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„Ein fatales Zeichen“: Warum Bruckmühl den Bau einer großen Photovoltaik-Anlage ablehnt

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Von: Mathias Weinzierl

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Soll in Holzham bei Bruckmühl eine derartige Photovoltaikanlage entstehen? CSU/PW-Marktgemeinderat Harald Höschler (rechts unten) war dagegen, Kirsten Klein (Grüne) bezeichnete eine Ablehnung des Vorhabens als „fatales Signal“. SPD/PU-Vertreter Josef Staudt  brachte einen Vorschlag ins Spiel, mit dem sich viele Gremiumsmitglieder anfreunden konnten.
Soll in Holzham bei Bruckmühl eine derartige Photovoltaikanlage entstehen? CSU/PW-Marktgemeinderat Harald Höschler (rechts unten) war dagegen, Kirsten Klein (Grüne) bezeichnete eine Ablehnung des Vorhabens als „fatales Signal“. SPD/PU-Vertreter Josef Staudt brachte einen Vorschlag ins Spiel, mit dem sich viele Gremiumsmitglieder anfreunden konnten. © dpa/Patrick Pleul, Johann Baumann, re

Auch wenn sich nahezu das gesamte Gremium als Photovoltaik-Fan outete, sprach sich der Bruckmühler Rat gegen den möglichen Bau einer großen Anlage bei Holzham aus. Was die Räte an der Zustimmung hinderte – und wieso das Projekt dennoch nicht gestorben sein muss.

Bruckmühl – Dass sie Solaranlagen befürworten, die Energiewende unterstützen und die Marktgemeinde am liebsten mit grünem Strom direkt aus der Region versorgen würden, daraus machte das Gros des Brückmühler Marktgemeinderats in der Sitzung am Donnerstagabend (26. Januar) keinen Hehl. Für einen Bauwerber, der im Ortsteil Holzham gerne eine Photovoltaikanlage errichten würde, also eine „gmahde Wiesn“? Von wegen. Mit einer deutlichen Mehrheit von 20 zu drei Stimmen lehnte das Gremium das Vorhaben letztlich ab, ließ aber für die Planungen dennoch eine Hintertür offen.

Anlage könnte jährlich Strom für rund 850 Drei-Personen-Haushalte erzeugen

Der Bauwerber hatte Ende Oktober bei der Marktgemeinde Bruckmühl beantragt, dass die Kommune für ein Grundstück bei Holzham, das südlich der Grünfuttertrocknungsanlage Hornau liegt und an die Kreisstraße RO 8 angrenzt, einen Bebauungsplan erstellen und den Flächennutzungsplan ändern solle. Grund: Er würde auf dem dortigen Areal gerne eine Freiflächen-Photovoltaikanlage errichten. Angedacht sind dort Photovoltaikmodule auf sogenannten Tragestellen mit einer Höhe von rund 0,8 bis 2,5 Metern. Laut Bauwerber könnte diese Anlage eine Leistung von rund 3,8 Millionen Kilowattstunden Strom erzeugen und damit jährlich rund 850 Drei-Personen-Haushalte mit erneuerbarer Energie versorgen.

Das Problem für viele Mitglieder des Marktgemeinderats: Das rund 3,45 Hektar große Areal ist als landwirtschaftliche Fläche ausgewiesen. „Es wäre schade, wenn so eine Fläche der Landwirtschaft wieder entzogen wird“, sagte beispielsweise Bartholomäus Krapichler (CSU/PW), der darauf hinwies, dass es im Gemeindegebiet „noch gut 100 Landwirte“ gäbe. „Gerade hier ist es wichtig, dass wir solche Flächen für Lebensmittel- oder Futtererzeugung für die Tiere verwenden“, sagte Krapichler, der deutlich machte: „Ich werde mich dagegen aussprechen.“

Eine Einschätzung, die Fraktionskollege Harald Höschler teilte: „Wir diskutieren hier nicht über Pro und Contra von Photovoltaik“, sagte Höschler. „Von mir aus könnten alle Dächer in der Marktgemeinde damit bestückt werden.“ In diesem Fall „wiegt der Verlust der landwirtschaftlichen Nutzfläche aber schwer“, begründete er seine ablehnende Haltung. Und bekam dabei Unterstützung von Georg Ziegltrum (CSU/PW), der die Gefahr sah, „dass wir dann in kurzer Zeit viele landwirtschaftliche Flächen abgeben“.

