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„Da braucht man Gefühl“ - Winterdienst sorgt für Sicherheit auf Kolbermoorer Straßen

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Von: Paula L. Trautmann

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Mit diesem Fahrzeug ist der Weckdienst unterwegs: (von links) Franz Daxinger und Stefan Füllbier prüfen ab halb drei Uhr morgens, ob die ganze Truppe ausrücken muss, um zu streuen oder zu räumen.
Mit diesem Fahrzeug ist der Weckdienst unterwegs: (von links) Franz Daxinger und Stefan Füllbier prüfen ab halb drei Uhr morgens, ob die ganze Truppe ausrücken muss, um zu streuen oder zu räumen. © Riediger

Nach Schnee sieht es derzeit nicht aus, die Temperaturen betragen rund zehn Grad. Dennoch sind die Bauhofmitarbeiter in Kolbermoor startklar für den Winterdienst und auf jede Wetterlage vorbereitet.

Kolbermoor – Um halb drei Uhr in der Früh klingelt Stefan Füllbiers Wecker. Dann blickt er aus dem Fenster, prüft die Wetterverhältnisse. „Wenn es nass ist, dann müssen wir schon fahren“, sagt Füllbier. Mit „wir“ meint er seinen Kollegen Franz Draxinger und sich. Die beiden übernehmen abwechselnd den Weckdienst. Sind die Straßen nass, kann es zu Glatteis kommen und dann muss das ganze Team ausrücken, um Salz zu streuen.

Der Boden könne aber auch nass und kalt sein und dennoch nicht gefrieren. Kritisch werde es erst, wenn die Boden- und Außentemperatur unter Null ist. „Da braucht man Gefühl“, sagt Füllbier. Dennoch reiche der Blick aus dem Fenster oft nicht. Wenn es draußen nass ist, steigt er in den orangefarbenen Dienstwagen und fährt die Straßen ab. Mit einem Infrarotmessgerät kann er feststellen, welche Temperatur der Boden hat.

Weckdienst startet ab Mitte November

Ist sie im kritischen Bereich unter Null, weckt er seine Kollegen. Auch wenn es schneit, müssen sie aufstehen, um die Straßen zu räumen. Wann es Zeit ist auszurücken, wissen Füllbier und Draxinger am besten. „Sie haben die meiste Erfahrung und machen das sehr gut“, sagt Bauhofleiter Michael Glas.

Er sei froh, dass sie diese „gemeine Arbeit“ übernehmen. Schließlich sei es kein Spaß, um halb drei Uhr morgens aufstehen zu müssen. „Es dauert bis der Rhythmus wieder drin ist, dass man in der Nacht aufsteht“, sagt Füllbier. Daran gewöhne er sich aber.

Ab Mitte November startet der Weckdienst. Der erste Einsatz des Winterdienstes war heuer bereits am 30. November. Fast jeden Tag für zwei Wochen musste das Team ausrücken. „Das war diesmal ungewöhnlich, früher gab es vielleicht einmal einen Schneeschauer und dann war wieder Ruhe“, weiß Glas.

Doch die Bauhofmitarbeiter waren vorbereitet. Sie haben die Fahrzeuge gewartet und mit Salz befüllt, ebenso wie die Behälter an den Straßen. Auch genügend Spezialgranulat für die Brücken muss vorrätig sein, da das Salz den Stahl zu sehr angreift. An Steigungen stellen sie Splitkisten auf. Jedes Jahr setzen sie die schwarz-orangen Schneestangen an bestimmten Straßenabschnitten, damit sie wissen, wo sie räumen müssen. „Früher habe ich immer gedacht, das braucht es nicht, aber ohne hat man keine Chance“, sagt Glas.

16 Bauhofmitarbeiter räumen und streuen

Elf Fahrzeuge vom Bauhof sind jedes Jahr im Einsatz, acht davon streuen Salz und räumen Schnee. Drei davon sind Busse mit Fußtruppen von zwei bis drei Mann. Insgesamt sind 16 Mitarbeiter unterwegs, um für Sicherheit auf den Kolbermoorer Straßen zu sorgen. Zusätzlich fahren zwei Schneepflüge von einem Fremdunternehmer, weil der Bauhof nicht genug Personal hat, um das ganze Gebiet alleine zu räumen.

