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Schützenswerte Bäume gefällt - Doch nicht nur das sorgt in Rohrdorfs Gemeinderat für Ärger

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Von: Paula L. Trautmann

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Ein Bauunternehmen ließ an der Dürneggerstraße in Rohrdorf einige Bäume ohne Einverständnis der Gemeinde fällen - das hat nun Folgen.
Ein Bauunternehmen ließ an der Dürneggerstraße in Rohrdorf einige Bäume ohne Einverständnis der Gemeinde fällen - das hat nun Folgen. © Trautmann/Praxl/LRA Rosenheim

Ein Bauunternehmen ließ auf einem Rohrdorfer Grundstück schützenswerte Bäume fällen. Das hat nun Folgen - und wurde zum Thema im Gemeinderat. Doch Bürgermeister Simon Hausstetter ärgert sich nicht nur darüber.

Rorhdorf - Noch immer sorgen die vor Wochen gefällten Bäume an der Dürneggerstraße für Ärger. Die Abholzung von zwei geschützten Nussbäumen und das Verhalten eines Nachbarn haben jetzt den Gemeinderat Rohrdorf beschäftigt. In der Sitzung am Donnerstag, 26. Januar, wird nicht nur eine Ersatzpflanzung gefordert, sondern auch eine Entschuldigung.

„Keine vollendeten Tatsachen schaffen“

Die Bauträger haben dem Rohrdorfer Bürgermeister Simon Hausstetter (Bürgerblock) zufolge bei der Gemeinde angefragt, ob die Bäume gefällt werden können. Die Verwaltung habe darauf hingewiesen, dass das planungsrechtlich nicht zulässig ist. „Wir haben ausdrücklich empfohlen, keine vollendeten Tatsachen zu schaffen“, betonte Hausstetter. Damit sei die Angelegenheit für die Gemeinde erledigt gewesen.

Hat das Landratsamt den Bebauungsplan nicht geprüft?

Doch nicht für die Inntaler Naturbau GmbH. Im Herbst vergangenen Jahres hat laut dem Bürgermeister eine Begehung mit einem Kreisfachberater stattgefunden - ohne das Wissen der Gemeinde. Das Landratsamt Rosenheim genehmigte daraufhin die Fällung von drei Bäumen: einer Hainbuche, einer Eiche und einer kleinen Buche - von Nussbäumen war keine Rede. Das Landratsamt erklärte eine Ersatzpflanzung Hausstetter zufolge als wünschenswert und verlangte eine bodenschonende Ausführung.

Am 10. Januar habe ein Nachbar - Altbürgermeister Christian Praxl (CSU) - die Gemeinde über die Rodungsarbeiten verständigt und darum gebeten, sie zu unterbinden. „Ein Einschreiten der Gemeinde war zwecklos“, sagt Hausstetter vor dem Gemeinderat. Als er und seine Mitarbeiter eingetroffen sind, seien die beiden Nussbäume bereits „komplett weg“ gewesen, die Hainbuche und Eiche in nicht mehr erhaltenswertem Zustand. „Bodenschonend war das nicht“, sagte Hausstetter und zeigte während der Sitzung Bilder, auf dem das abgeholzte Grundstück zu sehen war.

Baufirma muss Bäume als Ersatz pflanzen

Dass die genehmigten Bäume gefällt wurden, sei zwar in Ordnung. Die Nussbäume hätten jedoch zwingend erhalten werden müssen, so Hausstetter weiter. Die Gemeinde habe ihr Unverständnis, dass sie nicht gefragt wurde, gegenüber dem Landratsamt geäußert. Das Ergebnis des Gesprächs: Die Gemeinde wird die Inntaler Bau GmbH zu einer Ersatzpflanzung verpflichten. Die Anzahl und Art der Bäume werde in Abstimmung mit dem Landratsamt gewählt.

Auf OVB-Anfrage bestätigt Andreas Basler, Geschäftsführer der Inntaler Naturbau GmbH: „Selbstverständlich wird eine Ersatzpflanzung gemäß der geltenden Vorgaben erfolgen. Die Ausgestaltung wird derzeit noch geprüft.“

Die abgeholzten Bäume stapeln sich auf dem Grundstück an der Dürneggerstraße.
Die abgeholzten Bäume stapeln sich auf dem Grundstück an der Dürneggerstraße. © Praxl
Die untere Naturschutzbehörde hat drei „stark beschädigte“ Bäume zur Fällung freigegeben: Eine Eiche (links), eine Hainbuche (rechts) und eine kleinere Buche.
Die Untere Naturschutzbehörde hat drei „stark beschädigte“ Bäume zur Fällung freigegeben: Eine Eiche (links), eine Hainbuche (rechts) und eine kleinere Buche. © LRA Rosenheim

Damit nicht genug. Der Nachbar - also Praxl - hat Hausstetter zufolge die Rechtsaufsicht des Landratsamtes aufgefordert, zu prüfen, ob die Gemeinde versäumt hat, einzuschreiten. Ein Lachen geht durch den Gemeinderat. „Dass sich der Nachbar unsachlich gegenüber Mitarbeitern des Landratsamtes geäußert hat, lasse ich unkommentiert“, sagte Hausstetter. Auch, dass Praxl deren berufliche Eignung bezweifelt hat, wolle er nicht kommentieren.

„Äußerst fragwürdiges“ Benehmen

Doch es gebe mehrere Dinge, die ihn besonders an der Sache ärgern. „Wir haben es mit einem Bauträger zu tun, der sich in keiner Weise an den Bebauungsplan hält“, sagte der Bürgermeister. Zudem störe ihn das Verhalten des Nachbarn. Er wolle der Gemeinde Verfehlungen zur Last legen. „Äußert fragwürdig“ nannte das Hausstetter in der Sitzung.

Im weiteren Verlauf demonstrierte der Bürgermeister anhand des Bebauungsplans, dass auch auf dem benachbarten Grundstück eine „Umkringelung“ ist, die einen zu schützenden Baum markiert. Vielsagend sagte Hausstetter dazu nur: „Fahrt‘s mal hin“, und ergänzte: „Wer im Glashaus sitzt.“

In der anschließenden Diskussion gingen die Meinungen auseinander. Für Gemeinderat Markus Hollinger (CSU) ist der Fall erledigt. Nun müsse eine „gscheide Ersatzpflanzung mit Anwachsgarantie her“. Die Baufirma solle keine „Stangl“ pflanzen, die nächstes Jahr wieder umfallen.

Georg Loferer (Bürgerblock) hingegen forderte eine Entschuldigung. Er betonte, den Mitarbeiter im Landratsamt, den Praxl angegriffen habe, zu kennen. „Alle Vorgesetzten haben die E-Mails bekommen, dass er ungeeignet ist. Das ist eine Frechheit, den so zu attackieren“, sagte Loferer. Das Verhalten sei unmöglich, denn die Bäume seien krank gewesen. „Die Untere Naturschutzbehörde ist so genau. Die geben keine Bäume frei, die nicht zum Fällen sind.“

Gemeinderat Karl-Heinz Silichner (CSU) sorgt sich indes, dass die Bauunternehmer die Grünflache nutzen wollen, obwohl die Gemeinde das nicht vorsieht. Der Bürgermeister versichert, dass keine Gespräche zwischen der Gemeinde und den Inhabern in dieser Sache stattfinden.

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