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Schließungen und Neueröffnungen: So geht es dem Einzelhandel in Wasserburg

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Von: Heike Duczek

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Prominentestes Beispiel für eine Geschäftsaufgabe: Schreibwaren Pöhmerer am Weberzipfel - das Schaufenster war jahrzehntelang eines der schönsten in der Stadt.
Prominentestes Beispiel für eine Geschäftsaufgabe: Schreibwaren Pöhmerer am Weberzipfel - das Schaufenster war jahrzehntelang eines der schönsten in der Stadt. © Duczek

Leerstände gibt es in Wasserburg kaum, doch der Einzelhandel unterliegt auch hier einem Wandel: Geschäfte schließen, neue öffnen. Das fällt auf.

Wasserburg - Es war einmal eines der schönsten Schaufenster in Wasserburg: Schreibwaren Pöhmerer am Weberzipfel präsentierte Stifte, Füller, Blöcke, Kalender und Papiere inmitten einer detailverliebten saisonalen Dekoration, gebastelt vom Team. Seit der Schließung an Silvester sind die beiden Scheiben verklebt, im Innern ist es dunkel. Nachfolge noch offen.

Es gibt jedoch auch einen Laden, der in Wasserburg sogar als „lost place“ Berühmtheit erlangt hat: das Eisenwaren- und Textilgeschäft von Anna Beyer. Seit 2018 ist es geschlossen, weil die mittlerweile verstorbene Inhaberin den Laden aus Alters-und Gesundheitsgründen zumachen musste. Die Schaufensterauslage blieb - Kittelschürzen und Kochtöpfe, Stofftaschentücher und Wachstuchdecken sind hier nach wie vor zu bewundern - angestaubte Relikte einer Zeit, als es noch keine Online-Konkurrenz gab. Mittlerweile haben sich die Regale in einem der beiden Schaufenster geleert, die beiden Gebäude sollen verkauft werden. Was genau mit den Häuser passiert, ist noch offen. Konkrete Planungen liegen der Stadt noch nicht vor, teilt Stadtbaumeisterin Mechtild Herrmann auf Anfrage mit.

Die Grafik zeigt die Geschäftsschließungen und Neueröffnungen in Wasserburg.
Die Grafik zeigt die Geschäftsschließungen und Neueröffnungen in Wasserburg. © OVB/Klinger

Es gibt nur wenige Läden in Wasserburg, die so lange leer stehen. Schon ein paar Jahre fristet allerdings das Gebäude der ehemaligen Metzgerei Rahm in der Schustergasse dieses Dasein. Doch manchmal benötigt die Stadt einen langen Atem, bis sich ein Geschäft wieder belebt. Bestes Beispiel: der Supermarkt in der Burgau. Auf dem Grundstück ist der Rewe-Supermarkt Arthur Sattler eingezogen - ein Gewinn für den Stadtteil, der zwei Jahre lang keinen Nahversorger hatte.

Viele kleine inhabergeführte Fachgeschäfte

Manchmal funktioniert ein Wechsel auch blitzschnell und ansatzlos: Das Lebensmittelgeschäft Häuslmann in der Ledererzeile zog aus, ein Holzladerl ein. Auch hier gibt es einen Kaffee. Die Reinigung Riegel wurde durch ein Friseurgeschäft ersetzt. Und das Geschäft für Hanfprodukte in der Ledererzeile 19 fand ebenfalls einen Nachfolger: den Bubble´s Tea-Laden. Auffällig: In Wasserburg siedeln sich nach wie vor viele inhabergeführte kleinere Fachgeschäfte neu an - etwa „Amango“, ein Lebensmittelladen mit dem Schwerpunkt auf Spezialitäten aus Afrika. Oder schon 2020 Frödy-Records, ein Plattenladen. Sogar sehr spezielle Sortimente finden in der Altstadt einen Platz: die Nerdbox bietet Actionfiguren, Comics, alles aus der Welt der modernen Superhelden. Erst im November neu eröffnet hat ein Schmuckatelier - Berggasse nahe Weberzipfel.

Personalmangel bereitet Probleme

Trotz einiger Geschäftsschließungen - darunter auch der Laden von Blumen Posch und Grünkunft Naturkost - ist in Wasserburg nach wie vor fast jede Branche vertreten, freut sich der Wirtschaftsreferent des Stadtrates, Christoph Klobeck. Sogar im Bereich Elektro, der in vielen Städten auf die grüne Wiese wandert. Für das Traditionsunternehmen Stecher in der Altstadt am Knoppermühlweg fand sich mit der Firma Elektro Maier GmbH ein Nachfolger. „Es gibt kaum eine Stadt gleicher Größenordnung, die so top aufgestellt ist wie wir“, ist Klobeck überzeugt. Gebe doch mal ein Geschäft auf, finde sich meistens schnell eine Nachfolgenutzung. Die großen Ketten mit ihren eher gesichtslosen Läden seien wenig vertreten. Schaffe es ein Einzelhändler nicht, liege es oft nicht an fehlenden Umsätzen, sondern an fehlenden Nachfolgern, stellt er immer wieder fest. Probleme bereite außerdem der Personalmangel.

Auch in Wasserburg gebe es deshalb jetzt Geschäfte, die einen Tag in der Woche zubleiben würden. Für schlechte Stimmung sorgen nach Klobecks Angaben auch die Prognosen für den Einzelhandel, die seit der Pandemie eher düster ausfallen würden. Die hohe Inflation drücke auf die Stimmung bei den Kunden, das Konsumverhalten werde ausgebremst. Sorgen bereitet Klobeck die in seinen Augen auch in Wasserburg nachlassende Frequenz. Es gebe derzeit auffällig viele freie Parkplätze, nennt er als Beispiel.

Kaufhäuser als Magneten

Frequenzbringer sind die beiden großen, inhabergeführten Kaufhäuser: das Innkaufhaus und das Gewandhaus Gruber, Bürgermeister Michael Kölbl sieht in den beiden Kaufhäusern zwei Glücksfälle für die Stadt. Beide haben verwirklicht, was der Einzelhandel heute braucht, will er überleben: Eventcharakter, individuelle Beratung und Service.

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