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Griesstätter Bäckermeister: „Bin froh, wenn wir die Krise überleben“

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Von: Marina Birkhof

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Bäckermeister Alois Zeilinger aus Griesstätt
Alois Zeilinger von der gleichnamigen Bäckerei samt Café im Herzen von Griesstätt - am Ende des Tages sind die Regale mit Backwaren leer. Der Bäckermeister hofft, dass es trotz Energiekrise und Inflation so bleibt. © mb

Nach ihrer Kunst sind Mahlzeiten wie Brotzeit und Abendbrot benannt. Doch das traditionelle Bäckerhandwerk kämpft nicht erst seit Inflation und Energiekrise ums Bestehen. Der Griesstätter Alois Zeilinger reflektiert für uns die derzeitige Lage der Bäcker.

Griesstätt - Seit 104 Jahren existiert die Bäckerei inklusive dem 2016 ins Leben gerufenen Café Zeilinger im Ortskern der rund 3000-Seelen-Gemeinde direkt neben der Kirche.

Keine Selbstverständlichkeit, denn traditionelle Bäcker, die noch selbst Hand anlegen und nachts am Ofen stehen sind rar geworden. Viele kleine Handwerkbetriebe müssen sich stetig wachsender Konkurrenz um Discounter und Backshops geschlagen geben.

Viele kleine Bäckerbetriebe stehen vor dem Aus

Inflation und Energiekrise machen die Lage nicht leichter. „Als Familienbetrieb in der dritten Generation sind wir natürlich motiviert weiter zu machen und stehen besonders in Krisenzeiten zusammen. Wir kämpfen uns durch, mit dem Ziel zu überleben. Das schaffen leider nicht alle kleinen Betriebe“, stellt Bäckermeister Alois nüchtern fest.

Er steht mit vielen Kollegen in Kontakt und Austausch und weiß um die prekäre Lage der Bäcker. So endet beispielsweise im November die Ära der Soyener Traditions-Bäckerei Federkiel: Die beiden 65 Jahre alten Betreiber Ingeborg und Franz Federkiel haben keine Nachfolger.

Treuer Kundenstamm trotz steigender Preise

So weit soll es im Café Zeilinger nicht kommen. Die Betreiber seien laut Alois „in der glücklichen Lage“, ausreichend Personal zu haben, Sohn Adrian als Nachfolger in der Backstube sowie eine Auszubildende. Darüber hinaus sei dem Familienbetrieb die Stammkundschaft seit Jahren treu.

Selbst jetzt in der Inflation stehen die Kunden hinter ihnen: „Natürlich kommen auch wir um eine Preissteigerung nicht herum, doch alles können und wollen wir freilich nicht auf die Kunden umlegen“, räumt der Bäckermeister ein.

„Genau genommen müsste ich aber für eine Breze oder Semmel noch mehr verlangen, um nicht zuletzt der Billigkonkurrenz Stand zu halten. Eine Gratwanderung, um weiter Bestand auf dem Markt zu haben.“

„Alles ist teurer geworden“

Expandieren möchte Alois nicht, obwohl er schon häufiger gefragt wurde, ob er denn nicht auch rund um Griesstätt liefern wolle. Doch dafür müsste er zunächst investieren - schwierig in Zeiten der Inflation. Zudem stehe für Alois die Qualität an erster Stelle, er möchte nur das machen, was er auch bewältigen könne.

In Neues investieren sei aktuell ohnehin nicht drin, sagt Alois schulterzuckend. Eine neue Kühlmaschine wäre wohl ohne Inflation schon im Einsatz. So aber muss die Maschine eben warten. Und es seien ja nicht nur die Energiekosten, sondern auch die Rohstoffe: „Getreide, Mühlen, Transportkosten, Löhne - alles ist teurer geworden.“

Kühlungen und Öfen ohne Pause in Betrieb

Auch wenn er kein Gas nutzt gehen die höheren Strom- und Ölpreise nicht spurlos an seinem Bäckerladen vorüber. 65.000 Kilowattstunden im Jahr verbraucht die Backstube, 20.000 Liter Öl fasst der dazugehörige Tank.

„Das dicke Ende der Rechnungen kommt erst noch. Kühlungen und Öfen laufen 365 Tage rund um die Uhr - wenn ich meinen Betrieb aufrecht erhalten will, muss ich - wie viele andere auch - in den sauren Apfel beißen und mitmachen“, erklärt Alois.

In die Zukunft blickt er mit gemischten Gefühlen. „Die nächsten zwei, drei Jahre werden noch zäh, denke ich. Wenn wir 2025 überstanden haben, bin ich erleichtert“, sagt der 55-Jährige mit einem zögerlichen Lächeln - allerdings nicht ohne einen Seitenhieb auf die Politik, von der sich das Handwerk „alleine gelassen und vergessen“ fühle. „Ich bin froh, wenn wir die Krise geschäftlich überleben.“

mb

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