicht zurückschreiben. Mir müssen sie auch nicht meine Fragen beantworten. Es bringt auch gar nichts, wenn nur ich diese beantwortet bekomme. Aber sie können sich nicht ewig davor drücken Antworten zu geben, wenn die Öffentlichkeit fragt, wenn die Medien fragen stellen. Und ich bin mir sehr sicher, dass der Druck zunehmen wird - weil ich mir genauso sicher bin, dass wir in dieser Sache die öffentliche Meinung auf unserer Seite haben!".
Sollte er recht behalten, bekämen die Funktionäre bei DFB, BFV und den anderen Landesverbänden ungewohnte Probleme - und könnten unter Druck geraten, der dann nicht mehr nur von den Profis aus der DFL kommt. Die Aktionsgemeinschaft "Rettet die Amateurvereine" hofft, dass darüber der Zugzwang entsteht, der für eine Verbesserung der immer schlechter werdenden Verhältnisse sorgen könnte.