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Kopfschütteln ohne Ende: Neue Müllentsorgung sorgt weiter für Frust in Prien

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Von: Dirk Breitfuß

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Auf Infotafeln erklärt der Markt Prien jetzt, was sich für die Bürger geändert hat, weil der Landkreis die Abfallsammlung mit Beginn des Jahres umgestellt hat.An den Sammelstellen gibt es keine Container mehr für Tetra Packs und Weißblechdosen.
Auf Infotafeln erklärt der Markt Prien jetzt, was sich für die Bürger geändert hat, weil der Landkreis die Abfallsammlung mit Beginn des Jahres umgestellt hat.An den Sammelstellen gibt es keine Container mehr für Tetra Packs und Weißblechdosen. © Anita Berger,Foto Berger-Prien a

Seit 1. Januar sammelt der Landkreis Rosenheim Tetra Packs und Weißblech nicht mehr gesondert in eigenen Containern ein. Zur korrekten Entsorgung bleibt nur die Fahrt zum Wertstoffhof. Vielleicht die einzigen, die sich freuen über die Änderung, sind die Priener Grundschüler.

Prien Sehr viele Bürger wurden zum Jahreswechsel überrascht, als der Landkreis die Container für Tetra Packs und Blechdosen an den Sammelstellen abbauen ließ – auch die Gemeindeverwaltung in Prien hatte die Umstellung zum Stichtag nicht auf dem Schirm. Im Rathaus hatte man die beiden Pressemitteilungen aus dem Landratsamt wohl nicht wirklich wahrgenommen. Die erste Vorabinfo aus Rosenheim zur Umstellung kam Mitte Oktober – und geriet bis zum Jahresende in Vergessenheit. „Wir waren ja nicht direkt betroffen“, erklärt Martin Plenk.

Gemeinde installiert Informationstafeln

Der Leiter des Ordnungsamtes hat in seiner mehrjährigen Amtszeit in der Marktgemeinde nach eigenen Angaben noch nie so viele Beschwerden und Nachfragen zu einem Thema bekommen.

Die Gemeinde hat nun darauf reagiert, dass nicht wenige Bürger ihren Müll an den Sammelstellen einfach stehen lassen, wenn sie die Container nicht mehr finden und keine Lust haben, Abfälle zu Fuß oder auf dem Radl wieder mit nachhause zu nehmen.

An zwölf Plätzen, in Prien, wo Tetra Packs und Blechdosen bisher gesondert eingeworfen werden konnten, hat die Verwaltung laut Plenk eigens entworfene Hinweisschilder aufgestellt.

Tetra Packs und Weißblech gehören jetzt zusammen mit allen anderen Kunststoffverpackungen in einen gemeinsamen Container im Wertstoffhof. Dort haben die Mitarbeiter in den ersten Wochen der Umstellung alle Hände voll zu tun, den Besuchern zu erläutern, was jetzt wo hinein gehört.

Umweltgedanken mit Füßen getreten

Die Alternative Wertstoffhof mit seinen begrenzten Öffnungszeiten statt Extra-Container an den Sammelstellen im Ort: Genau hier setzt die Kritik an. „Das wären zu Fuß fast drei Kilometer einfach. Soll man also ins Auto steigen und diese Strecke damit bewältigen? Das tritt den Umweltgedanken mit Füßen! Es bleiben mir also nur die Möglichkeiten, diese beiden Wertstoffe entweder in die Mülltonne zu werfen oder auf platzsparende Einwegverpackungen umzusteigen (Sarkasmus: die Müllvermeidung freut sich!)“, schreibt beispielsweise der Priener Matthias Sauer an die Redaktion.

Auch Margit und Georg Foraita hatten sich kurz über die Info gefreut, dass das aufwendige Trennen mehrerer Wertstoffe nicht mehr nötig ist. „Umso größer war allerdings auch unser Entsetzen, als wir feststellen mussten, dass dafür keine Container an den Sammelstellen im Ort bereitgestellt werden, dafür aber die Behälter für Blech und Tetra Pack verschwunden sind. Jetzt werden also auch Dosen und Getränkeverpackungen im Restmüll landen und nicht im Recycling-System. Die Öffnungszeiten des Wertstoffhofes sind zwar reichlich, aber vielleicht nicht optimal für Menschen, die zur Arbeit gehen oder tagsüber kein Auto zur Verfügung haben“, kritisiert das Ehepaar Foraita.

Auch in den sozialen Medien wird kontrovers über die Vor- und Nachteile der neuen Regelung diskutiert.

Die Neuerung geht zurück auf einen Beschluss des Umweltausschusses des Rosenheimer Kreistags vom Dezember 2020. Der Landkreis spricht von Bürgerfreundlichkeit und verweist auf die Vereinfachung, weil die Trennung des Verpackungsmülls wegfällt. „Eine Umstellung auf Gelbe Säcke oder Gelbe Tonnen wurde kritisch gesehen, unter anderem wegen des Erscheinungsbildes in den Straßen an den Abfuhrtagen und der Tatsache, dass die Inhalte durchschnittlich bis zu 50 Prozent Fehlwürfe aufweisen, die wie Restmüll thermisch verwertet werden und dafür über weite Strecken zu den entsprechenden Entsorgungsanlagen transportiert werden müssen“, heißt es in einer Mitteilung der Behörde zur Begründung.

Duales System legte Veto ein

Der Landkreis muss die Sammlung von Verkaufsverpackungen mit den Dualen Systemen abstimmen. Diese hätten eine getrennte Sammlung von Weißblechdosen und Tetra Packs an den Wertstoffhöfen abgelehnt. Die Kunststoffverpackungen werden nun gesammelt von Speditionen im Auftrag der Dualen Systeme abgeholt. Bereits bei diesen Transporten sei der Landkreis außen vor, betonte Pressesprecher Michael Fischer auf Nachfrage der OVB-Heimatzeitungen. In automatischen Sortieranlagen wird der Müll dann vor der Verwertung getrennt.

Wie eine Sortieranlage der Dualen Systeme funktioniert, sehen Sie hier:

Weitere Infos erhalten Interessierte unter anderem im Merkblatt „Verkaufsverpackungen“ und im neuen Wertstoffhof-Wegweiser des Landkreises sowie in der Abfall App, die hier heruntergeladen werden kann: https://www.abfall.landkreis-rosenheim.de/index.php/neuigkeiten.

Rektorin Claudia Decker möchte derweil die Grundschule Prien zur Umweltschule machen, wie es ihre frühere Wirkungsstätte in Vogtareuth unter ihrer Regie schon war. Das Ludwig-Thoma-Gymnasium trägt schon seit viele Jahre diesen Titel, weil es verschiedene Kriterien erfüllt. Arbeitskreise entwickeln jetzt auch an der Grundschule Ideen. Ein erster Baustein ist die Mülltrennung. Die scheiterte bisher, weil die Schule ihre getrennten Abfälle aus Kapazitätsgründen nicht am örtlichen Wertstoffhof abgeben durfte. Nach der Zusammenlegung der Sammlung von Verpackungsabfällen ist diese Hürde auf Initiative von Elternbeirätin Bettina Heilmann nun beseitigt. In Absprache zwischen Priener Rathaus und der Rosenheimer Behörde betonte diese, dass Schulen ihre Abfälle im Rahmen von Umweltprojekten in Wertstoffhöfen entsorgen dürfen. Die Grundschule hat dieser Tage nach Angaben der Rektorin bereits Mülleimer unterschiedlicher Farbe bestellt, um ihre Abfälle korrekt trennen zu können.

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