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„Click & collect“: Auch Einzelhändler in Bad Endorf ziehen mit

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Von: Barbara Forster

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Ab Montag ermöglicht auch Bayern das Prinzip Click & Collect: Kunden können bei stationären Händlern bestellen und ihre Ware dann vor Ort abholen. Für viele Händler in Rosenheim ist der Freistaat mit dieser Möglichkeit jedoch schlichtweg zu spät.
Ab Montag ermöglicht auch Bayern das Prinzip Click & Collect: Kunden können bei stationären Händlern bestellen und ihre Ware dann vor Ort abholen. © picture alliance/dpa

Auch in Bad Endorf setzen einzelne Unternehmen nun auf den Abholservice „Click & collect“. Seit Montag, 11. Januar, ist das neue Angebot für den Einzelhandel erlaubt: Bestellte Ware kann vor Ort abgeholt werden. Drei Ladenbesitzer erzählen von ihren bisherigen Erfahrungen.

Bad Endorf – Karin Müller vom „Schuh Oberhorner“ bietet seit Donnerstag, 14. Januar, „Click & collect“ an. Per Telefon, E-Mail oder auch via Instagram können die Kunden ihre Wünsche äußern. In Sachen Schuhen ist das neue Format zugegebenermaßen kein leichtes Unterfangen, räumt Müller ein. „Aber viele wissen ja ihre Größe.“

Und das Ganze läuft dann folgendermaßen ab: Müller bietet telefonische Beratungen an, stellt auch auf Wunsch eine Auswahl an Schuhen zusammen. Um den Kunden den Einkauf zu erleichtern, werden alle Schuhe mit einem Schild durchnummeriert. Die Bezahlung erfolge an der Tür – bar, per Paypal oder per Rechnung.

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Auslieferungen, wie schon bereits im ersten Lockdown im März, bietet das Unternehmen ebenfalls an. „Wir probieren alles“, versichert Müller, „wir sind froh, dass es dieses Konzept gibt.“ Für Schuhgeschäfte gibt es zudem eine Sonderregelung: Kinder von 0 bis drei Jahren dürfen ins Geschäft zur Anprobe kommen. „Die Kleinkinder dürfen wir bedienen“, so Müller. Im Laden habe man eine sehr große Kinderauswahl.

Froh, mithilfe des neuen Formats mit Kunden in Kontakt treten zu können, ist auch Ulrike Peschutter, Leiterin des Ladens „Geschenkmanufaktur“ in Bad Endorf. Zwar werde man mit dieser Aktion in keiner Weise die Kosten eines Einzelhandels decken. Dennoch sei sie froh, dass man nicht wie zuvor „den ganzen Tag nichts tut.“ Noch wäre es zu früh, Bilanz zu ziehen, sei das neue Format ja erst seit Montag erlaubt. Aber Peschutter merkt: „Die Leute sind sehr dankbar.“

Nutzung von Click & Collect läuft eher schleppend an

Neben WhatsApp, E-Mail oder Telefon gibt es auch die Möglichkeit, in ihrem Online-Shop Ware zu bestellen. Bezahlt werden könne per PayPal, bar oder per Rechnung. „Wir hatten auch schon Kunden, die das Geld passend in einem Kuvert im Briefkasten abgegeben haben.“ Die meisten Interessenten seien Stammkunden, erklärt Peschutter. Die wüssten genau, was im Sortiment wäre. Zum Beispiel Heliumballons. Die werden gerne gekauft für Geburtstage oder Überraschungsbesuche. Aber es komme auch vor, dass Kunden im Schaufenster etwas sehen, was sie haben wollen.

Ob die Kunden nun die Ware vor dem Laden holen oder ob sie diese geliefert haben wollen – das vereinbare Peschutter individuell. „Ich bin flexibel, ich habe ja jetzt Stunden Zeit“, erklärt sie lachend am Telefon. Dass die Politik so hart durchgreifen muss, versteht Peschutter. „Die Gesundheit geht vor.“ Und auch wenn ihr das Oster- und das Weihnachtsgeschäft durch die Lappen gegangen sie, bleibt sie positiv. „Wir freuen uns über jeden Einzelnen, der sich meldet.“

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So sieht das auch Ivan Secansky, Geschäftsinhaber der „Panorama Buchhandlung“ in Bad Endorf. Auch wenn das neue Angebot „sehr schleppend“ anlaufe. Nach einer Woche könne man allerdings noch nicht so viel sagen. Immerhin: „Die Leute trauen sich etwas mehr.“ Zunächst sei vielen nicht klar gewesen, dass sie weiterhin vor Ort seien und ihre Ware anbieten. „Die meisten dachten, wir sind nicht da.“

Von 9 bis 15 Uhr sind er und seine Mitarbeiter im Laden präsent. „Die Leute wollen eine telefonische Beratung“, hat der Inhaber bemerkt. Das Problem: Manchmal rufe stundenlang niemand ein, und plötzliche alle auf einmal. Deshalb habe man ein Call-Center damit beauftragt, die Kontaktdaten von Kunden zu notieren, um diese auf Wunsch zurückzurufen.

Neues Format ist „eine Erleichterung“

Ab 15 Uhr beginnen er und seine Mitarbeiter dann die bestellten Bücher auszuliefern. Vor der Eingangstür wurde ein Korb angebracht, in den die bestellten Bücher hineingelegt werden. Im Gegenzug legen die Kunden in einen Umschlag das Geld in den Korb hinein. Für Secansky ist diese Vorgehensweise „eine Erleichterung“. Nun müsste man nicht mehr stundenlang durch die Gegend fahren, um Lieferungen zu verteilen.

Bürgermeister Alois Loferer findet es gut, dass mit dieser Aktion ein „Überlebenszeichen“ gesetzt wird. „Das finde ich ganz, ganz fantastisch.“ Auch er habe das neue Format schon getestet und Kinderschuhe und Bücher eingekauft. Der Rathauschef wünscht sich, dass möglichst viele Gebrauch von der Aktion machen. Dennoch: In der Haushaltsplanung 2021 werden sich die Corona-Auswirkungen bei den Gewerbesteuern bemerkbar machen.

„Aber viel wichtiger ist mir, dass wir unsere Unternehmen behalten können. Da nehme ich gerne einen Steuerausfall in Kauf“, sagt Loferer.

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