Wolfgang Huber sieht „Schritt in die richtige Richtung“

Grünen-Vertreter Wolfgang Huber unterstrich hingegen seine Absicht, „grundsätzlich für diesen Antrag“ zu stimmen. Denn eine Ablehnung sei in Hinblick auf die Energiekrise „ein fatales Zeichen“. Die Anlage sei ein „erster Schritt in die richtige Richtung“, zumal er die Fläche bei Holzham „ganz gut“ fände: „Sie fällt nicht so ins Auge.“

Ins selbe Horn stieß Konrad Hammerl (SPD/PU), der jetzt für den Ende 2022 verstorbenen SPD-Vertreter Robert Niedermeier in den Marktgemeinderat nachgerückt war. „Es kommt mir so vor, als ob wir die Energiewende irgendwann und irgendwo wollen, aber nicht bei uns“, redete Hammerl seinen Gremiumskollegen ins Gewissen. Auch er werte eine Ablehnung des Antrags ebenfalls als „fatales Signal“ – ebenso wie Kirsten Klein (Grüne), die ähnliche Worte wählte.

Eine neue Dynamik in die Diskussion brachte der Einwand von Josef Staudt (SPD/PU), der sich zwar „prinzipiell pro Photovoltaik“ äußerte, die Sorge um die landwirtschaftliche Fläche aber nachvollziehen konnte. Aufständerung hieß das Zauberwort, das Staudt in den Raum warf. Denn dieses Vorgehen, die Module auf links und rechts stehenden Säulen in einer größeren Höhe anzubringen und somit die Fläche weiterhin auch für Landwirtschaft nutzbar zu machen, sei „mittlerweile schon Usus“. Staudt: „Vielleicht können wir das bei einem vorhabenbezogenen Bebauungsplan als Forderung stellen.“

Josef Staudt (SPD/PU) brachte aufgeständerte Photovoltaikmodule ins Spiel, wie hier auf einem Acker in Wendland. Dort wird auf der Fläche unter der Photovoltaikanlage Schnittlauch angebaut.
Josef Staudt (SPD/PU) brachte aufgeständerte Photovoltaikmodule ins Spiel, wie hier auf einem Acker in Wendland. Dort wird auf der Fläche unter der Photovoltaikanlage Schnittlauch angebaut. © dpa/Philipp Schulze

Letztlich entschied sich das Gremium dann aber dafür, dennoch über den unveränderten Antrag abzustimmen. Dieser wurde schließlich mit einer deutlichen Mehrheit von 20 zu drei Stimmen abgelehnt. Was aber noch kein Aus für das Vorhaben einer Freiflächen-Photovoltaikanlage in Holzham sein muss. Denn gleichzeitig votierte der Marktgemeinderat bei nur einer Gegenstimme dafür, dass der Energieausschuss in seiner nächsten Sitzung Maßgaben für Photovoltaikanlagen in der Kommune erarbeiten solle.

Eine Entscheidung, die Bürgermeister Richard Richter (CSU/PW) unbedingt als „positives Signal“ für den Bauwerber, der jetzt mit seinem Antrag scheiterte, verstanden wissen wollte. Damit unterstrich der Marktgemeinderat auch Richters Einschätzung, die der Rathauschef zu Beginn der Diskussion geäußert hatte: „Es geht um eine generelle Positionierung und die Frage nach dem gänzlichen Umgang mit dem Thema Photovoltaikanlagen.“

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