So lauten die ersten Reaktionen
Keine Erdgasförderung in Halfing – Eine ganze Gemeinde ist erleichtert
aktualisiert:
- 0 Kommentare
- Weitere
Eine geplante Wiederaufnahme der Erdgasbohrung im Gemeindebereich Halfing wird es nicht geben. Das gab die Firma Wintershall Dea in einem Dialogforum bekannt. Die Firma werde die Aufsuchungserlaubnis für Grafing und Grafing Süd, die im Frühjahr enden, nicht weiter verlängern.
Halfing – „Somit verfolgt das Unternehmen die Wiederinbetriebnahme der Erdgaslagerstätte Irlach nicht weiter“, heißt es in einem offiziellen Statement von Wintershall Dea. Die Bürgerinitiativen, die sich gegen eine geplante Erdgasförderung positioniert hatten, freuen sich über die unerwartete Wende. Halfings Bürgermeisterin Regina Braun zeigt sich ebenfalls erleichtert. „Die Bürgerinitiative und die Gemeinde haben aus einem Mund gesprochen und ich denke, dass damit eine Erdgasförderung in Halfing endgültig vom Tisch ist.“
Verfahren verzögerte sich
Der letzte Sachstand des Projekts war, das die Regierung von Oberbayern eine Umweltverträglichkeitsprüfung (UVP) verlangte. In Zuge dessen hätte Wintershall Dea ermitteln müssen, inwieweit das Vorhaben Auswirkungen auf die Schutzgüter Mensch, Natur und Umwelt gehabt hätte. Als Konsequenz hätte ein solches Gutachten den Zeitplan der Erdgasförderung um ein bis zwei Jahre nach hinten geworfen.
Laut Wintershall Dea sei das Verfahren aber nicht der Grund für die Aufgabe des Projekts. „Die Prüfung der Umweltverträglichkeit hätte aus unserer Sicht wahrscheinlich zu einer Genehmigung des Projektes geführt“, erklärt Pressesprecher Derek Mösche. „Im Dialogprozess haben wir auf freiwilliger Basis schon umfangreiche Vorarbeit im Sinne der UVP geleistet. Es wurden sowohl das detaillierte Biomonitoring als auch das hydrogeologische Gutachten als auch eine frühe Öffentlichkeitsbeteiligung durchgeführt.“ All das seien bereits essenzielle Bestandteile der UVP.
Fokussierung auf den Norden
Der Grund, warum sich Wintershall Dea aus dem Projekt zurückzieht, ist die Fokussierung der Firma auf den Norden. „Mit dem Ausstieg aus den letzten bayerischen Aktivitäten fokussieren wir uns bei der heimischen Erdgas- und Erdölförderung auf unsere eigenoperierte Produktion in Niedersachsen und Schleswig-Holstein“, betonte Robert Frimpong, Geschäftsführer der Business Unit Deutschland von Wintershall Dea. „Dabei handelt es sich um eine strategische Entscheidung und einen weiteren Schritt zur Optimierung unseres Portfolios.“
Regina Braun nimmt die Entscheidung erfreut entgegen. Bereits im Sommer hatte sich der Gemeinderat gegen eine Erdgasförderung positioniert. „Man hat gesehen, was erreicht werden kann, wenn alle an einem Strang ziehen.“
Ebenfalls lobt Braun die Zusammenarbeit der Verwaltung mit den Bürgerinitiativen und der Firma Wintershall Dea. „Es war keine Schlammschlacht“, so Brauns Einschätzung. Die Bürgerinitiativen haben „fundiert gearbeitet“ und die Firma Wintershall Dea immer wieder mit ihren berechtigten Bedenken konfrontiert.
Frimpong teilt die Einschätzung Brauns. „Neben konstruktiver Kritik gab es auch ein hohes Maß an Aufgeschlossenheit und Unterstützung. Gerade im Dialogforum hat ein guter Austausch der Positionen stattgefunden.“
Große Erleichterung vor Ort
Die Bürgerinitiativen, die vor allem um den Schutz der Natur und des Trinkwassers besorgt waren, sind erleichtert. Der Widerstand gegen das Projekt habe sich „völlig gelohnt“, sagt Andrea Aicher, die Initiatorin der Online-Petition gegen die Erdgasförderung. „Sie hat über 4000 Unterschriften, zuletzt haben wir Unterstützung von der Umwelthilfe bekommen und an Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger geschrieben, die Aufsucherlaubnisse zurückzuziehen“, beschreibt Aicher ihre Bemühungen. Aicher glaubt auch, dass der Widerstand gegen die Erdgasförderung ein Grund war, warum sich Wintershall Dea zurückgezogen hat.
„Es ist ein toller Erfolg“, so Hildegard Rieder-Aigner, eine der Mitbegründerinnen der Bürgerinitiative Pro Halfing. „Eine Last fällt von unseren Schultern. Die Ressourcen in Halfing werden nicht ausgebeutet und bleiben für die kommenden Generationen erhalten.“