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Nach Zugunfall: "Wir werden hier blockiert"

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Von: Regina Mittermair

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Bürgermeister Karl Fischberger wartet seit 2013 auf den erlösenden Bescheid, damit die Bahnübergänge in Soyen sicherer werden können. © mit

Soyen - Es gleicht einem wiederkehrenden Schicksal, das die Einsatzkräfte aus der Umgebung regelmäßig vor Augen haben: Schwere Unfälle an Bahnübergängen im Gemeindegebiet. Die Lösung liegt immer noch in der Schublade!

"In einem Jahr wird so ein Unfall nicht mehr passieren, weil es diesen Bahnübergang dann nicht mehr gibt", heißt es vom Pressesprecher der Deutschen Bahn. Ein Satz, der Soyens Bürgermeister auf die Palme bringt, wäre es nicht an einem Tag, der vor allem von erneuter Traurigkeit geprägt ist. "Das sagt mir die Bahn schon seit vielen Jahren", wettert Fischberger. Man habe 2007 die Brücke als Überführung für den Bahnübergang Mühlthal, der nur wenige Hundert Meter vom jetzigen Unfallstandort entfernt liegt, beantragt, so Fischberger. "Wir werden hier total blockiert", zeigt sich das Gemeindeoberhaupt betroffen.

Lösung in der Schublade

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Im Gemeindegebiet sind in den letzten Jahren zahlreiche schlimme, oft tödlich endende Unfälle an den Bahnübergängen passiert. In Mühlthal verstarb 2007 ein Lastwagenfahrer, nachdem er mit einem Zug zusammenstieß, an diesem Bahnübergang war es der zweite tödliche Unfall. Seitdem ist dieser Bahnübergang kaputt und für eine Überfahrt gesperrt. "Hier brauchen wir dringend diese angedachte Brücke und die Planungen sind ja schon fertig, es fehlt nur noch an einem Bescheid und hier ist jetzt eindeutig das Eisenbahnbundesamt in der Pflicht, unser Anliegen endlich zu bearbeiten", so Fischberger im Gespräch mit wasserburg24.de.

Der Bahnübergang in Hörgen, an dem am Donnerstagmittag der mittlerweile vierte Unfall mit tödlichem Ausgang passierte, würde dann geschlossen. "Alles ist geplant und die finanzielle Aufteilung fertiggedacht, seit 2013 werden wir vertröstet, es ist eine regelrechte Frechheit", schimpft Fischberger.

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Bürgermeiter Karl Fischberger ist entsetzt darüber, dass die Bürokratie hier den Bürgern die Sicherheit vorenthält. © Mittermair

Ausreden, warum der Bescheid solange auf sich warten lässt, habe er schon oft vom Eisenbahnbundesamt gehört. Man sei personell unterbesetzt, habe momentan für das Soyener Anliegen keine Zeit. Eine schriftliche Anfrage unserer Redaktion beim zuständigen Eisenbahnbundesamt blieb bisher noch unbeantwortet. Eine mögliche Stellungnahme wird hierzu nachgereicht.

Fakt bleibt für den Soyener Bürgermeister, dass die Brücke mit neun Metern Spannweite dringend kommen muss und richtet einen Appell an die Mitarbeiterin, die für den Bescheid zuständig ist. "Wenn sich alle einig sind und Gelder zur Verfügung stehen, muss sich doch für die Sicherheit der Bürger etwas tun lassen", so Fischberger.

Die Gemeinde sei bereit, ihren Teil dazu zu geben und mit zu zahlen. "Vor einigen Wochen wurde mir zugesagt, dass nun wirklich Ende Februar 2016 der Bescheid und somit Startschuss für die Brückenarbeiten eintrudeln wird. Bisher kam aber nichts", so Fischberger.

Auch von der Deutschen Bahn heißt es, man habe die Information, dass Ende Februar 2016 - immerhin neun Jahre nach den Planungen für eine Bahnbrücke - endlich der Bescheid fertig sein werde.

Verunglückter zog kürzlich her

Der Autofahrer, der am Donnerstagmittag bei dem Zusammenstoß mit der Bahn tödlich verunglückte, zog mit seiner Lebensgefährtin erst vor wenigen Monaten nach Soyen. Die beiden hatten sich ein Haus gebaut und wollten sich eine Zukunft im idyllischen Soyen aufbauen. Für die Einsatzkräfte aus der Umgebung ist es nie Routine, auch wenn es immer wieder schlimme Unfälle an den Bahnübergängen im Gemeindegebiet von Soyen gibt. Gespenstische Stille herrschte auch am Donnerstag, obwohl einige Dutzend Einsatzkräfte an der Unfallstelle mithalfen.

"So ein Unfall darf nicht mehr passieren, wir brauchen die Brücke am Bahnübergang Mühlthal und wollen jetzt endlich mit der Ausschreibung für die Bauarbeiten beginnen, warum schläft das Eisenbahnbundesamt hier so?", zeigt sich Karl Fischberger enttäuscht von der Behörde.

Für den Fall, dass der Bescheid in Kürze eintreffen wird, soll am Bahnübergang Mühlthal, der seit 2007 ja kaputt und daher geschlossen ist, eine Brücke entstehen, die als Überführung für Autofahrer gelten soll. Der Bahnübergang Hörging, der seit Donnerstag das vierte Todesopfer zählt, wird dann auf Dauer geschlossen. Die Deutsche Bahn betont abschließend, dass auch von ihrer Seite alles vorgeplant und klar sei und tatsächlich nur noch das Planfeststellungsverfahren durch den Bescheid des Eisenbahnbundesamt abgeschlossen werden müsste. 

"Sogar die Gelder liegen schon auf Abruf bereit", hieß es vom Pressesprecher der Deutschen Bahn. Zu je einem Drittel beteiligen sich die Gemeinde Soyen, die Deutsche Bahn sowie der Bund an den Kosten des Bauprojekts. "Wenn die Bürokratie nicht wäre, hätten wir diesen Unfallschwerpunkt schon geschlossen", zeigt sich Karl Fischberger nachdenklich. Den Einsatzkräften möchte er großen Dank aussprechen. "Diese Leistung , Bereitschaft und Stärke sind sehr bemerkenswert", so Fischberger.

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