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Skifahren mit Handicap: Wie die Edlinger Kantenroller Inklusion leben

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Von: Sophia Huber

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Trotz Sehbehinderung: Sara fährt bei den Kantenrollen in Edling Ski.
Trotz Sehbehinderung: Sara, vorne mit pinkem Skianzug und gelber Warnweste, fährt bei den Kantenrollern in Edling Ski.  © re

Skifahren mit Sehbehinderung? Geht nicht, denken viele. Geht nicht, gibt´s nicht, sagen dagegen die Kantenroller in Edling. Bei ihnen im Verein ist Inklusion inzwischen zur Selbstverständlichkeit geworden.

Edling - Wenn Thea (voller Name der Redaktion bekannt) über das Skifahren spricht, dann strahlt sie über das ganze Gesicht. Ein Wort reicht, um ihre Erfahrung zu beschreiben: „Toll“. Ob sie Spaß habe? Thea grinst und nickt „ja“. Thea ist zehn Jahr alt, hat Trisomie 21, bekannt als Down-Syndrom. Bei den Kantenrollern des Sportvereins Edling hat sie in den Weihnachtsferien zum ersten mal einen Skikurs besucht. Vier Tage ging es für sie ins Skigebiet Wilder Kaiser nach Westendorf. Denn Inklusion ist bei den Kantenrollern inzwischen selbstverständlich geworden.

Wie die große Schwester

Die große Schwester habe Thea auf das Skifahren gebracht, erzählt die Mutter. „Mein Mann und ich haben gar keine Erfahrung damit. Wir fahren weder Snowboard noch Ski“, sagt sie. Aber die Älteste sei bei den Kantenrollern zum richtigen Skihasen geworden. Keine Frage, da wollte nun auch die kleine Schwester auf die Bretter.

Thea und Skilehrer Patrik Friedl beim ersten Skikurs.
Thea und Skilehrer Patrik Friedl beim ersten Skikurs. © re

Bei den Kantenrollern in Edling war es deshalb nur logisch, Thea ihren Traum vom Skifahren zu erfüllen - trotz ihrer Einschränkungen. „Wir haben uns kurz besprochen, wie wir das hinbekommen, aber eigentlich war von Anfang an klar, dass bekommen wir hin“, erzählt Theas Skilehrer Patrik Friedl schulterzuckend.

Sara fährt trotz Sehbehinderung

Friedl hat Erfahrung mit Inklusion beim Skifahren. Seine erste Schülerin mit Handicap unterrichtet er seit vier Jahren. Sara Vitorelli hat eine angeborene Sehbehinderung, sie gilt als fast blind. Das hindert die 12-Jährige aber nicht daran, die Pisten hinunter zu sausen.

Seit sie sieben Jahre alt ist, fährt sie Ski, erzählt Sara. „Das erste Jahr mit meiner Mama, danach bin ich bei den Kantenrollern eingestiegen.“ Wenn sie und Friedl auf den Pisten stehen, tragen sie hellgelbe Warnwesten. Saras zeigt das Blindenzeichen, auf Friedls steht in Großbuchstaben „Guide“ (Führer) geschrieben. Zur Information der anderen Skifahrer, aber auch zur Unterstützung von Sara, die grelle Jacke kann sie besser erkennen, erzählt sie.

Sara Vitorelli und ihr Skilehrer Patrik Friedl: Zur Kennzeichnung von Saras Sehbehinderung tragen die beiden gelbe Warnwesten.
Sara Vitorelli und ihr Skilehrer Patrik Friedl: Zur Kennzeichnung von Saras Sehbehinderung tragen die beiden gelbe Warnwesten. © re

Anfangs sei das Skifahren noch schwieriger gewesen. „Aber inzwischen sind der Patrik und ich ein eingespieltes Team“, sagt Sara. Das bestätigt auch Friedl. „Dieses Jahr konnte Sara sogar beim normalen Skikurs mitfahren“, erzählt er stolz. „Es klappt inzwischen alles sehr gut.“ Obwohl er zugibt: „Am Ende des Tages bin ich geschafft.“ Auf sich selbst schauen, auf Sara, auf andere Skifahrer und das Terrain achten: „Das fordert“, sagt er. Aber er mache es gern, die Kinder zum Ski fahren, zum Sport zu bewegen, das sei einfach schön. „Und wenn man sieht, wie viel Spaß es ihnen macht, da geht einem einfach das Herz auf.“

Patrik Friedl und Sara Vitorelli sind inzwischen ein eingespieltes Team. Gemeinsam sausen sie seit vier Jahren die Pisten hinab.
Patrik Friedl und Sara Vitorelli sind inzwischen ein eingespieltes Team. Gemeinsam sausen sie seit vier Jahren die Pisten hinab. © re

Beim nächsten Skikurs wieder dabei

Spaß, das haben jedenfalls sowohl Sara als auch Thea mehr als genug. Beim Rennen am letzten Skitag, beim Mittagsessen auf den Hütten. Die Skikurse waren für beide das Highlight in diesem Winter, da mussten sogar die Weihnachtspläne umgeworfen werden. „Wir sind erst später zu den Großeltern gefahren, damit Thea und Anna zum Kurs konnten“, erzählt Theas Mutter. „Und wir sind erst später nach Luxemburg“, setzt Sara hinzu.

Auf die Frage hin, ob sie im nächsten Jahr wieder beim Skikurs dabei sein werden, müssen jedenfalls weder Thea noch Sara lange überlegen. „Ja“, kommt als Antwort von beiden.

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