Für die Strecken gibt es einen Fahrplan. Schneit es, werden die Straßen zuerst mit den Fahrzeugen geräumt. Danach kommen die Fußtruppen, um Gehwege und enge Straßen vom Schnee zu befreien. „Die Reihenfolge ist wichtig“, so Glas. Sonst kämen Fußgänger nicht durch die Schneemassen, wenn die Fahrzeuge zuletzt fahren würden.

Der Plan wird bereits im November angepasst und besprochen. Denn jedes Jahr kommen neue Stellen dazu, etwa wie die Tonwerksunterführung. Bevor der Schnee kommt, müssen die Bauhofmitarbeiter prüfen, wie sie an den Orten am besten streuen und räumen – mit den Fußtruppen oder mit einem Fahrzeug und wenn, mit welchem.

„Wenn der Plan steht, fährt jeder sein Gebiet im Trockenen ab“, sagt Glas. Es müsse geprüft werden, ob die Schneepflüge durchpassen. Jeder Fahrer muss darauf achten, ob Kabel von Baustellen auf der Strecke sind, Äste zu weit in die Straße hängen und was sich sonst verändert hat. Jeder Mitarbeiter kenne sein Gebiet am besten: Wo sie weniger und wo mehr streuen müssen, etwa an schattigen Orten, die immer vereist sind.

„Die Leute sollten nicht nur schimpfen

Wo sie den Schnee hinschieben können, wüssten sie meistens aus den Vorjahren. „Zum Teil ist das schwierig“, weiß Glas. Denn manche Bürger beschweren sich, wenn ihnen nicht passt, wo der Schnee liegt. „Die Leute sollten nicht nur schimpfen, sondern auch Rücksicht nehmen“, sagt Füllbier. Wenn es schneit, sei das Team schließlich rund um die Uhr unterwegs und sie könnten nicht überall zeitgleich sein.

Im Schnitt dauere es drei bis vier Stunden, bis ein Kollege seine Tour durchhat und dann fange er wieder von vorne an. Manchmal beginne es auch erst um fünf Uhr morgens zu schneien. „Dann können wir auch nicht mehr so schnell agieren vor dem Berufsverkehr.“ Er wünscht sich deshalb mehr Wertschätzung und Verständnis für die Arbeit des Winterdienstes.

So können Bürger den Winterdienst unterstützen:

„Es wäre gut, wenn die Leute den Schnee nicht auf die Straße schieben“, sagt Stefan Füllbier. Sie könnten den Schnee zwar vom Gehweg an den Rand der Straße räumen, aber nicht direkt auf die Straße. Wenn wegen der Schneemengen ein Unfall passiere, hafte der Anwohner, nicht der Winterdienst. Denn Füllbier und seine Kollgen können nachweisen, wo sie geräumt haben. Wenn die Bürger den Schnee nicht ordnungsgemäß beseitigen, könne das sogar mit einer Anzeige geahndet werden. „Teilweise sind das Schulwege und niemand kommt mehr durch“, weiß Füllbier.

Bauhofleiter Michael Glas bittet die Bürger darum, ihre Autos in ihre privaten Einfahrten oder Garagen zu fahren. „Die meisten könnten ihre Autos auf ihrem Hof unterstellen.“ Dennoch parken viele Kolbermoorer auf der Straße. Wenn die Schneehaufen immer breiter werden, wandern die Autos immer weiter in der Mitte. „Irgendwann kommen wir mit dem Schneepflug nicht mehr durch“, bemängelt auch Füllbier. Es gehe nicht nur um den Winterdienst, sondern auch um Feuerwehrwägen oder Rettungsfahrzeuge, für die es oft zu eng sei.

Hausbesitzer sollten zudem nicht vergessen, dass sie eine Räum- und Streupflicht vor ihrem Grundstück haben, so Glas. Sie müssten selbstständig überprüfen, ob der Weg eisig ist. Denn wenn jemand hinfällt, haften die Anlieger. „Das geht sogar vor Gericht“, sagt Glas. Jedes Jahr gebe es ein oder zwei solcher Fälle. Beim Winterdienst werde dann angefragt, wie das Wetter war und wann geräumt wurde.

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